Campers Freuden auf der kroatischen Insel Cres

Campers Freuden auf der kroatischen Insel Cres
Warum Menschen den Urlaub im Zelt, Wohnwagen oder – noch komfortabler – im gemieteten Wohnheim verbringen.
Von Uwe Mauch

Nur kurz hebt er seine Augenbrauen, während einige dicke Tropfen vom Himmel auf seinen Campingtisch fallen. „Regnet’s, dann regnet’s“, erklärt Bernhard Vlajo ohne Empörung. Vor mehr als fünfzig Jahren hat der 72-jährige Wiener mit Freunden den Campingplatz Slatina entdeckt. Damals ein Kunststück, denn das Ferienareal versteckt sich in einem Pinienwald an der Westküste der kroatischen Insel Cres. Die Stimmung in der „stillen Bucht“ hat sich in all den Jahren direkt auf ihn übertragen. Bernhard Vlajo sagt: „Hier nimmst du alles so, wie es kommt.“

Campers Freuden auf der kroatischen Insel Cres

Als Segler sah er viel von der Welt. Doch vor zwanzig Jahren hat er seinen Wohnwagen hier nah am Wasser geparkt, und seither nicht mehr fortbewegt. Was man verstehen kann: Der Campingtisch steht vor dem Vorzelt, geschützt unter Bäumen, nur zwei Schritte vom Strand entfernt. Mehrere Wochen im Frühjahr und im Herbst leben der Pensionist und seine Frau mit dem Rauschen des Meers. Bald haben sich die Regenwolken verzogen, und Bernhard Vlajo meint: „Hier haben wir uns ein Stück Freiheit aus Studententagen rübergerettet.“

Ungezwungen unter freiem Himmel

Ein paar Stellplätze weiter sitzt Maja Hren vor ihrem kleinen, aber stabilen Drei-Mann-und-eine-Frau-Zelt, nimmt einen Schluck Kaffee aus ihrem Campinghäferl und atmet entspannt durch. Alles gut! Von Weitem sieht sie ihren Mann, der mit dem Frühstücksgeschirr aus der Waschanlage zurückschlendert. Ebenso im Blick hat sie ihre beiden Buben: Martin, sechs, und Jakob, vier. Nach der Ankunft am Vorabend kundschaften sie das neue Terrain aus.

Ihre Mutter steht auf das Campieren mit Kind und Kegel: „Hier muss ich nicht ständig alles sauber machen. Hier muss ich mich nicht jeden Tag wie fürs Büro anziehen. Hier sind wir den ganzen Tag an der frischen Luft. Und niemand schreibt uns vor, wann wir zum Essen kommen müssen.“

Seit fünfzehn Jahren packen Maja und ihr Mann Marko Klopčič ihr Zelt ins Auto und fahren ans Meer. Übers Jahr wohnen sie in einem Haus in Domžale, unweit der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Auch den beiden Buben scheint die Ungezwungenheit auf dem Campingplatz zu behagen. „Wenn es nach ihnen ginge, würden wir den ganzen Sommer hier verbringen“, verrät ihr Vater mit einem Lächeln.

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Ebenso noch beim Kaffee sitzen Peter Wisura und Claudia Schafflhuber. Die beiden Angestellten aus Gröbenzell bei München sind mit ihrem 38 Kilogramm mächtigen Schäfer-Labrador im privaten Kombi angereist, um hier ein mobiles Wohnheim von der steirischen Firma Gebetsroither für vierzehn Tage zu mieten. Der Seniorchef von Gebetsroither hat auf diesem Campingplatz vor fast vierzig Jahren begonnen, Wohnwägen für Adriaurlauber zu vermieten. Heute bietet sein Unternehmen 2.100 Unterkünfte auf 110 Campingplätzen an, vor allem in Kroatien, Italien sowie in Österreich.

Müsste man entspannte Urlauber zeichnen, könnte man sich am Anblick der beiden Münchner mit ihrem Hund orientieren. Peter Wisura hält zufrieden fest: „Wir haben hier den Komfort fast wie in einem Apartment mit Küche, Badezimmer und WC nur für uns. Und alles vor Ort, was wir für unseren Hund brauchen.“ Auf Gaskartusche und Plastikgeschirr, beides Symbole des klassischen Campingurlaubs, können sie gerne verzichten. Claudia Schafflhuber betont: „Und dennoch genießen wir die Stimmung, die uns nur ein Campingplatz bietet.“

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Zum Runterkommen

Auch Jürgen Klein-Ridder und Maria Hinricher haben ihr mobiles Wohnheim in ihr Herz geschlossen. An der deutsch-niederländischen Grenze führt das Paar ein kleines Transportunternehmen. Nach dem Corona-Lockdown hatten auch sie arg zu rudern, erzählen sie.

Doch irgendwie haben sie die Aufregungen aus ihrem Rückspiegel verloren. Zwölf Stunden bzw. 1330 Kilometer südlich von zu Hause sagt der Firmenpatron mit einem breiten Grinser: „Gestern habe ich auf dem Campingtisch mein Mobiltelefon wiederentdeckt und festgestellt, dass es schon seit zwei Tagen keinen Strom mehr hatte.“

Eigentlich wollten sich die Beiden auf der Insel Cres ein Haus kaufen. Die Angebote wären ihnen gar nicht einmal zu teuer vorgekommen. „Doch dann war uns die Rechtslage zu unsicher.“ Eine gute Entscheidung, wie Kenner der noch immer lückenhaften kroatischen Grundbücher meinen. Ihr Wohnheim, das sie übers ganze Jahr gegen eine Stellplatzgebühr in Slatina geparkt haben, macht ihnen nun sogar mehr Freude: „Ach, Mensch, hier werden wir alt.“

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Am Ende noch einmal der entspannte Wiener Bernhard Vlajo, der kein böses Wort über die Camper sagt, ganz im Gegenteil: „Wir sind hier wie eine Gemeinschaft. Hier steht der Millionär neben dem Postler, und die Leute kommen oft von ganz weit her. Das ist eine Stimmung, die mir sehr taugt.“

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Es gibt noch Restplätze

Kroatien: Die Campingplätze in Kroatien sind – im Gegensatz zum Vorjahr  – nicht ausgebucht. Für kurzfristig Entschlossene gibt es noch immer Plätze und vor allem noch etliche Angebote für die Nachsaison

Italien: Aufgrund der Verunsicherung in der Bevölkerung nicht viel anders ist es derzeit in Italien

Kuren und Campen: Neue Kombi etwa im 5-Sterne-Camp „Vita“ in der Therme Tuhelj, nahe der kroatischen Hauptstadt Zagreb

Urlaubshotline der Firma Gebetsroither: 03612 263 00, office@gebetsroither.com

 

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