Natürlich
Balazs, der später eine fabelhafte Universitätskarriere in Amerika machte, blieb an der Substanz dran. Durch seine langjährigen, höchst aufschlussreichen Forschungen avancierte er zu der internationalen Kapazität in Sachen Hyaluron. Das Resümee über den vielfach als Wunderwaffe bezeichneten Wirkstoff sieht vorläufig so aus: Hyaluronsäure kommt praktisch in jeder Körperregion vor. Sehnen, Bindegewebe und Bänder sind sogar weitgehend aus Hyaluron aufgebaut, was wiederum für Polsterung, Elastizität und Druckbeständigkeit sorgt. Auch im Glaskörper des Auges ist es zu finden, was Sinn macht, da im Auge viel Wasser gehalten werden muss. Damit tritt eine der wichtigsten Fähigkeiten von Hyaluronsäure zutage: Sie besitzt die geniale Fähigkeit größere Mengen Wasser zu binden. Das erklärt auch, weshalb mit gut 50 Prozent der Löwenanteil an Hyaluron in der Haut zu finden ist. Dort fungiert es als Gerüstbaustein in der extrazellulären Matrix, heißt: Sie dient dort als Stabilisator zwischen den Hautzellen. Das wiederum erklärt, weshalb die Kosmetikindustrie so happig auf den Stoff ist. Mit Hyaluronsäurepräparaten ist es tatsächlich möglich, Falten zu glätten und zarte Fältchen vollends zum Verschwinden zu bringen. Ein Wirkeffekt, der für etwa sechs bis neun Monate anhält, danach baut sich Hyaluronsäure auf natürlichem Weg – leider – wieder ab. Der Körper tut das übrigens mit zunehmendem Alter auch. Gerade deswegen ist die Medizin so interessiert an dem Wirkstoff.
Wie geschmiert?
Ärzte nutzen die Substanz abseits schönheitschirurgischer Eingriffe – da etwa zur Faltenunterspritzung, Modellierung von Lippen, Narben, Dellen oder zur Auffrischung der Haut – längst auch bei ernsthafteren Problemen. So kann mit Hyaluronsäurepräparaten das Trockene Auge – „dry eye syndrom“ – behandelt werden. Aufgrund der guten Wasserbindungskapazität, der Schmierwirkung, Haftfähigkeit und wundheilungsfördernden Eigenschaften von Hyaluron interessiert sich die Wissenschaft auch für ihren Einsatz bei Arthrosen. Hyaluronsäurespritzen könnten die Stoßdämpfer- und Schmierwirkung in Gelenken verbessern. Wie wirkungsvoll Injektionen mit Hyaluronsäure – das heute nicht mehr wie früher aus Hahnenkämmen gewonnen, sondern biotechnologisch hergestellt wird – tatsächlich sind, muss durch weitere Studien präzise geklärt werden. Fallen diese positiv aus, wäre das fundamental, weil dank Hyaluron Gelenke wieder geschmeidiger und schmerzfrei funktionieren könnten.
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