Die drei Säulen
„Gelebte Integration findet bei uns auf dem Sportplatz statt“, betont Gernot Ulbert, der ebenso ehrenamtlich wie der Obmann für die rund 220 Kinder und Jugendliche im Verein verantwortlich ist. Auf die Frage, warum er sich die finanziell unbedankte Arbeit sieben Tage die Woche antut, antwortet der Betriebsrat der Firma Siemens: „Wenn ich die Freude unserer Spieler sehe, während sie auf den Platz gehen, dann weiß ich, warum das für mich wichtig ist.“
Dobretsberger und Ulbert sprechen von drei Säulen, auf denen ihr Verein aufbaut: „Neben dem Integrieren geht es uns natürlich auch um die Förderung von Gesundheit, aber auch um die Vermittlung gemeinsamer Werte.“
Eine alte Geschichte, die seit der Erfindung des Fußballsports im 19. Jahrhundert bis heute wirkt: Wer in einem Team Fuß fassen will, muss Mit- ebenso wie Gegenspieler akzeptieren, seinen Platz in der Mannschaft finden und den Fairplay-Gedanken nicht nur theoretisch erfassen.
Zum Thema Gesundheit sagt Nachwuchsleiter Gernot Ulbert nur so viel: „Wenn ein übergewichtiges Kind bei uns seinen Spaß am Sport entdeckt, siehst du spätestens nach neun Monaten einen Unterschied. Viele haben die Basis für ein gesundes Leben hier in jungen Jahren gelegt.“
Als Vater von zwei Söhnen im Alter von 19 und 20 Jahren, die auch im Verein kicken, führt der leidenschaftliche Funktionär noch einen weiteren Vorteil an – und zwar aus der Perspektive der Eltern: „Wenn ich weiß, dass sie sich drei, vier Mal pro Woche im Training und im Spiel ordentlich auspumpen, dann kann ich mir ziemlich sicher sein, dass sie kaum mehr Energie und Zeit dafür aufbringen wollen, um etwas weniger Gutes anzustellen.“
Es ist kaum zu glauben, wie viele Mannschaften auf dem nicht gerade weitläufigen Sportplatz in der Hervicusgasse ihre Heimspiele austragen: Neben den beiden jeweils ersten und zweiten Mannschaften der Männer und Frauen sind noch zwölf Jugendteams, eine Hobby- und eine Seniorenelf aktiv.
Seine zweite Familie
Der jüngste Spieler bei den Bambinis ist erst vier Jahr alt, Ehren-Obmann Horst Koller hat hingegen bereits mehr als neunzig Lenze hinter sich. Täglich kommt „der Horstl“ auf den Platz, um – ebenso respektiert wie gefürchtet – alle Rechnungen auf den Cent genau zu prüfen. Auch er strahlt wie ein Vierjähriger, wenn er über „seinen“ Verein, seine zweite Familie erzählt: „Das ist hier mein Leben.“
So wie in einer Familie fließt für Geleistetes so gut wie kein Geld. Kein einziger der zwanzig Trainer erhält mehr als eine Mini-Aufwandsentschädigung; und auch die Spieler sind Amateure. Wenn einen oder eine der Ruf aus einer höheren Liga ereilt, werden ihm oder ihr keine Steine in den Weg gelegt, versichert Johannes Dobretsberger.
Jetzt Schichtwechsel auf dem Kunstrasen: Die U11- und U12-Kids beenden ihr Training, werden nun von ihren älteren Vereinskollegen abgelöst. Auch das sieht der Obmann mit Freude. „Wenn Jugendliche durch unsere Schule gehen, und ich meine tatsächlich Schule“, betont er in der Kantine, „entlassen wir sie als Persönlichkeiten“.
Apropos: Kabinen- und Kantinensprache ist Deutsch. Das ist dem Vereinsvorstand besonders wichtig. Jugendleiter Gernot Ulbert begrüßt diese doch strikte pädagogische Intervention: „Wenn die Spieler unsere Sprache besser beherrschen, dann profitieren davon direkt und indirekt auch ihre Eltern.“
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