Aussicht auf Urlaub an der Adria: Der KURIER war schon dort
Wenn der Südwind, den sie hier Jugo nennen, Montag in der Früh Regen nach Istrien weht, braucht es kein Virus, um lange Gesichter zu sehen. Aus der Marina von Novigrad fahren keine Segelboote aus. Egal ob in Umag, Poreč oder Pula: Autos mit Aufklebern A sind rar wie weiße Trüffeln. Selbst in der Altstadt von Rovinj kommt der Tourismus nur sehr langsam auf Touren.
Regen und Rosmarin
Die dunkle Jahreszeit samt Pandemie ist auch in Istrien hartnäckig. Auf dem Berg Učka liegt noch Schnee. Immerhin, am Meer duftet es schon nach Rosmarin, Lorbeer, Lavendel. Akazien, Zyklamen und Kamellen blühen.
Am Dienstag dreht der Wind. Die Bora bringt Regen und jene Kälte, die selbst Wetterresistente frösteln lässt. In Momjan, einem kleinen Ort im Inneren von Istrien, hart an der Grenze zu Slowenien, treffen wir einen Doyen der hiesigen Winzerschaft, Gianfranco Kozlović. Er eröffnet: „Wir hatten trotz Corona ein relativ gutes Jahr 2020.“
Und 2021? Kozlović hat sich vor 30 Jahren gegen Widerstände konservativer Landsleute mit viel Fleiß und glasklarem Bekenntnis zur Qualität durchgesetzt. Jetzt zögert er mit seiner Antwort, nach einem Schluck von seinem Malvazija sagt er: „Wir alle haben Angst vor einem weiteren Lockdown.“ Auch er.
Zwar zieht sein Weingut, das seine Architekten behutsam in den Weinberg gesetzt haben, selbst in diesen Tagen etliche Liebhaber des gepflegten Tropfens an, nicht nur aus Kroatien, doch davon könne er nicht leben: „Unser Geld verdienen wir nicht hier, sondern vor allem in den Restaurants.“ Die sind in Kroatien schon seit Wochen wieder geöffnet, wenigstens in ihren Außenbereichen.
Vom Schnee in die Sonne
Der Nachbar von Gianfranco Kozlović sagt: „Wir müssen flexibel agieren. Wenn die Gäste buchen und dann in letzter Minute absagen, dürfen wir ihnen das nicht zum Vorwurf machen.“ Der Nachbar ist ebenso ein Bekannter, wenigstens in Österreich.
Tom Riederer, Haubenkoch aus der Steiermark, hat sich in Momjan neu erfunden. In seiner aufwendig renovierten „Villa Dante“ gleich neben der Kirche will er „Hotelier, Wirt, Koch und Freund in einem“ sein. Einzige Mitarbeiterin, und die auf Augenhöhe: „Meine Frau Katarina.“
Nur einen Steinwurf von Riederers neuem Domizil entfernt führt Ingrid Zrnić mit ihrer Mutter Mira und ihrer Schwester Marinka das Restaurant Stari podrum. Sie vermisst die Österreicher schon: „Immerhin machen sie übers Jahr ein Fünftel unseres Einkommens aus. Außerdem sind sie unsere besten Gäste.“
Die Sehnsucht beruht auf Wechselseitigkeit: Die Wirtin erzählt von einer Wienerin, die angerufen und weinend ihren Besuch abgesagt hat.
Dessen ungeachtet erklärt Lorena Bertagia, die mit ihrem Facility-Management-Betrieb 50 Miet-Villen in Istrien betreut: „Ich kann im Moment wenig planen.“ Wir treffen sie in Poreč, wo sie unter anderem ein luxuriöses Haus der steirischen Familie Zand betreut. Bertagia ist mit ihrem Familienbetrieb in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Bis Covid-19 auch die Halbinsel Istrien erreicht hat. Die tagsüber bereits kräftige Sonne wärmt auch ihr das Herz, wenn sie sagt: „Wir hoffen natürlich. Es schaut auch gar nicht schlecht aus.“
Am Mittwoch kehrt dann die Frühlingssonne zurück an die obere Adria. Denis Ivosević, der seit 30 Jahren die Strukturen im istrischen Tourismus mitgestaltet, ist daher gut gelaunt. Im noch wenig frequentierten Umag erklärt er: „Wir haben im Vorjahr viele neue Gäste begrüßen und durchaus auch zufriedenstellen können.“
Die Verluste wären weitaus geringer ausgefallen als bei den meisten Mitbewerbern. Und die Buchungen für den Sommer erlauben Ivosević Zuversicht: „Wenn die Grenzen wieder aufgehen, werden wir gestürmt. Die Leute haben jetzt monatelang zu Hause ausgeharrt. Die warten nur darauf, dass sie sich endlich wieder etwas gönnen können.“ Denis Ivosević ist einer, der zu überzeugen weiß. Auch die Manager vom großen FC Bayern konnte er für eine Kooperation gewinnen. Der Touristiker verweist darauf, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in Istrien seit Monaten bei unter 40 liegt, und dass es keine Auslastungsprobleme in den Spitälern gibt.
Gute Prognosen
Einige Stunden später fällt uns in Opatija der Wagen von Gerhard und Barbara Rainer auf. Weil er neben dem Lungomare weit und breit der einzige Wagen mit österreichischem Kennzeichen ist.
Die Rainers sind nach acht Monaten zum ersten Mal vom Wörthersee angereist, um nach ihrem Haus hier zu sehen. Der traditionsreiche Lieblingsort der Österreicher befindet sich so wie die ganze Kvarner Bucht noch eine Woche im Lockdown, dann erwartet auch Hotelier Kruno Kapetanović „eine Explosion“.
Seinen Freunden aus Österreich richtet er aus: „Auch mit einer Impfbestätigung könnt ihr jetzt jederzeit kommen.“ In Kürze werden auch in seinem Betrieb 70 Prozent der Beschäftigten geimpft sein. „Alle, die das möchten.“
Kommentare