Nur drei Autostunden von Wien: Ayurveda statt tschechische Knödel
Svícková? Natürlich kennt Rahul dieses deftige tschechische Nationalgericht aus Rindsbraten, Rahmsauce und flaumigen Semmelknödeln. Und gegessen hat er es schon bald nach seiner Ankunft in Tschechien. „Wirklich gut!“ Selbst hat er sich allerdings noch nie drüber getraut. Da geht es dem Ayurveda-Chefkoch des Resorts Svatá Kateřina im böhmisch-mährischen Hochland wie uns beim Zubereiten von Speisen nach der ayurvedischen Lehre.
Zumindest dafür gibt es zum Glück Rahul. Der Mann aus Kerala, Indien, fühlt sich sichtlich wohl dabei, stressgeplagten Mitteleuropäern Einblicke in Ayurveda zu geben. Und das geht übers Essen und Schmecken am besten. Statt Knödeln und Bier stehen bei Rahul Pilz-Masala, Gemüse Pulao und als Nachspeise Bananen Varattiyath auf dem Speiseplan. Gleich vorweg: Alles schmeckt so gut und macht so angenehm satt ohne zu belasten, dass man die typischen tschechischen Spezialitäten gar nicht vermisst.
Während Rahul also im Koch-Workshop Gemüse, Gewürze, Kokosöl und immer wieder Ghee (geklärte Butter) in Töpfe und Pfannen rührt, verrät er Ayurveda-Weisheiten: „Knoblauch und Ingwer, das sind König und Königin des Ayurveda.“ Oder dass er niemals Chili verwendet, da dies den Körper zu sehr erhitze. Wer gern scharf isst, sollte zu Pfeffer greifen. „Das kühlt den Körper.“
Ayurvedische Küche - Zwiebel ist die Seele des Curry
Für Balance sorgen
Rahul ist einer von 14 Ayurveda-Therapeuten und Ärzten aus der bekannten, 1908 gegründeten Kairali-Klinik im indischen Ayurveda-Zentrum Kerala. Seit 2014 legt man im Svatá Kateřina einen deutlichen Schwerpunkt auf authentische Ayurveda-Anwendungen und -Kuren. Was dahinter steht, erklärt die Ärztin Nimi, die seit zwei Jahren hier praktiziert. „Im Ayurveda schauen wir nicht auf die Krankheiten eines Menschen, sondern zuerst auf den jeweiligen Konstitutionstyp (Dosha, Anm.). Ist dieses im Ungleichgewicht, müssen sie ausbalanciert werden.“ Das geschieht typgerecht mit Ernährung, Massagen mit abgestimmten Ölen und auch Yoga-Einheiten.
Autos bleiben draußen
Das riesige, autofreie Areal auf 750 Meter Höhe hat mit seinem ausgedehnten Park und den vielen alten Bäumen auf den ersten Blick nichts mit Indien oder der ayurvedischen Heilslehre gemein. Doch als Ort, um dem Alltag zu entfliehen, zur Ruhe zu kommen und Körper, Geist und Seele wieder in Balance zu bringen, eignet sich der Ort perfekt.
Dass Svatá Kateřina, drei Kilometer von der Ortschaft Pocátky entfernt, ein besonderer Kraftplatz ist, wusste man allerdings schon sehr früh. Im 16. Jahrhundert wurde Svatá Kateřina als Heilquelle erstmals erwähnt, ihr Wasser soll damals zwei adelige Mädchen von Typhus geheilt haben. Ihr Vater errichtete als Dank zwei Kapellen zu Ehren der heiligen Kateřina und der Heiligen Markéta (Margareta).
Ausgedehnte Spaziergänge
An ihren Standorten gibt es auch heute noch Kapellen, die man bei einem Spaziergang durch den Park besuchen kann. Das Wasser der St.-Katerina-Quelle wird im ganzen Resort genutzt: Bei Tisch, im Badezimmer und den Pools.
Während die Gäste heute zu Ayurveda-Kuren kommen, reisten sie im 19. Jahrhundert wegen des Heilwassers an. Das hatte einen regen Kur-Tourismus zur Folge. Wer am historischen Pavillon aus der Jahrhundertwende vorbeispaziert, kann sich hier im Kurpark gut mondäne Gesellschaften vorstellen. Jetzt wird er für Veranstaltungen genutzt – unter anderem für Rahuls Koch-Workshops.
Immer noch Tschechien?
Hinter einer Kurve holt einen der 2019 eröffnete Ayurveda-Pavillon in die Gegenwart zurück. Mit 111 Granitpfeilern fügt sich der schlicht gehaltene, helle Bau mit klaren Linien und großen Fensterflächen harmonisch in das Gelände ein. Im Inneren taucht man endgültig in die Ayurveda-Welt ein. Man muss sich richtiggehend vor Augen halten, dass man nach wie vor in Tschechien ist.
Erst recht liegend auf einer der eigens aus indischem Mahagoniholz angefertigten Behandlungsliegen, während man die Zeit bei einer fachkundigen Massage oder einem entspannenden Ölstirnguss vergisst. Dazu tragen die speziell ausgewählten Öle und Kräuter bei, die direkt aus Indien kommen oder nach bewährten Rezepturen im Resort hergestellt werden.
Die Rückkehr in die reale Welt fällt da schwer und man wünscht sich, eine Panchakarma-Kur gebucht zu haben anstatt eines Kurzaufenthalts. 21 Tage dauert dieser Ayurveda-Klassiker – mit Massagen, Wickeln und Nahrung wird ein Reinigungs- und Regenerationsprozess angeregt. „Drei Wochen sind natürlich am besten, um dies anzustoßen“, betont Ärztin Nimi.
Sie weiß allerdings auch, dass es für viele Gäste nicht realisierbar ist. Die meisten bleiben zwei bis fünf Tage. In dieser Zeit erlebt man nicht nur typgerechte Anwendungen, sondern erhält auch Anleitungen, um zu Hause die Gesundheit zu verbessern. Ebenso typgerecht, versteht sich, und mit der richtigen Ernährung. Vegetarier muss man dafür entgegen einem häufigen Vorurteil nicht werden.
Anreise
Von Wien per Pkw (ca. 3 Std.) oder klimafreundlich per Bahn (2 x umsteigen) bis Pocatky-Zirovnice (ca. 4:50 Std.). Pkw müssen im Ort Pocátky parken (kostenloser Transfer zum Hotel)
Preise
2 Übernachtungen im DZ (inkl. ayurvedische VP, 1 Massage,
2 ärztliche Besprechungen) pro Person ab 158 €. Panchakarma-Kur:
7 Übernachtungen im DZ (inkl. ayurvedische VP, insg. 16 Therapie-Einheiten und Arztgespräche) ab 1.600 €
Ausflüge
z. B. in die Städte Telč, Trěbíč (Weltkulturerbe der UNESCO)
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