Mütter und Karriere: Weiterhin ein Spagat

Eine Mutter stillt ihr Kind.
Studie: Eine Salzburger Karriereforscherin ortet verbesserte Kinderbetreuung, aber auch hartnäckige Stereotype.
Von Uwe Mauch

Ein wesentliches Ziel des Ausbaus der öffentlichen Betreuungsangebote für kleine Kinder ist es, Frauen eine berufliche Karriere zu ermöglichen. Organisationen reagieren jedoch auf eine großzügige Kinderbetreuungssituation meist nicht wie erwartet mit der Förderung von Frauen-Karrieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Salzburger Arbeits- und Karriereforscherin Astrid Reichel in einer Studie mit 12.000 Befragten aus 19 Ländern.

Reichel, die an der Universität Salzburg arbeitet, wurde für ihre Arbeit von der renommierten internationalen Vereinigung der Managementwissenschaftler AoM mit einem Preis ausgezeichnet.

Wenig überraschend war noch der erste Befund der Studie: Je länger die bezahlte Karenzzeit in einem Land andauert, umso weniger investieren Arbeitgeber in die Karrieren von Frauen.

Corona-Krise als Treiber

Darüber hinaus zeigte sich, dass in Ländern, in denen mehr Kleinkinder in Betreuungseinrichtungen untergebracht sind, weniger in die Karrieren von Frauen investiert wird als in Ländern, wo die außerfamiliäre Betreuungssituation begrenzter ist.

„Insgesamt sendet wahrscheinlich ein gutes Kinderbetreuungsangebot an Organisationen das Signal aus, dass es für Frauen gesellschaftlich einen Anreiz zum Kinderkriegen gibt“, so Astrid Reichel. Auffallend: Männer waren nicht negativ betroffen.

„Wir sehen also, dass die gesellschaftspolitischen Unterstützungen für Frauen die festgefahrene Vorstellung kaum aufbrechen, dass primär Frauen die Verantwortung für Kinder haben.“ Die Stereotype vom Mann als Ernährer, der in der Regel besser verdient, und der Frau als Familienfürsorgerin halten sich hartnäckig. „Die Corona-Krise hat dieses Bild noch verstärkt“, sagt Reichel. „Das Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie geht den Leuten teilweise schon auf die Nerven, auch weil sich in der Praxis wenig ändert.“

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