Um dem Schutzmechanismus auf die Spur zu kommen, sollen nun Grundlagen aus der Allergieforschung genutzt werden. Valenta und sein Team beschäftigen sich seit Langem mit dem menschlichen Immunsystem. Sie entwickelten vor einigen Jahren einen Allergie-Chip, für den ein Tropfen Blut ausreicht, um Reaktionen des Körpers auf 100 verschiedene Allergene zu testen, die zuvor in mikroskopisch kleine Bestandteile zerlegt wurden.
Falsche Antikörper
Valentas Ansatz: „Es ist durchaus denkbar, dass eine Infektion zwar eine Immunantwort auslöst, diese den Betroffenen danach aber nicht ausreichend schützt.“ Diese Szenarien müssten ebenso berücksichtigt werden.
„Wir wissen aus anderen viralen Infektionen wie etwa bei den Rhinoviren, dass sie deswegen immer wiederkehren, weil die falschen Antikörper an den falschen Stellen gebildet werden.“ Um zu schützen, muss ein Antikörper also nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip funktionieren – auch bei SARS-CoV-2.
Wie beim Zerlegen der Allergene gehe man auch jetzt vor: „Wir können mithilfe unserer Technologie feststellen, wo das Virus andockt und welche Antikörper es blockieren.“ Diese Erkenntnisse seien wichtig für die Entwicklung eines Impfstoffs. „Da sind dann jene nachgebauten Bestandteile der Virushülle einzubauen, damit man auch jene Antikörper erhält, die man haben will.“
Idealer Zeitpunkt
Der Zeitpunkt dafür sei jetzt ideal. Nicht nur, weil die Zeit zur Entwicklung eines in großen Mengen verfügbaren Impfstoffs viel Zeit braucht. Sondern auch, weil genau jetzt Antikörper von genesenen Patienten verfügbar sind. „Jetzt ist die Zeit, diese zu sammeln und zu vermessen. Wir können lernen, wie die Immunität genau aufgebaut ist und wie lange sie anhält.“ Aktuell baut der Immunforscher eine Serum-Datenbank auf. Die Ethik-Kommission bewilligte 600 Proben – Teilnehmer werden noch gesucht (Infoanfrage für genesene Covid-19-Patienten: rudolf.valenta@meduniwien.ac.at).
Warten auf flächendeckende Tests
Derzeit ist das Risiko von ungenauen oder falschen Ergebnissen bei Antikörpertests noch immer zu hoch. Auf den ursprünglich von Gesundheitsminister Rudolf Anschober angedachten Zeitpunkt Ende April legt sich niemand mehr fest.
Es gebe derzeit wenige verlässliche, positiv validierte Tests und diese sind am Weltmarkt schwer verfügbar, heißt es aus dem Ministerium. Wenn dies möglich ist, spreche nichts dagegen.
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