Florian Holzers Restauranttest: Das kleine Paradies
Der Name ist natürlich gewagt. Aber schon wenn man die prachtvolle Jugendstil-Fassade dieses ehemaligen Geschäftes sieht, mit Marmorportal und metertiefen Schaufenstern, weiß man: Er ist zutreffend. Drinnen geht das Staunen weiter, eine funkelnde Bar, ein gelungenes Spiel zwischen alt und neu, handwerkliche Details wie Holz-Intarsien und geschnitzte Kapitelle ohne Ende. Drei der Schaufenster wurden zu Gasträumen umfunktioniert – wohl die tollsten Tische Wiens. Hinter dem „kleinen Paradies“ stecken Autorin Eschi Fiege und Michaela Klein, Weinhändlerin und Gründerin des Vereins Tralalobe, der in diesem Haus Wohnungen für besonders hilfsbedürftige Flüchtlinge betreut. Und das „kleine Paradies“ ist nicht nur schön, sondern auch gut, dafür sorgt der junge Küchenchef Tomaž Fink, der schon bei Konstantin Filippou kochte. Hier fährt er eine Linie, die man als „gehobenes Comfort Food“ bezeichnen könnte, also schon ein paar elaborierte Köstlichkeiten wie ein grandioses Hühnerleber-Parfait (11,5 €) oder confierter Wels mit Fenchel (11,– €) bietet, sonst aber Dinge, die man gerne ohne gröberes Nachdenken bestellt. Linsensalat mit geräucherter Melanzani-Creme etwa, herrlich (8,5 €), eine Hühnersuppe mit Ingwer (5,5 €) oder Hauptspeisen wie Ribeye-Steak oder großartige Lammbratwürstel (10,–), die dazu gedacht sind, dass man sie mit Beilagen wie Ofenkarotten, geröstetem Karfiol, Brot-Soufflé oder weißer Bohnencreme kombiniert und mit Tischgenossen teilt. Mittags gibt’s Tagesgerichte, nachmittags ein paar Snacks. Achtung: Die Plätze hier sind gerade sehr begehrt.
Das kleine Paradies
Wien 8, Blindeng. 3,
Tel: 0664/388 23 87,
Di-Fr 11-23, Sa 17-23
www.daskleineparadies.at
Bewertung:
Essen: 41 von 50
Service: 9 von 10
Weinkarte: 13 von 15
Ambiente: 15 von 25
Gesamt: 88 von 100
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