Salz & Pfeffer: Das Wieden

Was würde ein Betriebsberater jemandem empfehlen, der heute ein Lokal aufmachen will? Hochfrequenzlage, „Shabby Chic“ und weiß getünchte Ziegelwände mit schwarzen Kreidetafeln, und natürlich Burger oder Pulled Pork. So wie alle. Elisabeth Troger machte es trotzdem anders, ganz anders: Sie übernahm Ende des vorigen Jahres ein Messing-schweres Café in einer versteckten Nebengasse, beließ die Optik, die ein wenig an ein „Wiener Coffeehouse“ eines Überseedampfers erinnert, „weil es die Seele des Lokals ist“, und engagierte mit Marcus Gan einen jungen Top-Koch, der schon in der ganzen Welt gearbeitet hat. Und dessen Ziel es ist, genau nicht so zu kochen, wie man das vielleicht erwarten würde. Weshalb er etwa das wohl beste Mittagsmenü rausschießt, das derzeit in Wien zu bekommen ist, also Karotten-Kokoscremesuppe und gegrillte Bio-Hühnerbrust mit Karotten-Lauchgemüse oder Spargelcremesuppe und Erbsen-Minz-Risotto mit Prosciutto-gefüllten Kalbsröllchen um etwas mehr als acht Euro. Dass das schnell aus ist, muss einen nicht wundern, macht aber nichts, denn auch auf der Wochenkarte gibt Marcus Gan ordentlich Gas, geht hier gern seiner Vorliebe für kreolisch und karibisch inspirierte Küche nach: Basilikum Ceasar Salad mit „Jerk-Chicken“ (12,80 €), Bio-Steak „Chimichurri“ mit Grillgemüse oder rosa gebratenes Schweinsfilet „Cajun-Style“. Das kam mit Süßkartoffelcreme, reich an Gewürzen und Kokosmilch, gebackener Topinambur und würzig gebratenem Schweinebauch (17,80 €) – aber hallo! Wer ein Faible für Geheimtipps hat, sollte sich jedenfalls beeilen.

Das Wieden, Wien 4, Neumanng. 4, ☎ 01/503 26 59, Mo-Fr 9-21, www.das-wieden.com

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