Florian Holzers Restauranttest: Le Bol Blanc
Als das „Le Bol“ 2003 am Neuen Markt eröffnete, kannte man Éclaires oder Bombe au Chocolat kaum, war Quiche Lorraine eine exotische Spezialität. Und zusammen mit anderen an einem Gemeinschaftstisch zu sitzen war für den gelernten Wiener eigentlich undenkbar. Dennoch war das Bistro-Café mit dem französischen Flair ein voller Erfolg. Seit Beginn dieses Jahres wird der Neue Markt allerdings umgestaltet, weshalb ein Lokal in der Naglergasse zum „Le Bol Blanc“, einem Landhaus-Café ganz in Weiß, gemacht wurde. Wie im alten „Le Bol“ gibt es Salate, Baguettes, belegte Brote („Tartines“), gefüllte Croissants, Quiches und Süßigkeiten. Nichts, was man mittlerweile nicht in der ganzen Innenstadt bekommt, und auch der Platzhirsch-Status ist im Umfeld von „Schwarzem Kameel“, „Café am Hof“ oder dem erst kürzlich eröffneten „Manufactum Café“ natürlich nicht gegeben. Dennoch: Das neue „Le Bol“ ist voll. Die Tagessuppe, eine Brokkoli-Cremesuppe, war nicht schlecht, ein wenig rustikal vielleicht (4,90 €), die Tartine du Moulin auch recht nett, für ein dünn belegtes Salami-Brot mit Ziegenfrischkäse und Granatapfelkernen aber vielleicht etwas sehr stolz bepreist (8,90 €). Enttäuschend der Salade Niçoise, lieblos hingeworfen, ohne Artischocken oder Kartoffeln, kaum Fisolen, dafür umso mehr Thunfisch. In dieser Form hätte es dieser Salat nie zum Welterfolg gebracht (10,50 €). Umso besser das flaumig-cremige Schoko-Éclair (3,90 €). Und wenn man immer schon wissen wollte, wie ein typisches „Frauen-Lokal“ aussieht: Genau so wie das „Le Bol Blanc“ sieht es aus – etwa 80 Prozent der Gäste sind Frauen.
Le Bol Blanc,
Wien 1, Naglerg. 21,
Mo-Sa 8-23, So, Fei 9-23.
www.lebol.at
Bewertung:
Küche: 25 von 35
Keller: 5 von 10
Service: 14 vvon 15
Atmosphäre: 13 von 15
Preis/Wert: 14 von 20
Familie: 3 von 5
Gesamt: 74 von 100
florian.holzer@kurier.at
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