Nach Trump-Debatte: Twitter zeigt, wer die wahren "Proud Boys" sind

Homosexuelles Paar am Strand hält Händchen
Liebe statt Rassismus: Unter dem Namen der rechtsextremen Gruppierung finden sich plötzlich unzählige Fotos von schwulen Liebespaaren.

„Haltet euch zurück und haltet euch bereit" (stand back and stand by) sagte Donald Trump, als er im chaotischen TV-Duell mit seinem Kontrahenten Joe Biden aufgefordert wurde, sich von rassistischen Ideologien zu distanzieren. Mit seinem inzwischen berüchtigten Ausruf richtete sich der amtierende US-Präsident an die "Proud Boys", eine ultrarechte amerikanische Gruppierung, die Widerstand gegen Staatsgewalt propagiert, gegen Schwarze hetzt, Frauen abwertet und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Wer der rein männlichen Truppe beitreten möchte, muss unter anderem einen Eid ablegen, sich mit anderen schlägern und schwören, nie wieder zu masturbieren, berichtete die Washington Post.

Die Aussage Trumps - von der er sich mittlerweile distanziert hat ("Ich kenne die 'Proud Boys' gar nicht") - löste weltweit viel Medien-Echo und Empörung aus. Nutzer des Kurznachrichtendients Twitter zeigen dem Präsidenten nun auf ihre Art, was sie von Rassismus und Homophobie halten: Während sich Trump im Militär-Krankenhaus von seiner Covid-19-Infektion erholt, posten unter dem Hashtag #ProudBoys homosexuelle Männer stolz Fotos von ihrer Liebe - und erobern sich damit den Namen, "stolze Buben", zurück. Mittlerweile zählt der Hashtag mehr als 230.000 Beiträge:

Den Anstoß zum Love-Storm gab der Schauspieler George Takei ("Raumschiff Enterprise"). In einem Tweet schrieb der 83-Jährige, der selbst mit einem Mann verheiratet ist: „Was wäre, wenn schwule Männer Bilder von sich selbst aufnehmen würden, wie sie mit einem anderen Mann rummachen, und diese dann mit dem Hashtag #ProudBoys versehen würden? Ich wette, das würde sie wirklich richtig fertig machen." Das Posting wurde bis dato 50.000-mal geliked, die Botschaft ist eindeutig: Fremdenhass und Schwulenfeindlichkeit soll keine Plattform geboten werden.

Nach öffentlichen Fehltritten der Familie Trump sind die Nutzer des sozialen Mediums schon öfter kreativ geworden: Als Melania Trump auf dem Parteitag der Republikaner vor wenigen Wochen ein neongrünes Kleid trug, wurde es auf Twitter rasch zum "Green Screen" umfunktioniert - manche Nutzer projizierten darauf Coronaviren, andere den demokratischen Kandidaten Joe Biden. Mit Humor lässt sich der turbulente Wahlkampf in den USA wohl für viele Amerikaner leichter ertragen.

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