Allerdings sagt eine neue Studie der MedUni Wien, dass Personen mit Schlafproblemen dazu neigen, ihre Situation noch schlechter einzuschätzen als sie tatsächlich ist.
Die Daten basieren auf dem ersten wissenschaftlich durchgeführten Vergleich zwischen realer und der persönlich wahrgenommenen Schlafenszeit von Betroffenen, der auch die begleitenden Faktoren analysierte.
Neu ist das laut Schlafmediziner Saletu keinesfalls, der diese Beobachtung in der Praxis schon lange macht: „Betroffene schätzen ihren Schlaf im Schnitt um zwanzig Prozent schlechter ein als er tatsächlich ist. Wir können nach einer Schlafanalyse oft die Angst nehmen ,gar nicht mehr zu schlafen’ und mit der positiven Nachricht das negative Gedankenkreisen um die Schlaflosigkeit vermindern.“
Denn nichts sei schlechter für die Schlafhygiene als das Grübeln darüber, so Saletu.
Schlaftracker können verunsichern
Die gerade boomenden Schlaftracker auf Fitnessuhren sind daher nicht unbedingt empfehlenswert, um das Problem zu lösen – im Gegenteil: „Sie können verunsichern und sind sehr ungenau, was Tiefschlaf und REM-Phasen angeht.“
Anders als in Labors, wo Schlaf mit Muskelaktivitäten, Atmung und vielen anderen Parametern gemessen wird, werden die Werte auf den Fitnessuhren nur durch einen Algorithmus errechnet. „Ein Bewegungsmesser am Handgelenk kann keinen Tiefschlaf individuell messen. Was sie gut können, ist die Schlafdauer aufzuzeichnen, das sagt aber nichts über die Qualität aus.“ Die Qualität stehe aber immer vor Quantität, so der Schlafforscher.
Mittagsschlaf gegen Alzheimer
Was ist dann zum Beispiel mit einem Mittagsschläfchen zwischendurch, das laut einer ebenfalls neuen Studie vor Alzheimer schützen soll? „Ein Powernap ist gut, sollte aber nicht viel länger als 15 Minuten dauern und zu keiner Tiefschlafphase führen, ansonsten beeinträchtigt das den Nachtschlaf.“ Sein eigenes Schlafbedürfnis kennenzulernen, ist laut dem Mediziner ohnehin das Wichtigste für eine gute Nachtruhe. Es habe keinen Sinn einen Abendmenschen vor 22 Uhr ins Bett zu schicken. „Es gibt genetisch determinierte Chronotypen, also Morgen- und Nachtmenschen. Das kann und soll man nicht ändern.“ In jedem Fall sind jedoch sieben bis acht Stunden Schönheitsschlaf angeraten.
An den Aussagen, wonach Barack Obama und andere Karrieristen mit nur vier Stunden Schlaf auskommen, zweifelt der Experte: „Es gibt genetische Ausnahmen, aber wer weiß, ob Obama nicht auch ein Mittagsschläfchen hält und wie sich der wenige Schlaf auf Dauer auswirkt. Leute, die wenig schlafen, sind nicht die leistungsfähigeren oder cooleren Typen.“
Hinter den Zeilen:
Die Redakteurin Christina Michlits hat Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert und ist seit 2010 beim KURIER. Ob im Menschen-Ressort oder der Lebensart: Das Interesse liegt auf Trend- und Lifestyle-Themen, die gerne frech hinterfragt werden.
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