Florian Holzers Restauranttest: Restaurant Herzig
In Cuxhaven, wo Sören Herzig geboren wurde, hat das Wort „herzig“ keine besondere Bedeutung. Hier in Österreich ist das ein Name, den man sich merkt. Was allerdings nicht der einzige Grund war, warum man auf diesen jungen Koch aufmerksam wurde: Er kann nämlich auch wahnsinnig gut kochen. Zuerst im Restaurant seines Lehrmeisters Juan Amador oder im „Aï“. Nun machte er sein eigenes Restaurant auf, und das zeugt von Mut: Gourmet-Küche gab’s auf der Schmelz schließlich noch nie; die Location in einem alten Dorotheum ist spektakulär, erinnert an eine Galerie; und dann natürlich die Küche, beziehungsweise das Menu (es gibt nur eines, und das hat offiziell sieben Gänge, im Endeffekt sind es 14, Preis: 135,– €): Intensive Zwiebelsuppen-Essenz mit Comté-Schaum in der Phiole, rohe Stachelmakrele mit Ingwer in karamellisierter Karottenhülle, eine sämige „Carbonara“ aus „Risoni“-Pasta, Hühnerfond und pochiertem Wachtelei, alles wunderbar. Makrele kommt mit Zimtfond, Kartofferl in (essbarer) Folie und Zwiebel-Mayonnaise, Seezunge als Sandwich mit Krabbenfülle und zweierlei Spargel, Lamm als rosa gebratener Rücken, geschmortes Haxerl, Dill-Sauce und einem Sous vide-gegarten Rhabarber mit Anchovis … Das Allermeiste gelingt und ist großartig, Gourmet-Entertainment auf höchster Stufe. Ob es wirklich sieben (!!) Desserts sein müssen, ist die Frage, noch dazu wo das Hefe-Eis mit Birnen-Zucker und Zitronenthymian eh so großartig ist. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Wien hat ein neues, junges Top-Restaurant. Das mittags außerdem den besten Tagesteller der Stadt hat.
Restaurant Herzig
Wien 15, Schanzstr. 14, 0664/11 50 300,
Di-Fr 11.30-14, Di-Sa ab 18.30,
www.restaurant-herzig.at
Bewertung:
Küche: 32 von 35
Keller: 9 von 10
Service: 13 vvon 15
Atmosphäre: 14 von 15
Preis/Wert: 16 von 20
Familie: 2 von 5
Gesamt: 86 von 100
florian.holzer@kurier.at
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