Ungewöhnliche Kommunikation: Elefanten quietschen mit den Lippen

Iqhwa im Tiergarten Schönbrunn.
Wiener Verhaltensforscherinnen entdeckten eine im Tierreich einzigartige Technik der Lautproduktion mit summenden Lippen.

Wenn Elefanten aufgeregt sind, "trompeten" sie mit ihrem Rüssel. Zudem zählt auch ein tieffrequentes und mit den Stimmbändern erzeugtes Grollen (engl. "rumble") zu den Hauptkommunikationsmitteln der Rüsseltiere. Wiener Verhaltensbiologinnen berichten nun im Fachjournal "BMC Biology", dass asiatische Elefanten auch hohe Quietschlaute von sich geben, die sie mit ihren Lippen erzeugen - eine Lautproduktion, die den Forschern zufolge bisher einzigartig im Tierreich ist (mit Hörbeispielen der quietschenden Elefanten).

Für Elefanten, die in einem vielschichtigen sozialen System leben, ist die Kommunikation mit Artgenossen durch Lautsignale sehr wichtig. Da gibt es etwa das allseits bekannte Tröten, das durch einen kräftigen Luftausstoß durch den Rüssel erzeugt wird. Welche anatomischen Strukturen dabei in Schwingung geraten, ist noch nicht hinlänglich erforscht.

Dann gibt es die sogenannten Rumble-Laute. Dabei handelt es sich um sehr tiefe Töne, die teilweise im Infraschallbereich und damit unter der menschlichen Hörschwelle liegen. Mit deren Hilfe können sich die Tiere über große Distanzen hinweg verständigen, etwa um während ihrer Wanderungen mit der Herde oder Familie Kontakt zu halten oder mit anderen Gruppen zu kommunizieren.

Je größer ein Säugetier ist, desto länger sind seine Stimmbänder und desto tiefer sind die von ihm produzierten Laute. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es ein oberes Limit der Tonhöhe gibt, die mit Hilfe der Stimmbänder erreicht werden kann. Und in dieses Spektrum passen die extrem hohen Quietschlaute, die nur asiatische Elefanten produzieren, wenn sie aufgeregt sind, nicht hinein.

Aus diesem Grund haben Veronika Beeck vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien und Angela Stöger vom Mammal Communication Lab gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland versucht, diesen Lauten bei asiatischen Elefanten in Nepal auf den Grund zu gehen. Dazu nutzten sie unter anderem eine akustische Kamera mit 48 Mikrofonen, die den Schall - ähnlich dem Bild einer Thermokamera - in bunten Farben sichtbar macht. So konnte die Quelle der Schallproduktion sehr genau berechnet werden.

"Unsere Bilder zeigten eindeutig, dass der Quietschlaut aus dem Mund und nicht aus dem Rüssel kommt", erklärt Beeck in einer Aussendung. Offenbar pressen die Tiere Luft durch die angespannten Lippen und versetzen sie damit in Schwingung. Den Wissenschaftern zufolge ähnelt diese Technik dem Lippensummen, mit dem Trompetenspieler zunächst einen Ton erzeugen, dessen Obertöne dann durch das Instrument verstärkt werden. Sie vergleichen die Laute in der Arbeit auch mit jenen, die bei einem Luftballon entstehen, wenn man die Luft entweichen lässt und dabei den Hals mit den Fingern spannt.

"Diese Technik der Lautproduktion mit summenden Lippen ist im Tierreich bisher einzigartig", so Beeck. Nachdem nur wenige Elefanten solche Quietschlaute mit den Lippen produzieren, vermuten die Verhaltensforscherinnen, dass die Tiere diesen Laut vielleicht erst lernen müssen. Wie flexibel Elefanten in der Lautproduktion sind, hat Stöger bereits vor Jahren nachgewiesen. Da zeigte sie, dass ein asiatischer Elefant in einem koreanischen Zoo durch das Nachahmen der Kommandos seines Trainers mehrere Worte auf Koreanisch erlernte.

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