90er-Revival: Männer, tragt mehr Kleider!

90er-Revival: Männer, tragt mehr Kleider!
Das Label Hesher aus Los Angeles macht Kleider für Männer - ganz im Zeichen von Grunge-Legende Kurt Cobain.

Gebleichtes langes Haar, Tattoos, ein ungepflegter Bart und ein gelb-kariertes Hemd, das bis über die Knie reicht: So präsentiert sich das neue Label Hesher. Die Optik ist bewusst gewählt: Der Grunge der 90er ist in jedem Bild spürbar, und auch im Design. 

Optisch besteht kein Zweifel daran, dass sich Label-Gründerin Catherine Hahn von Kurt Cobain inspirieren ließ. Die in Los Angeles lebende Stylistin und Kostüm-Designerin liebt das Spiel mit Geschlechterrollen. Gegenüber Vogue sagte sie kürzlich: "Es gibt bei Männermode nie so viele Optionen wie für Frauen." Kein Wunder also, dass sie gerne zu femininen Designs greift. Vor allem in Zeiten, in denen Geschlechterbilder aufgeweicht und flexibel sind.

90er-Revival: Männer, tragt mehr Kleider!

Kurt Cobain mit Kleid auf dem Cover von "The Face" in den frühen 90ern

Nirvana-Frontman Kurt Cobain zelebrierte in den 90ern ebenfalls das Tragen von - sagen wir - unerwarteter Kleidung. Dass der Grunge derartig erfolgreich wurde und in den Mainstream hinüberschwappte, war Cobain nicht immer geheuer. Die Grunge-Szene aus Seattle hasste den Kommerz und sah sich als absolute Gegenkultur dazu. Doch dieses Konzept wurde durch den Erfolg von Bands wie Pearl Jam und Nirvana ad absurdum geführt. Cobains Antwort: Auf MTV-Events trug er knallrote, feminine Sonnenbrillen oder zog Großmütterkleider auf der Bühne oder für Fotoshoots an.

90er-Revival: Männer, tragt mehr Kleider!

Dave Grohl, Ru Paul und Kurt Cobain bei den MTV Video Awards 1993.

Zeitsprung: Sänger Post Malone nahm den Lockdown im April 2020 zum Anlass, ein Nirvana Tribute in den eigenen vier Wänden zu spielen und zu streamen. Catherine Hahn stattete ihn dafür mit einem geblümten Kleid aus. "Posty sah darin so cool aus und fühlte sich wohl. Das inspirierte mich, mehr zu entwerfen und vor allem Kleider zu machen. Es ist so schön, Herrenmode abseits der traditionellen Kombinationen aus Anzügen, Hosen, Hemden oder Shorts zu machen", erzählt Hahn der Vogue. Also setzte sie sich zum Ziel, ein Unisex-Kleid zu kreieren, das man "in die Arbeit, in die Schule oder zum Skateboarden" tagen kann. 

Wie tauglich das Hemd-Kleid für die Arbeit ist, bleibt natürlich fraglich. Und eigentlich auch, wie praktisch es tatsächlich zum Skaten ist. Eines ist klar: Gender-Fluidity geht in die nächste Runde! Dass der Mainstream diese Art von Alltagskleidung annimmt, sollte in der Tradition des Grunge ohnehin nicht das Ziel sein.

Das Label Hesher wurde 2021 von der Stylistin Catherine Hahn in Los Angeles gregründet. Der Wiener Fotograf Lukas Gansterer schoss die ersten Bilder der Kollektion in Miami. hesherworld.com

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