Michaela Dorfmeister: "Zu zweit ist es halt doch schöner"
Michaela, Sie sind kürzlich mit Ihrem Freund Thomas erstmals öffentlich aufgetreten. War Ihnen klar, dass das medial von Interesse ist?
Das war mir aufgrund meiner Geschichte klar. Aber ich brauche mich nicht zu verstecken. Ich möchte mit meinem neuen Lebenspartner genauso auf Veranstaltungen gehen wie ich das früher auch gemacht habe. Das habe ich mit meiner Tochter vorher auch besprochen. Und zu zweit ist es halt doch ein bissel schöner.
Ist mit der neuen Liebe auch eine neue Lebenslust gekommen?
Lebenslust hatte ich immer, aber irgendwann war ich so weit zu sagen: Ich will nix mehr hören und sehen. Man muss sich über eine neue Situation klar werden, sich ordnen und orientieren. Wie geht es weiter? Wie soll meine Zukunft aussehen? Wer sind meine Freunde? Wer kann mir helfen? Ich bin kein Mensch, der sich jahrelang in Selbstmitleid suhlt und sich dauernd die „Warum ich“-Frage stellt.
Da kommt die Sportlerin durch. Die Situation wird erst einmal analysiert.
Ich glaube, der Sport hat mir sehr geholfen. Wenn ich auf eine Saison hintrainiert habe und sie nicht so gut gelaufen ist, musste ich auch ein Hakerl dranmachen: neue Ziele setzen, überlegen, was die nächsten Schritte sein könnten. Ich habe sicher auch Fehler gemacht, kein Thema. Aber irgendwann muss man wieder nach vorne schauen.
Irgendwann hat eine neue Zeitrechnung begonnen.
Genau. Das Skifahren war ein Teil meines Lebens, das andere war ein zweiter Teil und jetzt kommt wieder ein Teil. Ich habe ungefähr ein dreiviertel Jahr gebraucht, um die Geschehnisse für mich zu verarbeiten, auch wegen unserer Tochter. Man hat so etwas vorher ja noch nie erlebt. Da habe ich mir professionelle Hilfe geholt, weil ich nicht wusste, was richtig oder falsch ist.
Glauben Sie, dass eine Kinderseele so etwas gut überstehen kann?
Das weiß man nie. Aber genau deshalb habe ich mir Hilfe geholt. Der Verein heißt „Rainbows“ und kümmert sich um Scheidungs- und Trennungskinder und erklärt einem, wie man in solchen Situationen am besten handelt. Ich habe auch Schwächen und bin nicht immer die Starke.
Was ist das Wichtigste, das man Kindern in solchen Momenten mitgeben kann?
Meiner Meinung nach Ehrlichkeit. Lea und ich haben vereinbart, dass wir ehrlich zueinander sind. Sie will auch alles wissen.
Sie meinten vorhin, auch Sie hätten Fehler gemacht. Was werfen Sie sich vor?
Naja, ich hätte schon einiges genauer hinterfragen oder misstrauischer sein können. Aber ich bin von mir ausgegangen und dachte, wenn man einen Lebenspartner hat, sagt man sich ehrlich, was Sache ist und wo es Probleme gibt.
Können Sie denn noch vertrauen?
(denkt nach) Ich bin kein Kontrollfreak geworden, aber ich denke mir öfters: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser! Man kann das ja machen, indem man einfach nachfragt: Was hast du dort gemacht? Wer war noch dabei? Das bringen die Situation und der jeweilige Mensch mit sich.
Was fühlen Sie heute, wenn Sie an das Doppelleben Ihres Ex-Partners denken?
Ich bin missbraucht, belogen und verraten worden. Das ist nicht schön, wenn man selber nie vorgehabt hat, das seinem Partner anzutun.
Sie leben in Purgstall, dem einstigen Wohnort Ihres Ex-Partners. Was, wenn er Ihnen über den Weg läuft, nachdem er entlassen wird?
Ich glaube nicht, dass er nach Purgstall zurückgehen wird. Aber Lea und er werden sich bestimmt sehen, weil ich das auch so haben will und sie ihn sehen will. Ich bringe ein „Servus“ und ein „Tschüss“ hin. Auch die Dinge, die wir in Bezug auf die Kleine besprechen müssen. Ansonsten ist das aber kein Thema mehr für mich. Ich habe zur Lea gesagt: Das ist dein Papa und wird immer dein Papa bleiben. Er war ein Teil meines Lebens, aber jetzt gibt es etwas anderes. Ich glaube, sie hat das sehr gut verstanden.
Sie wollen in Zukunft anderen Menschen in Seminaren zeigen, wie man in Krisen-Situationen nicht zum Opfer wird. Wie stellt man das an?
Da sind wir wieder bei der „Warum-ich“-Frage. Wenn man sich diese Frage stellt, ist das der Moment, indem man sich in die Opferrolle begibt. Das war auch bei mir am Anfang in der Situation extrem. Im Endeffekt hätten wir keine Sorgen mehr gehabt. Er (Anm.: Expartner Andreas P.) hatte einen fixen Job, ich habe daheim alles geschmissen, und wir hätten bis ans Ende ein schönes Leben haben können. Da sieht man sich dann als Opfer. Aber ich habe erkannt, dass mich das nicht weiterbringt.
Was macht man stattdessen?
Ein Plan ist immer gut und für jeden machbar. Man braucht sich eigentlich nur einmal zuhause ein Plakat aufzuhängen und seine Gedanken draufschreiben. Was will ich noch erreichen im Leben, privat und beruflich? Und wie kann ich dorthin kommen? Wichtig ist nur, dass man sich den Plan irgendwo hinhängt, wo man ihn immer sehen kann. Sonst kommt der Alltag und der Plan gerät in Vergessenheit.
Wäre Dancing Stars ein Plan für Sie? Ihre Ex-Kollegin Lizz Görgl ist auf dem besten Weg „Dancing Star“ zu werden.
Ich bin auch drei, vier Mal gefragt worden, aber ich habe immer abgesagt. Es ist einfach nicht meins. Deshalb bin ich auch nicht der Freak, der da unbedingt zuschauen muss.
Und fahren Sie noch Ski?
Mit der Kleinen hat es eigentlich wieder ein bisserl angefangen und mit ihm (Anm.: Thomas).
Kann er’s denn so gut, dass er mit einer Doppel-Olympiasiegerin und Doppel-Weltmeisterin mithalten kann?
Er kann’s! Aber wenn er es nicht könnte, wäre es auch kein Problem. Dann würde ich es ihm eben beibringen. Ich habe für Männer keine Checkliste.
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