Sex, Lügen und andere Pensionisten-Storys
Wann merkt man eigentlich, dass man alt geworden ist?
Die Antworten darauf liegen mitunter weit auseinander. „Ich hab’s erst mit 70 bemerkt. Beim Fensterputzen bin ich plötzlich müde geworden“, sagt eine Frau. Eine andere sagt: „Alt ist man, wenn man sich bückt und sich fragt, was man, wenn man schon da unten ist, sonst noch erledigen kann.“
„Ich habe mir mit 18 gedacht, dass ich alt werde. Weil mich plötzlich nichts mehr interessiert hat“, erinnert sich eine Dritte. Und ein Mann erzählt, dass sich das Alter meist via Gehörgänge bemerkbar mache – man werde derrisch. „Aber die meisten geben’s nicht zu und schwindeln, dass sie eh alles verstanden haben.“
Gretchenumfrage
Faltenrock nennt sich eine Radiosendung, die alte Menschen für alle Menschen gestalten. Jede Woche produzieren Bewohnerinnen und Bewohner eines Caritas Pflegewohnhauses gemeinsam eine Sendung. Sie wandern mit einem Mikrofon durchs Haus, kommen mit Menschen ins Gespräch und stellen Gewissensfragen nach dem Motto: Die Gretchenumfrage.
Die Gespräche sind geprägt von der Erfahrung des Alters und einem anderen Blick auf das Hier und Jetzt. Es lohnt sich, sich das anzuhören. Die Senioren haben viel zu erzählen und gehen mit einer erstaunlichen Offenheit an die Sache heran. Radiomacherin Monika Zeisenböck bringt es auf den Punkt: „Wir reden über den Tod genauso wie über den Sex, also da haben wir kein Problem damit.“
Gute Ausrede
Und auch nicht mit den täglichen kleinen Schwindeleien, die man sich im Alter leisten kann. So wird etwa davon berichtet, wie es ist, wenn das Alter zur perfekten Ausrede wird – etwa auf dem Amt: „Da sag’ ich dann schon öfter, wie schwer ich mir tu, damit ich keine Nummer ziehen muss. Das hat immer funktioniert“, bekennt eine Pensionistin. Eine andere erzählt, dass sie sich gerne auf Altersbeschwerden ausredet, wenn sie keine Lust auf Gesellschaft hat: „Meine Tochter lädt mich öfter zum Essen ein. Das ist mir aber zu mühsam. Das viele Busfahren – nein, das mag ich nimmer.“
Man gönnt sich und traut sich mehr als früher. Rosa glitzernde Turnpatschen etwa: „Früher hätt ich so was nie angezogen. Jetzt sag ich mir: Was wollt’s ihr von mir?“
Unverblümt und offenherzig wird auch über Dating und Sex gesprochen. („Es hat ja kein Fernsehen gegeben, wir hatten also keine andere Beschäftigung.“) Und über die Frage, was die Anti-Baby-Pille verändert hat: „Ich hab’ sie mein ganzes Leben nicht genommen. Weil ich hab’ gefunden, er soll sich auch anstrengen,“ erzählt eine Seniorin. Eine andere wiederum erinnert sich: „Ich bin mit der Pille aufgegangen wie eine Blunze. Ich hab’ mir gedacht, mein Frauenarzt ist ein Trottel.“ Aber ganz allgemein sei die Pille doch eine gute Erfindung gewesen. „Endlich war der Sex nicht nur zur Vermehrung, sondern auch zum Spaß da.“
Alle Sendungen zum Nachhören unter www.faltenrockfm.at
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