Le Plopp

Eine malerische Landschaft im Nordosten Frankreichs, wo die Dörfer gotische Kirchen haben und die Weingärten wie mit dem Kamm gezeichnet aussehen. Champagner ist heute aber auch ein nachgerade industriell hergestelltes Markenprodukt, das auf aller Welt Absatz findet – besonders, wenn es was zu feiern gibt.
Champagner ist nicht nur ein Schaumwein. Sein cremiges Prickeln ist Bestandteil eines besonderen Moments. Und genau das macht den „König aller Weine“ zum umkämpften Markenprodukt.

A uch wenn die großen Champagner-Häuser gefühlter-maßen bereits ewig existieren und ihre sprudelnden Produkte schon immer jedwedes Jubiläum, jeden Jahreswechsel oder jede andere wichtige Feierlichkeit begleiten – es tut sich was in der Champagne. Die Dinge bleiben auch hier bei Weitem nicht beim Alten. In der Champagner-Welt herrschen derzeit unterschiedliche Tendenzen: einerseits die Eroberung neuer Hoffnungsmärkte durch die großen Champagner-Häuser, andererseits das Aufkommen kleiner, individueller Betriebe, die sogenannte „Winzer-Champagner“ herstellen, die es mitunter durchaus unkonventioneller, um nicht zu sagen moderner angehen können.

Das Hauptgeschäft in der Champagne machen aber nach wie vor die „Großen“. Kein Wunder, denn Champagner kostet enorm viel Geld – und zwar weniger der Erwerb einer guten Flasche von schäumendem Wein, sondern seine Herstellung. Beziehungsweise die Bereitschaft dafür, dass plötzlich die ganze Welt eine Flasche Schampus aufmachen will: Dieser einzigartige, cremige Schaumwein darf eben nur auf den gesetzlich festgelegten 33.500 Hektar Anbaufläche im Marne-Tal im Nordosten Frankreichs gekeltert werden. Er muss mindestens 15 Monate (drei Jahre für Jahrgangs-Champagner) in der Flasche reifen. Und er hat auch sonst noch mit jeder Menge Reglements zu kämpfen. Champagner kann also nicht einfach aus dem Hut gezaubert werden.

Daher verfügen vor allem die großen Champagner-Häuser über enorme Lagerkapazitäten in klimatisierten Hallen von der Größe eines Hangars oder – romantischer – in uralten Höhlensystemen, die während der vergangenen 200 Jahre in den Kalkstein der Champagne gegraben wurden. An die 1,5 Milliarden Flaschen liegen da auf Reserve, schätzt man – beim Gedanken an das hier gebundene Kapital schwinden einem die Sinne. Das ist der Grund, warum sich das Champagner-Business heute vornehmlich in der Hand internationaler Luxuskonzerne oder von Getränke-Multis befindet. Es gibt aber auch unter den Großen noch Familienbetriebe. Das Haus Laurent-Perrier zum Beispiel, seit 1939 von Mitgliedern der Familie Nanoncourt geleitet und dennoch die Nummer drei auf der weltweiten Champagner-Beliebtheitsskala. „Es gibt viele Dinge, die man bei der Leitung eines so großen Unternehmens verstehen muss“, meint Alexandra Pereyre de Nonancourt im Interview mit „Champagner- Guru“ Giles Fallowfield. „Man muss sich der Wurzeln bewusst sein und bei Innovationen vorsichtig agieren“, so Alexandra Pereyre de Nonancourt. Besser etwas Traditionelles mit Gefühl in die heutige Zeit führen.“

Da sind die boomenden Kleinbetriebe mit ihren „Winzer-Champagnern“ – also Schaumweine, die von den Winzern selbst und im eigenen Keller hergestellt werden – natürlich etwas flexibler. Ihre Champagner schmecken vielleicht nicht jedes Jahr exakt genauso wie im vorigen. Das müssen sie aber auch nicht, denn Winzer-Champagner haben weniger Marken- und mehr Wein-Charakter. Und sie stammen – anders als die Champagner großer Häuser, die Trauben aus allen Teilen der Champagne beziehen – aus nur einer Region, repräsentieren also das „Terroir“ eines Ortes. Abgesehen davon können es sich derartige Kleinproduzenten natürlich auch leisten, Experimente zu wagen und Nischenmärkte zu bedienen. Sei es, Champagner aus biologisch erzeugten Trauben zu keltern, sei es, mit Spontangärung oder Reinsortigkeit zu experimentieren, sei es, ihren Champagner völlig trocken („Zero Dosage“) auszubauen. Ein Trend, der sich übrigens auch bei den großen Produzenten durchzusetzen beginnt.

Ein interessanter Aspekt des etwa vier Milliarden Euro schweren Champagner-Business ist übrigens seine interne Schutz-Behörde namens „Bureau de Champagne“: Dieses Büro verfolgt weltweit Verstöße gegen das Verbot, den Begriff „Champagner“ für andere Produkte als für Champagner zu verwenden, egal ob Schaumwein, Autolack oder Haarshampoo. „Das ist ein klarer Fall von Ruf-Ausbeutung, und dagegen gehen wir natürlich vor“, so Christian Josephi von der deutschen Niederlassung des „Bureau“. Das geht so weit, dass burgenländische Winzer, die auf ihrer Homepage schreiben, dass sie sich für ihren Sekt von großem Champagner inspirieren ließen, ebenso einen Anwaltsbrief samt Zahlschein erhalten wie jene steirischen Sekt-Spezialisten, die ihren neuen, formschönen Sekt-Schaukeller „Champagnerie“ nannten.

Das ändert aber nichts daran, dass es dieses eine Getränk – wenn auch in unterschiedlichsten Erscheinungsformen und Auslegungen – gibt, wenn man etwas zu feiern hat. Oder einfach nur Lust auf den cremigsten, schmelzigsten, inspirierendsten Schaumwein der Welt verspürt. Keine Sorge, es gibt genug davon, man hat vorgesorgt, wie wir wissen ...

Was ist Champagner?

Ein französischer Schaumwein, der nach einer streng reglementierten Methode und in einer exakt definierten Region hergestellt wird.

Wie wird Champagner hergestellt?

Zuerst wird ein einigermaßen leichter Grundwein gekeltert, der dann gemeinsam mit Zucker und Hefe in Flaschen gefüllt wird, um noch einmal zu gären. Das Ergebnis: mehr Alkohol, mehr Volumen und vor allem das fantastische Prickeln durch das im Champagner gebundene Kohlendioxid.

Kann Champagner aus allen Rebsorten gemacht werden?

Nein. Erlaubt sind zwar acht Rebsorten, üblich sind allerdings nur mehr drei, und zwar die roten Rebsorten Pinot Noir und Pinot Meunier sowie der weiße Chardonnay.

Wie viel Champagner wird pro Jahr hergestellt?
Sehr viel. Pro Jahr werden etwa 385 Millionen Flaschen Champagner in den Handel gebracht und größtenteils auch getrunken. Noch viel mehr, also etwa 1,5 Milliarden Flaschen, liegt aber in den Kellern und Lagern, um – wie vorgeschrieben – mindestens drei Jahre lang zu Jahrgangschampagner zu reifen.

Gibt es verschiedene Champagner-Sorten?

Ja, zahlreiche. Da sind zuerst einmal die sieben Abstufungen des Süße-Grades (wobei „Brut“ mit bis zu 15g Zucker pro Liter die häufigste ist), außerdem Jahrgangs-Champagner aus nur einem Jahrgang („Millesime“), sortenreine Champagner („Blanc de Blancs“ nur aus Chardonnay, „Blanc de Noirs“ nur aus roten Rebsorten) und die diversen Kombinationen daraus. Das führt bei der beträchtlichen Anzahl an großen Champagnerhäusern, kleinen Winzer-Betrieben und Kooperativen zu 15.000 bis 20.000 verschiedenen Champagnern am Markt.

Und was macht den Rosé-Champagner besonders?
Einerseits seine strahlende Farbe und andererseits die in Europa einzigartige Regelung, dass für die Herstellung von Rosé-Champagner weißer Champagner mit Rotwein „gefärbt“ werden darf. Viele Hersteller verzichten allerdings auf diesen Trick und keltern ihren Rosé wie üblich aus roten Trauben, die kurz Kontakt mit den Traubenschalen haben.

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