Liebe zur Modelleisenbahn: Hier sind Promis am Zug
Rod Stewart sang von sich als Seefahrer: „I am sailing“. Von wegen. Er ist zuletzt viel öfter „railing“ und Besitzer einer stolzen Anlage auf dem Dachboden seines Anwesens in Los Angeles. Mehr als 20 Jahre lang hat er an dem Werk gearbeitet, das sich am Philadelphia der 1940er-Jahre orientiert.
Vor einem Jahr präsentierte er die Stadt der britischen Fachzeitschrift Railway Modeller. Zuvor hat er in der Öffentlichkeit nicht über sein Hobby gesprochen, weil: „Mainstream-Medien machen sich gerne über so etwas lustig“, meinte er.
Der Zeitschrift offenbarte er, dass er sich als Kind einen Bahnhof für eine Modellbahn gewünscht habe. „Aber mein Vater hat mir stattdessen eine Gitarre gekauft.“ Außerdem verriet er, dass er während Tourneen zwischen Konzerten im Hotelzimmer an seinem Wunderwerk weiterbaue.
Sangeskollege Phil Collins hat schon Albumaufnahmen verschoben, weil Modelle noch nicht fertig waren. Auch bei Neil Young und Eric Clapton (oder einst bei Frank Sinatra) fährt beim Miniaturbau der Zug drüber.
Eine ganze Spur größer war die Eisenbahn bei Walt Disney. Er fuhr auf einer Dampflok im Maßstab 1:8 durch seinen Garten. Nach den Erfolgen von Schneewittchen und Bambi floppten einige Projekte, sein Studio hatte kein Geld mehr. Er stritt mit der Cartoonisten-Gewerkschaft in Hollywood. Anstatt zu verhandeln, zog er sich auf sein Anwesen zurück, wo er die Carolwood Pacific Railroad erweiterte. Dabei soll ihm die Idee für ein Projekt gekommen sein, in dem neben einem märchenhaften Schloss auch dampfbetriebene Züge eine große Rolle spielen: Disneyland.
Auch ein österreichischer Gigant der Unterhaltungsbranche liebte Modelleisenbahnen: Peter Alexander war Sammler und nannte eine kleine, kompakte Anlage (2,1 mal 1,1 Meter) sein Eigen. Er hinterließ eine Platte mit Fachwerkhäusern und Viadukten, die Hans-Peter Porsche für sein Museum TraumWerk im bayerischen Anger nahe Salzburg ersteigerte.
Reportage im Keller
Die Modellbahn-Leidenschaft des damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten und nunmehrigen deutschen Innenministers Horst Seehofer (CSU) wurde einem Spiegel-Reporter zum Verhängnis. Er hatte 2011 in einer Reportage, für die er den Henri-Nannen-Preis bekam, eine Beschreibung von Seehofers Modelleisenbahn im Keller geliefert und die mit dessen Karriere verglichen. Das Ganze war sehr schön formuliert, hatte aber einen Nachteil. Der Reporter war nie im Keller. Daher musste er den renommierten Journalistenpreis wieder abgeben.
Fünf Jahre später war dann aber wirklich ein TV-Team der ARD, angeführt von Reinhold Beckmann, im Hobbykeller des Politikers. Es zeigte eine schlichte Anlage auf Holzplatten ohne die idyllischen Berge, Wälder oder die bayerischen Seen. Aber eine rote Playmobil-Figur, die an Angela Merkel erinnerte, fiel auf.
Dafür dürfte das Ding technisch alle Stückerl gespielt haben. Denn dem damaligen Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, der auch mit von der Partie war, entlockte der Anblick ein „‘s ja Wahnsinn“.
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