Gesund 2.0
Für Gesprächsstoff sorgt derzeit eine neue Handy-App namens "Goderma", entwickelt von zwei Berliner Unternehmern, bei der Hausärzte mittels zugeschickter Fotos von Muttermalen oder Hautirritationen diagnostizieren. Ärztekammer und Fachverbände stehen dem Trend kritisch gegenüber, denn eigentlich gilt ein "Fernbehandlungsverbot für Ärzte", wie der Pressesprecher der Berliner Ärztekammer Sascha Rudat verlauten ließ. Generell sei Telemedizin aber nicht abzulehnen, solange medizinische Expertise damit verbunden ist, berichtet der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin, Wolfgang Loos. In Ländern wie Skandinavien, Frankreich oder USA hätte man sich längst an sogenannte E-Health Strategien gewöhnt. Was dafür spricht: Laut einer PwC-Studie glauben bereits 59 Prozent der Ärzte, dass sich der mobile-Health-Sektor durchsetzen und eine unausweichliche Entwicklung abzeichnen wird. Knapp 100.000 verschiedene Gesundheits- und Wohlfühl-Applikationen lassen sich laut Experten-Bericht aus dem European Health Forum Gastein (EHFG) bereits am Smartphone installieren, Tendenz steigend. Was noch fehlt sind allerdings Qualitätskriterien oder verbindliche Standards, die EU-Kommission arbeitet bereits an Überlegungen zu rechtlichen, politischen und Wissensmanagement-bezogenen Rahmenbedingungen für Gesundheits- und Wellness-Apps, verspricht die eHealth Task Force in einem Bericht aus 2012. Eine Frage wird auch der Datenschutz sein, der bei solch sensiblen Daten gewährleistet sein muss.
Mithilfe der KrebsHILFE-App können Patienten in einem virtuellen Tagebuch Schmerzen, Müdigkeit und Übelkeit auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten und die Resultate anschließend mit ihrem behandendeln Arzt beurteilen. Auch Entspannungsmusik kann über einen eigenen Bereich eingestellt werden. Derzeit ist die kostenlose App für Brustkrebs-, Prostatakrebs- und Darmkrebspatienten eingerichtet, bis Ende 2014 soll sie mit neun weiteren Krebsarten ergänzt werden.
Am Foto zu sehen: Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda, Präsidentin Leben mit Krebs, Gabriela Kornek, und der Leiter des Comprehencive Cancer Centers, Christoph Zielinski, (v.l.n.r.) präsentierten vor Kurzem die erste deutschsprachige App für Krebspatienten und deren Angehörige.
Nachdem die Wiener Ärztekammer 2012 bereits die Umsetzung von Apps zur Arzt- und Apothekensuche unterstützt hat, steht mit "Meine Medizin" nun ein neuer Anwendungsbereich zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG) wurde eine kostenlose Handy-Applikation entwickelt, welche Uhrzeit und Menge an eingenommenen Medikamenten speichert und zugleich mit einem Weckruf an die nächste Einnahme erinnert. Im Bedarfsfall können behandelnde Ärzte per E-Mail kontaktiert werden.
„Das ist ein Tool, das im täglichen Leben sofort hilft. Damit gibt man der Therapie im wirklichen Leben eine ganz große Unterstützung. Wir wollen pragmatische und unbürokratische Lösungen", betont Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Johannes Steinhart, die Praxistauglichkeit solcher Systeme.
Drei Schüler der IT-HTL Ybbs haben im Zuge ihrer Abschlussarbeit eine Handy-Applikation für Diabetiker entwickelt, die Diabetespatienten im Alltag unterstützen soll. Diese berechnet die verzehrte Kohlenhydratmenge und empfiehlt darauf aufbauend die notwendige Insulindosis. Auf diese Art soll ein einfaches Ermitteln der Broteinheit-/Kohlenhydratmenge gewährleistet werden. Über eine Elternfunktion können ausgewählte Personen über die aktuellen Eingaben des Benutzers informiert werden. Eine Studie, die die drei Schüler vor Beginn des Projektes durchgeführt hatten, hat gezeigt, dass eine derartige Applikation noch nicht am Markt vorhanden ist. diAPPetes soll demnächst veröffentlicht werden, ein Startup-Unternehmen soll folgen. www.diappetes.com
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