Kloster Waldsassen: "Wir haben die schönste Bibliothek der Welt"

Kloster Waldsassen: "Wir haben die schönste Bibliothek der Welt"
Die Barock-Abtei ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Oberpfalz. Derzeit bietet man auch "Homeoffice im Kloster" an.

Frau Äbtissin M. Laetitia Fech OCist., so ihr Ordensname, startet die Führung durch die Zisterzienser-Abtei Waldsassen im „Herzstück“ des Klosters: der Stiftsbibliothek. 1687 fertiggestellt, wuchs der Bücherbestand bis 1746 bereits auf 12.000 Bände an. Heute zählt sie zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Oberpfalz.

Kloster Waldsassen: "Wir haben die schönste Bibliothek der Welt"

Die teils jahrhundertealten Bücher – inhaltlich und in der Verarbeitung äußerst kostbar –, das Deckengemälde, die Emporen, die Stuckreliefs mit filigranen Ornamenten, und die lebensgroßen Holzfiguren des Barock-Bildhauers Karl Stilp – die Äbtissin fasst den Zauber des Saals zusammen: „Wir haben die schönste Bibliothek der Welt“. Ein Blickfang sind die Holzfiguren an den Wänden, sie stellen verschiedene Stufen des Hochmuts dar. Sie sollten die Mönche beim Bücherstudium stets an die Verlockungen dieser Todsünde erinnern, so die Äbtissin.

Der Barockkomplex in der Oberpfalz, nur wenige Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, wurde in den 1670er-Jahren erbaut. Fech steht dem Kloster seit einem Vierteljahrhundert vor. Derzeit leben sieben Ordensschwestern hier, man sei „klein, aber fein“.

Baulich und seelsorgerisch wiederbelebt

„Früher marod“, hat die Äbtissin das Kloster baulich wieder instand setzen lassen, wirtschaftlich wiederbelebt und zu einem Unternehmen mit mittlerweile siebzig Mitarbeitern gemacht. Dazu zählen das Gästehaus St. Joseph, die Mädchenrealschule, das Kultur- und Begegnungszentrum, Seminarräume, das Klosterstüberl und sogar eine Straußenfarm. Hinzu kommen Veranstaltungen (derzeit noch eingeschränkt bzw. verschoben) wie Fastenwandern nach Buchinger oder Führungen im Naturerlebnis-Garten.

Kloster Waldsassen: "Wir haben die schönste Bibliothek der Welt"

Auch „Seelenwellness“, wie Fech es nennt, wird angeboten, man kann am täglichen Chorgebet der Schwestern teilnehmen. Unter ihrer Leitung wurde auch der ökumenische Pilgerweg Via Porta (zirka 300 Kilometer) eingeweiht, der das evangelische Kloster Volkenroda in Thüringen mit dem katholischen Waldsassen verbindet.

2021 im Zeichen von Sebastian Kneipp

2021 soll mit diversen Veranstaltungen im Zeichen des 200. Todestages des bayerischen Priesters Sebastian Kneipp stehen, der mit seiner Naturheilkunde bekannt wurde und Namensgeber des gesunden Kaltwassertretens ist.

In normalen Zeiten seien vor allem das Gästehaus, der Klostergarten und die Konzerte in der Basilika die Besuchermagnete, so Fech. „Jede Abtei ist autonom und muss schauen, dass sie wirtschaftlich und geistlich funktioniert.“ Habe man früher von Spenden gelebt, sei man jetzt betriebswirtschaftlich selbstständig. Und man ist kreativ, wie eine Notiz auf der Website zeigt: „Sie suchen einen Ort, wo Sie effektiv, konzentriert und kreativ in Ruhe arbeiten können – dann buchen Sie ein Tageszimmer in unserem geistlich-gastlichen Gästehaus“. Es wird damit „Homeoffice im Kloster“ um dreißig Euro beworben. Inklusive Schreibtisch, WLAN, Kaffee. Fech: „Das kostbarste, das wir im Kloster anbieten können, ist die Stille.“

  • Veranstaltungen: Klosterfasten, Führungen im Kneippgarten  etc., Programm 2021: abtei-waldsassen.de
  • Schlafen im Kloster: Gästehaus St. Joseph, Tel. 0049 9632/923 88, info@haus-sankt-joseph.de   
  • Ausflüge: Direkt hinter der Grenze beginnt das westböhmische Bäderdreieck mit den Kurorten Karlsbad, Franzensbad und Marienbad. Eine Autostunde westlich liegt der berühmte Wagner-Festspielort Bayreuth

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