Sie schreiben, dass Sie als Juror bei „The Voice“ massive Selbstzweifel plagten. Wie überwindet man sie?
Man überwindet sie nicht, aber man kann lernen, mit ihnen zu leben. Die erste Staffel war beängstigend für mich, weil ich kaum Deutsch konnte. Bei der zweiten dachte ich: Du hast es das erste Mal überlebt, du wirst es auch jetzt überleben. Humor ist eine gute Waffe in solchen Situationen, aber das Wichtigste ist: Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Manches im Leben ist wie ein Fluss, er bringt dich an einen anderen Ort und du kannst nichts dagegen tun, außer es zu akzeptieren.
Zuletzt äußerten sich immer mehr Künstler über psychische Krisen. Wie belastend ist das Leben im Rampenlicht?
Ich denke, die Welt der Künste war schon immer voll von sensiblen Persönlichkeiten. Für Außenstehende ist es oft schwer zu verstehen, wie sich jemand, der so toll aussieht, innerlich so schlecht fühlen kann. Der Druck ist enorm, aber ich habe mich dafür entschieden, in der Öffentlichkeit zu stehen. Wenn ich damit nicht klarkomme, muss ich aufhören und Briefträger oder Verkäufer werden.
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Hilfe brauchen?
So etwas passiert nicht von einem Tag auf den anderen. Vor ein paar Jahren fiel mir auf, dass ich meine Freunde und all die Menschen zu Hause seit Jahren nicht gesehen habe – ich lebte in meiner Sunrise-Avenue-Blase. Obwohl ich da war, wo ich immer hin wollte, wusste ich nicht mehr, wer ich war. Durch die Therapie habe ich gelernt, mich selbst besser zu verstehen.
Sie wurden von vielen Plattenfirmen zurückgewiesen, bevor Sie Erfolg hatten. Wie wichtig sind Niederlagen?
Glücklicherweise bin ich in meinem Leben oft gescheitert. Das Wichtigste ist, denke ich, dass man Nachsicht mit sich selbst hat und andere um Verzeihung bittet, wenn man jemanden verletzt hat. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, schreibe ich ihn auf ein Blatt Papier und denke darüber nach, was ich das nächste Mal besser machen kann. Das tue ich aber auch, wenn mir etwas gut gelungen ist.
Klingt nach der finnischen Lebensphilosophie Sisu – können Sie erklären, was Ihre Landsmänner auszeichnet?
Sisu bedeutet Widerstandskraft, sich in dem, was man tut, nicht beirren zu lassen. Wir Finnen denken, weil wir mit Rentieren im Wald aufgewachsen sind und viel Alkohol trinken, kann uns nichts umbringen. (lacht) Wir gehen durch Wände, wenn es nötig ist. Ich habe wirklich Glück, dass ich in einem Land wie Finnland geboren wurde, und liebe es, hier zu wohnen – gerade jetzt, wo man niemandem begegnet. (lacht)
Rockstars sind nicht bekannt für ihren gesunden Lebensstil – wie halten Sie sich fit?
Ich habe schon vor eineinhalb Jahren aufgehört zu rauchen. Durch Corona hatte ich mehr Zeit für Sport und zum Relaxen. Therapie ist etwas, das man sein Leben lang macht – manchmal geht man einmal im Jahr, manchmal jede Woche. Das Leben ist ein ewiger Lernprozess. Ich bin noch immer derselbe Typ, aber der Rucksack, den ich trage, ist leichter geworden.
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