Warum die meisten Beautyprodukte kein Ablaufdatum haben

Viele Menschen würden keine Sekunde zögern, abgelaufene Lebensmittel in den Müll zu werfen. Bei Kosmetik sieht die Sache meist ganz anders aus. Cremen und Seren werden teils jahrelang im Badezimmerschrank gehortet – in der Annahme, dass sie sowieso nicht schlecht werden können. Ein Produkt mag nach so einer langen Zeit vielleicht noch gut riechen und eine schöne Konsistenz haben. Ob die Haut davon auch profitiert, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
Die Kosmetikverordnung der EU besagt, dass Formulierungen eigentlich ein Ablaufdatum aufweisen müssen. Mit einer Ausnahme: Ist das Produkt länger als 30 Monate haltbar, muss dieses nicht angegeben werden. „Wenig überraschend wurde das mit der Erlassung der neuen Verordnung vor zehn Jahren schnell zum Standard“, erinnert sich Jasmi Bonnén.
Wirkung verpufft
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete die Dänin als Marketing-Managerin für einen der größten Kosmetikkonzerne der Welt. Sie begann, sich mit den Auswirkungen von Zeit auf die Effektivität von Inhaltsstoffen näher auseinanderzusetzen. „Ich war überrascht, mehrere Studien zu finden, die besagen, dass häufig verwendete aktive Ingredienzen wie Vitamine innerhalb von nur wenigen Monaten nach dem Mischen des Produkts ihre tollen Eigenschaften verlieren“, sagt Bonnén. „Ein weiterer Nachteil dieser langen Haltbarkeit ist, dass zahlreiche synthetische Konservierungsmittel eingesetzt werden müssen.“ Die Beauty-Expertin entschied sich schließlich , ihre eigene Kosmetiklinie namens Nuori zu gründen. Das Konzept: Alle drei Monate werden die Cremen frisch angerührt und mit einem Ablaufdatum versehen.
Ebenfalls nach dem sogenannten Small-Batch-Prinzip, also lieber kleine Chargen statt Tiegel, die jahrelang im Verkauf stehen, geht die Niederösterreicherin Theresa Friedrich bei ihrer Marke Derma ID vor. „Da wir Naturkosmetik produzieren und unsere Produkte nicht für das jahrelange Lagern gemacht sind, steht auf meinen Produkten ein Ablaufdatum“, erklärt die Pharmazeutin.
Wer viele Produkte in seinem Badezimmer stehen hat und nicht genau weiß, welches wann geöffnet wurde, sollte sie genau unter die Lupe nehmen.
Denn eine Creme mit Konservierungsmitteln kann kippen. „Wird es in der prallen Sonne gelagert, kann das sogar schon nach kurzer Zeit passieren“, weiß Dermatologin Verena Beck. Wer solch ein Produkt aufträgt, riskiert Rötungen, Pickel und sogar Furunkel.
Pilzsporen im Tiegel
Deshalb empfiehlt Beck: „Riecht Kosmetik plötzlich streng oder ändert sich die Konsistenz, muss sie in den Müll.“ Höchste Eisenbahn ist es, wenn plötzlich Pilzsporen im Tiegel auftauchen. „Zum Auftragen sollte idealerweise immer ein Spatel verwendet oder zumindest die Hände gewaschen werden. Es geht schließlich um die eigene Haut – da ist Vorsicht ebenso gut wie bei Lebensmitteln.“
Haltbarkeit
In der EU muss jedes Kosmetikprodukt entweder mit einer Verwendungsdauer nach dem Öffnen oder einem Mindeshaltbarkeitsdatum versehen werden
30 Monate
Wenn Kosmetikprodukte diese Grenze überschreiten, findet sich auf der Verpackung ein Symbol in Form eines offenen Cremetiegels, das angibt, wie viele Monate das Produkt nach dem Öffnen sicher ist. Meist ist das der Fall
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