Wie lange die Friseure dieses Mal offen haben dürfen, traut sich niemand vorherzusagen. Im N°11 Salon von Sonja Thoma in der Wiener Innenstadt herrscht erstmal die Freude über das Wiedersehen vor – auf beiden Seiten.
„Die Dankbarkeit der Kunden und Kundinnen ist auch nach diesem Lockdown sehr groß. Jeder und jede will sich etwas Gutes tun“, sagt Thoma im KURIER-Gespräch. Vor allem Letztere wollen mit dem ersten Friseurtermin im neuen Jahr das alte endlich auch emotional hinter sich lassen. „Die Lockdowns haben sich natürlich ausgewirkt. Es ist ähnlich einer Trennung. Jede will nach vorne schauen und deshalb nach außen hin auch ganz anders wirken.“
Der Wunsch nach Veränderung auf dem Kopf liege auch daran, dass ein Leben ohne Mund-Nasen-Schutz wohl noch in weiter Ferne liegt. Thoma: „Er versteckt unser Lächeln und somit auch einen Teil der Persönlichkeit. Umso mehr soll diese jetzt mithilfe der Frisur unterstrichen werden.“
Fransen für alle
Was den Schnitt angeht, so wird das Jahr 2021 vor allem von stufigen Looks geprägt sein. „Ob kurz oder lang, alles wird jetzt fransiger geschnitten“, erklärt die Coiffeurin. Liebhaberinnen des Fachjargons fragen bei ihrem nächsten Termin also nach einem Choppy Cut. Oder konzentrieren sich mehr auf Details: Der Pony wird nicht mehr gerade geschnitten, sondern in Form von Curtain Bangs überlang und seitlich auslaufend getragen.
Der Vorteil solcher Haarschnitte zeigt sich spätestens in einem erneuten Lockdown, weiß Eniss Agrebi, Geschäftsführer bei Die Wiener Friseure: „Wenn sie herauswachsen, ist es nicht tragisch.“ Selbiges gilt für Haarfarbentrends, die sich von kühlen Tönen wegbewegen. „Mittels der Balayage-Technik, also freihändigem Aufpinseln, werden warme Nuancen kreiert.“ Einfach nach Nude Beige Hair fragen – und sich mit Haaren wie von der Sonne geküsst über die mauen Urlaubsaussichten wegtrösten.
Pflegeleichte Schnitte
Auch bei den Männern hat sich die Corona-Krise auf die Art und Weise, wie das Haupthaar getragen wird, ausgewirkt. Agrebi: „Das sogenannte Barbering der vergangenen Jahre geht deutlich zurück. Sowohl die Seitenhaare als auch die Nackenpartie werden jetzt etwas länger getragen.“ Letztere wird hierfür nicht mit der Maschine, sondern nur mit der Schere gekürzt. „Dadurch wachsen die Haare nicht mehr so kantig nach.“
Natürlichkeit ist dieser Tage auch bei Sonja Thoma oberste Priorität: „Viele Kundinnen haben während des Lockdowns realisiert, dass sie ihre natürliche Haarstruktur eigentlich sehr gerne haben.“ All jenen, die dennoch Lust auf größere Veränderungen in Sachen Schnitt und Farbe haben, steht die Wienerin vor allem im Hinblick auf die kommenden Wochen beratend zur Seite. „Will jemand von Schwarz auf extrem helles Blond wechseln, muss nach zwei Wochen schon wieder nachgefärbt werden.“
Denkbar schlechter Zeitpunkt für solch eine extreme Typveränderung: „Unser Team bespricht bei jedem Termin derzeit auch die Auswirkungen eines potenziellen Lockdowns auf die gewünschte Frisur“, verrät Sonja Thoma. Denn was den kommenden Wunschtermin beim Friseur angeht, gilt vorerst: Fix ist nix.
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