Schwangerschaft: Achtsamkeit senkt laut Studie Kaiserschnittrate

pregnant woman in a dusty pink dress
Achtsamkeitstraining für schwangere Frauen verdoppelt niederländischen Forscherinnen zufolge die Chancen auf eine natürliche Geburt.

Achtsamkeitstraining für Schwangere und ihre Partner könnte die Wahrscheinlichkeit eines späteren – medizinisch nicht notwendigen – Kaiserschnitts um 50 Prozent reduzieren. Zu diesem Ergebnis kamen Forscherinnen der University of Amsterdam im Rahmen einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Birth veröffentlicht wurde.

Untersucht wurde konkret der Effekt von Mindfulness-Based Childbirth and Parenting, kurz MBCP. Dabei handelt es sich um eine von der US-amerikanischen Hebamme und Achtsamkeitstrainerin Nancy Bardacke entwickelte Geburtsvorbereitung auf Basis der Achtsamkeitspraxis. Zielgruppe sind insbesondere schwangere Personen, die Ängste und Bedenken hinsichtlich der Geburt haben.

Die aktuelle Studie wurde mit einer Gruppe von 140 schwangeren Frauen und ihren Partnern durchgeführt. Die Hälfte der Gruppe erhielt ein Achtsamkeitstraining, das von geschulten Hebammen durchgeführt wurde, die andere Hälfte erhielt im Rahmen der üblichen Betreuung zusätzliche Beratung bezüglich ihrer Ängste.

Es zeigte sich, dass Achtsamkeitsübungen das Ausmaß der Angst (gemessen mittels standardisierter Fragebögen) reduzierte und auch in der Art und Weise, wie die Frauen schließlich entbanden, beeinflusste.

Gestärkte Schwangere

Das Risiko überbordender Angstgefühle vor der Geburt verringerte sich bei den Frauen, die das Achtsamkeitstraining erhielten, um 36 Prozent. Auch furchterfüllte Gedanken bezüglich des Wehenschmerzes nahmen in der Achtsamkeitsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich ab.

Während der Geburten kamen bei den Teilnehmerinnen der Achtsamkeitsgruppe um 36 Prozent weniger Periduralanästhesien (PDA) zum Einsatz. Die Zahl der medizinisch unbegründeten Kaiserschnitte sank in dieser Gruppe um 51 Prozent.

Studienleiterin Irena Veringa von der University of Amsterdam dazu: "Die Ergebnisse der Studie sind weltweit von großer Bedeutung für die Betreuung von Schwangeren und Neugeborenen. Eines der Hauptziele der Weltgesundheitsorganisation in diesem Bereich ist die Verringerung der Angst vor der Geburt, was wiederum die Zahl der medizinisch nicht notwendigen Eingriffe während der Wehen reduziert."

Mehr Kaiserschnitte

Der Einsatz von medizinischen Eingriffen während der Geburt nimmt global zu. Veringa: "Das ist natürlich gut, wenn es um den Zugang der Frauen zu dringender medizinischer Versorgung geht, aber es ist besorgniserregend, wenn es um nicht dringende medizinische Eingriffe geht, die auch negative Folgen für Mutter und Kind haben können."

Eine Kaiserschnittgeburt könne gesundheitliche Risiken für die Mutter bergen und das Risiko von Komplikationen bei der nächsten Schwangerschaft erhöhen, erklärt Veringa. Kinder, die per Kaiserschnitt geboren werden, hätten im späteren Leben "ein erhöhtes Risiko für allergisch-immunologische Probleme, Asthma und Fettleibigkeit".

Die Hälfte der Kinder in China und Brasilien und ein Drittel der Kinder in den Vereinigten Staaten werden heute per Kaiserschnitt entbunden. Auch in den Niederlanden wird eine Zunahme nicht dringender medizinischer Eingriffe während der Geburt verzeichnet. In Österreich kommt ein Drittel der österreichischen Babys per Kaiserschnitt zur Welt.

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