Wenn es hier drei Tage regnet, ...
Baby can I hold you tonight?, so schallt es aus der Bluetooth-Box am Nachttisch nebst absurd großem Doppelbett. Vier Mal nach rechts und vier Mal nach links gerollt, lautet die Antwort: Nein.
Zumindest nicht in dieser Villa am Strand der winzigen Insel Miriandhoo im Baa Atoll auf den Malediven, die nächste winzige Insel nur als schmaler Streifen am Horizont erkennbar.
Als Alleinreisende hält man hier im Honeymoon-Paradies abends noch maximal eine Flasche japanischen Biers aus der Minibar. Und vielleicht einen Regenschirm, wenn man rausgehen möchte. Möchte man nicht. Es ist 23 Uhr, die „Sunset Bar“ war schon nach Sonnenuntergang nur noch dünn besucht. Und es regnet.
Nur Meer und Strand
Türkisblaues Meer, endlose weiße Traumstrände, üppiges Tropengrün sah man auf Fotos im Internet. Schnorcheln, tauchen – und ansonsten einfach abschalten könne man hier, hieß es. Nur Meer und Strand und Meer und Strand und abends ein paar bunte Cocktails. Das war der Plan.
Die Idee, die klassische Flitterwochen-Insel alleine zu bereisen, ist gar nicht so weit hergeholt – das Repertoire der Malediven ist viel breiter als gemeinhin bekannt.
Von 1.196 Inseln sind etwa 200 von Einheimischen bewohnt, und seit diese auch von Touristen besucht werden dürfen, kommen immer mehr Individualreisende. Teile der Inselgruppe im Indischen Ozean ähneln dem, was Bali früher einmal war: ein Hotspot für Taucher, Surfer oder jene, die einfach nur die Füße in den Sand stecken und Saft aus einer Kokosnuss schlürfen wollen.
Die rund 150 „Hotelinseln“ sind indes alleine auf diesen Zweck ausgerichtet. Hier gelten die üblichen Regeln in dem streng muslimischen Land (wie das Alkoholverbot) nicht. Im Luxus-Segment bleiben keine Wünsche offen.
Da werden frühmorgens sogar die größeren Steine im Meer drapiert und das üppige Grün so bearbeitet, dass sich auch ja kein tropisches Insekt in die schicken Villen verirrt. Die „Hotelinseln“ sind ein eigener, kleiner Organismus – und der funktioniert.
Bei optimalen Wetterbedingungen, wohlgemerkt, die in der Saison von Dezember bis April üblicherweise herrschen. Der Plan, wie weiter oben beschrieben, hätte im Westin Maldives Miriandhoo Resort voll aufgehen können. Stattdessen: Regen im Paradies – für diese drei Tage Ende November galt das wortwörtlich.
Dabei hat der Trip recht spannend begonnen: Nach rund acht Stunden Flugzeit in der Hauptstadt Malé gelandet, geht es von dort aus mit einem Wasserflugzeug zum Baa Atoll.
Alleine der Flug über diesen Teil des Indischen Ozeans mit seinen Korallenriffen, die aus dem Wasser ragen, ist ein kleines Abenteuer: So ein Wasserflugzeug ist ziemlich laut, man wird ein bisschen nass, und es bringt einem direkt zur Resort-Insel, wo man mit dampfenden, duftenden Tüchern und einem kühlen Drink empfangen wird.
Der „einsame Insel“-Effekt
Wow-Effekt beim Aufsperren der eigenen, kleinen Villa mit direktem Strandzugang, Terrasse und Mini-Pool; noch mal beim Badezimmer, das durch eine riesige Glas-Schiebetür in einen kleinen Hof hinaus geöffnet werden kann (Dusche im Freien!); und ein drittes Mal, weil überhaupt alles sehr fein und sorgsam arrangiert ist.
Ein „Wow“ entfährt einem noch einmal in der Früh beim Blick vom Bett aufs Meer inklusive Meeresrauschen. Nur: Der Wind, der das Geräusch erzeugt, ist ein schlechtes Zeichen und bringt Regen. Das Meer ist unruhig. So unruhig, dass ein Schnorchel-Trip zu riskant wäre, so auch der geplante Besuch auf der naturbelassenen, dschungelartigen Nachbarinsel.
Unterm Strich bedeutet das: Man sitzt hier fest – wie in einem goldenen Käfig.
Und der ist relativ reizarm – das soll er ja auch sein. Wir erinnern uns: Entspannung war angesagt. Neben der Tauchschule, die wetterbedingt nur sehr eingeschränkt in Betrieb ist, bleibt auf dem Areal des „Westin“ noch ein Fitnessstudio, ein Spa und ein Souvenir-Geschäft zur Beschäftigung, zudem drei Restaurants und eine Bar. In weniger als einer Stunde hat man die Insel umrundet, andere Gäste trifft man dabei kaum.
Auch das gehört zum Konzept: Jede der siebzig Villen – die einen am Strand, die anderen auf Pfählen im Meer – sind so gebaut, dass sie maximale Privatsphäre bieten. Paare, zum Beispiel frisch verheiratete, sind hier ganz unter sich.
Man braucht theoretisch das eigene Grundstück nicht verlassen. Und viele handhaben das offensichtlich auch so – gerade bei Regenwetter. Es ist ein Gefühl von „einsame Insel“ oder „einsam auf der Insel“ – je nach Perspektive.
Klimafreundliche Anreise
Wien–Malé ab 800 €, 8 Std. per Direktflug, ca. 11 mit Stopp (austrian.com), CO2-Kompensation etwa 46 €
Reisezeit
Trockenzeit von Dezember bis April bei 25 bis 32 Grad
Hoteltipp
Info zu „The Westin Maldives Miriandhoo Resort“, Baa Atoll unter marriott.de
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