Dazu passt, dass der 14. Februar seit den 1980er-Jahren in Ländern wie USA, Australien oder Großbritannien als „Nationaler Kondomtag“ gefeiert wird. Der 13. Februar, als Tag davor, wurde gar als „Internationaler Kondomtag“ deklariert. Klingt lustig, hat aber einen seriösen Hintergrund: Studenten, AIDS-Hilfegruppen und Gesundheitsorganisationen waren es, die hier Bewusstsein schaffen wollten. Statistisch betrachtet offenbar gar nicht so blöd: Wenn man den im Netz angegeben Zahlen trauen darf, schnellt der Kondomverbrauch am Tag der Liebenden um 25 Prozent in die Höhe. Besonders US-Bürger sind an dem Tag scharf auf Sex – laut Umfragen denken dort 85 Prozent der Männer und Frauen, dass vollzogener Beischlaf an jenem Datum wichtig wäre, pro Sekunde werden am Valentinstag 87 Kondome ausgepackt (und dann hoffentlich auch verwendet). Keine Ahnung, wie man auf solche Zahlen kommt, das kann man jetzt glauben oder auch nicht.
Dass das Liebäugeln mit der Valentins-Erotik wirtschaftlich aber eine tragende – in dem Fall liegende – Rolle spielt, ist allerdings fix. Kein Sextoy-Anbieter, der nicht irgendwelche „Valentins-Specials“ auf den virtuellen Ladentisch knallt. Vibratoren für Paare, klitoral, vaginal, anal. Special-Deal-„Massage-Sets“, inkl. Öl und allem, was flutscht. Oder aber dieses inspirierende Oeuvre „Fifty Shades of Play“ mit 50 erotischen interaktiven Experimenten, die die „Libido beleben sollen“, wie etwa: „Bastel eine sexuelle Zeitbombe“, „Lerne schlafzimmergeeignete Fesselknoten zu schlingen“, „Liste schonungslos deine geheimen Lieblingsfantasien auf“. Bei „Einhorn“ wiederum, der Spezialist für vegane und nachhaltige Kondome, ist die einst angebotene „Valentinstags-Tüte“ mit 14 Gramm Kondomen (=7 Stück) offenbar schon länger ausverkauft. Schade, enthielt sie doch „glockenförmige Kondome, die etwas geräumiger um die Eichel sind“, noch dazu aus Naturkautschuk. Bei „Lush“, dem bekannten Kosmetikkonzern, gibt’s Valentin-Special-Seifen in Form von Melanzanis oder Popsch-Pfirsichen. Naja. Und in Sachen Dessous setzt man dieses Jahr auf „Balconette-BHs“ in den bevorzugten Valentins-Farben „Rot“ oder „Schwarz“. Hübsch. Mich erinnert das alles ein bisserl an den Muttertag, an dem wir einmal pro Jahr die Mamsch am Handerl nehmen, um sie zum Schnitzlessen zu zerren. Einmal pro Jahr haben wir dich besonders lieb, Mutti.
Ähnliches in Paarbeziehungen am Valentinstag: Einmal im Jahr knallen wir erst die Blumen auf den Tisch, packen dann den Sprudel aus, schmeißen uns in essbare Unterwäsche, schmieren Erdbeergleitgel aufs Genital und versuchen, die Sau rauszulassen, die sonst eher schlummernd vor sich hingrunzt. Das wird nicht klappen, wenn die Leidenschaft den Rest des Jahres kaum brennt. Daher finde ich, dass der Valentinstag ein feiner „Spür-Tag“ wäre. Man setzt sich hin, redet und versucht, den Partner endlich wieder zu „fühlen“ – jenseits alltäglichen Funktionierens, mit allen Sinnen, Sorgen und Sehnsüchten. Mit ganzem Herzen. Kein Tag wäre besser geeignet, um ehrlich miteinander zu sein – und ehrlich zu sich selbst. Sonst kann man es gleich lassen und am 14. Februar lieber den „Tag des Riesenrads“ feiern, der ist da nämlich auch.
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