St. Lucia: Der Konsul und sein Paradies
Yeahman! Typisch karibisch locker sind Begrüßung und Einreise am Flughafen. Schon die erste Tour mit dem Mietwagen zeigt die Vielfalt der 620-Quadratkilometer-Insel: die berühmten Vulkankegel (Pitons) an der Karibischen See, tropische Regenwälder mit malerischen Wasserfällen und heißen Schwefelquellen, dazu eine Orgie an schönen Stränden. Kein Besucher lässt den fotogenen „Drive-in“-Vulkan in Soufriere und das gesunde Schlammbad aus, auch nicht das lässige Treiben in den Dörfern – nach dem Motto „no stress“. Aus der Bar wummern Bob-Marley-Hymnen, die langsame Streetlife-Atmosphäre vermittelt Karibikfeeling.
Eine andere Sehenswürdigkeit ist die Bonaire Bay. Dort hat sich Konrad Wagner seinen Lebenstraum erfüllt: sein Calabash Cove Hotel mit schmucken Cabanas und Villen inmitten eines tropischen Gartens, dazu ein Bilderbuchstrand. Über diesem Ensemble thront ein offenes Restaurant mit Terrasse und ein Fünf-Sterne-Blick auf die Bucht. Dass sich hier auch das österreichische Konsulat befindet, ist der Beginn einer bemerkenswerten Lebensstory.
„Griaß eich! Willkommen auf St. Lucia!“ empfängt der drahtige Mann mit steirischem Dialekt und lädt zur Hotelrunde, garniert mit seiner Geschichte. „Ich komme aus Weng im Gesäuse“, schildert der 60-jährige Hotelier. „Mit 15 ging ich zur Kellnerlehre nach Saalbach – die richtige Wahl, aber ich wollte mehr. Also hab’ ich mit 18 einen Berufsplan ausgeheckt. Ich wollte in die weite Welt und Hoteldirektor werden.“ Konrad lacht. „Auch wenn einige daheim mitleidig meinten: ‚Des geht gar net und des schafft der Konrad nie.‘“ Der Steirerbua startete seine Wanderschaft durch Europa, jobbte, lernte Sprachen und schloss in Zürich die Hotelfachschule ab. „Dann hatte ich Glück: Als ich 1985 auf Jamaika einen Freund besuchte, bekam ich einen Job angeboten – und blieb.“ Acht Jahre verbrachte Wagner auf der Reggae-Insel und stieg bei der Sandals-Resort-Gruppe bis zum Hotelmanager auf. „1993 bekam ich die Chance, für Sandals auf St. Lucia zu wechseln. Es folgten dreizehn intensive Jahre, aber ich wurde oft belohnt, durfte planen, Events organisieren – und Weltstars wie Lionel Ritchie und Bill Clinton engagieren.“
Wenig Geld, aber viel Ehre
Der Traum war erfüllt, trotzdem kündigte er 2006, um das Familienleben mit seiner deutschen Frau und den beiden Töchtern zu genießen. „Aber dann kam das Angebot, bei Calabash Cove als Miteigentümer einzusteigen. Ich wollte immer ein Hotel bauen, wo ich mich selber wohl fühle.“ 2007 war dafür leider kein guter Start, die Finanzkrise führte Wagner in den Bankrott. Ohne die Unterstützung von Freunden wäre nichts mehr gegangen.
Heute zählt die Calabash Cove zu St. Lucias Luxushotels, die feine Lage und die noch feinere Küche begeistern Honeymooner und Karibikgenießer. „Die Pandemie meistern wir hoffentlich auch, jedenfalls haben wir wieder geöffnet und durften die ersten Gäste begrüßen“, blickt Wagner in die Zukunft. Und die Konsulartätigkeit? „Mir haben im Leben so viele Menschen weitergeholfen“, daher konnte er die Anfrage nicht ausschlagen und ist als Honorarkonsul Repräsentant, vor allem aber Anlaufstation und Helpdesk bei Problemen für Touristen, Studierende und Wirtschaftstreibende aus Österreich – und der Schweiz. Zu Pandemiebeginn war da bei gestrandeten Seglern mit Rückflügen und diplomatisch kniffligen Aufgaben viel zu tun. Neben der Konsularfunktion versucht Konrad mit dem Rotary Club, einheimischen Jugendlichen durch Bildung den Weg zu touristischen Jobs und besserem Leben zu öffnen.
Die Hoteltour ist längst beendet, es bleibt die Frage nach dem Heimweh? „Ich hab’ hier mein Paradies gefunden, hab’ meine Familie, meine Hotelfamily und viele Freunde. Und die ehrenamtlichen Jobs mach’ ich meist wirklich gerne und auch ein bissl für die Mama, die stolz sein soll auf ihren Konrad.“
Klimafreundliche Anreise
Air France fliegt (im Normalbe- trieb) ab Wien über Paris und Martinique nach St. Lucia.
Die CO2-Kompensation beträgt 59,06 €, airfrance.com.
Zwischen den Inseln St.Lucia, Martinique, Dominica und Guadeloupe gibt es regelmäßige Fährverbindungen: express-des-iles.com
Währung
1 Euro = 3,28 Ostkaribische Dollar (XCD), gezahlt wird meist mit Kreditkarten
Programm
– Schnorcheln, Tauchen (Anse Chastanet): scubadivers.com
– Sundownerfahrt mit Segel- schoner: seaspraycruises.com
– Segeltrip durch die Antillen mit starclippers.com
– Besuch in der Rumdistillerie auf saintluciarums.com
– Außerdem gibt es ein Internationales Jazzfestival, die Streetparty Gros Islet (Jump Up) und die Streetparty Friday Fish Fry (Anse La Raye)
Auskünfte
Calabash Cove Resort&Spa: calabashcove.com
St. Lucia Tourist Authority: stlucia.org, my-saint-lucia.org, facebook.com/SaintLuciaDE
3 Mal Karibische Action
Soufriere und seine Pitons
Kinokulisse und Wahrzeichen mit UNESCO-Weltnaturerbe- Status. Der Gros Piton lässt sich in zwei bis drei schweißtreibenden Stunden erwandern. Gemütlicher ist der Tet Paul Nature Trail, immer mit Blick auf die Vulkankegel. Und danach in die Schlamm Hot Pools zu den nahen Soufriere Sulphur Springs, wo warmes Wasser und Schwefelschlamm die Muskeln lockern
Friday Night Jump Up
Immer freitagabends beim allwöchentlichen Jump Up „explodiert“ das Dorf beim bekanntesten Straßenfest der Insel – Karibik unplugged. Neben Streetfood, Musik, Piton Bier, Rum, Musik und guter Stimmung wird dabei auf den Straßen zu Reggae und Soca getanzt – fertig ist die perfekte Streetparty, bei der auch Touristen willkommen sind
Austro-Dschungelgondel
In einer Doppelmayr-Gondel kann man über den Bergwald von Babonneau schweben, von Baum zu Baum, an neun verschiedenen Zip-Lines zwei Stunden über achtzehn Plattformen durch die tropische Landschaft brausen.
Weniger adrenalinhaltig sind Wandern und Birdwatching. rainforestadventure.com
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