Sommerfrische in Thalhof

Sommerfrische in Thalhof
Der Thalhof in Reichenau an der Rax war einst Sommerfrische-Treffpunkt der eleganten Wiener Gesellschaft und Schauplatz einer leidenschaftlichen Liebesgeschichte. Jetzt wird er aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Es sollte der Schicksalssommer für Arthur Schnitzler werden. Bei einem Kuraufenthalt in Meran lernt der junge Arzt und Schriftsteller Olga Waissnix kennen. Es ist Liebe. Die junge, schöne und gescheite Frau ist die Chefin des Hotels Thalhof in Reichenau an der Rax. Der Dichter reist ihr nach, quartiert sich dort ein. Das, was Schnitzler „das Abenteuer meines Lebens“ nennt, beginnt. Gemeinsame Spaziergänge, gefühlvolle Geständnisse und unerfüllte Sehnsucht sind die Zutaten dieses Liebessommers 1886. Denn die Beziehung bleibt platonisch. Olga schafft es nicht, sich von ihrem eifersüchtigen Ehemann Charles zu lösen, das florierende Sommerfrischehotel zu verlassen und sich öffentlich zu ihrem Geliebten zu bekennen. Muse, Ratgeberin und (Brief-)Freundin Schnitzlers bleibt sie allerdings, bis sie 1897 allzu früh an Tuberkulose stirbt.

Arthur Schnitzler über die Sommerfrische am Thalhof

Sommerfrische in Thalhof
ARCHIV - HANDOUT - Das undatierte Foto zeigt den österreichischen Schriftsteller und Arzt, Arthur Schnitzler. Wien feiert in diesem Jahr den 150. Geburtstag Arthur Schnitzlers. In seinen Dramen und Erzählungen hielt Schnitzler der Gesellschaft an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert den Spiegel vor. Foto: dpa (zu dpa «Arthur Schnitzler: Bühnen-Dauerbrenner und subtiler Psychologe» vom 09.05.2012) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Den Schauplatz dieser Liebesgeschichte ohne Happy End gibt es noch immer. Voriges Jahr allerdings ging das riesige Anwesen von der Familie Waissnix an das Ehepaar Josef und Ursula Rath, die dem Zauber dieses magischen Ortes erlegen sind und die seit Jahrzehnten verfallenden Gebäude retten und wiederbeleben wollen. Als Schauplatz von Theateraufführung, als Feriendomizil und als Hommage an die Großen aus Kunst und Kultur, die einst hier ein und ausgingen. Von den Möbeln und der übrigen Einrichtung ist nicht mehr viel übrig. „Aber der große Theatersaal ist völlig intakt. Der hat mich fasziniert“, sagt Josef Rath. Im Mai soll der Saal wieder bespielt werden. Innerhalb der nächsten vier Jahre wird das denkmalgeschützte Gebäude behutsam renoviert werden. Eine Mammutaufgabe, nicht nur der 460 Fenster wegen.

Die Geschichte des Thalhofs reicht gut 200 Jahre zurück. Damals, 1810, brachte Anna, die Tochter des Thalhofbauern, den Hof, die dazugehörige Mühle aus Brautgut in die Ehe mit Ignaz Waissnix ein. Was als schlichtes Gasthaus begann, wurde von Ignaz’ Söhnen in der Zeit des Biedermeier zum Treffpunkt der eleganten Wiener Gesellschaft. Urbaner Lebensstil traf auf das, was die Städter für das romantische Leben auf dem Lande hielten. Die Natur lag vor der Haustür, das Hotel war Ausgangspunkt für Landpartien und Wanderungen auf Rax und Schneeberg. Es wurde ausgebaut und stetig erweitert. Für Kaiser Franz Joseph I., der alljährlich zur Hahnbalz im Thalhof abstieg, wurde ein eigenes Appartement reserviert. Und nach der Geburt von Kronprinz Rudolf wurde die im Tudorstil errichtete Villa beim Thalhof zur Sommerfrische für die Kaiserkinder Rudolf und Gisela. Später wurde auch noch ein Badehaus eingerichtet, das später zur „Kaltwasserheilanstalt“ wurde.
Die Liste der prominenten Namen, die sich im „Fremdenbuch“ des Hauses finden, reicht von Ferdinand Raimund über Pater Altenberg bis Robert Musil. Mit dem Untergang der Monarchie verblasst der Ruhm des Hauses. Ab Mai soll sich das ändern, wenn am Thalhof wieder Theater gespielt wird. Natürlich Stücke von Arthur Schnitzler.

24. MAI - 9. JUNI: „Die Waffen nieder“, Bertha von Suttner


29. - 30. MAI: KURIER-Autor Georg Markus liest „Heiteres aus der Reichenauer Gegend“, www.thalhof-reichenau.at

17. JULI- 24. AUGUST: Schnitzler im Thalhof, www.schnitzlerimthalhof.at

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