Vernünftig sei der Mann, erwachsen und brav. Sind wir eh. Meistens. Aber hin und wieder muss Mann auch einfach abbiegen, den Offroad-Modus einlegen und sich etwas gönnen. Vielleicht ein Abenteuer, vielleicht nur ein kleines Spielzeug. Hauptsache, es macht Spaß.
Lässige Sachen machen, sich etwas gönnen, Spaß haben. Einfach so, spontan, neugierig. Ohne große Besprechung davor, ob das eh alles vernünftig ist, ohne ausgedehnte Analyse und strategische Abwägung, wie das jetzt vielleicht auf andere wirkt.
Das galt lange Zeit als typisch männliches Ding, war dann irgendwie verpönt, weil es hieß, wir müssten auch einmal erwachsen werden. Gut, das haben wir superbrav durchgezogen, wir sind erwachsen, verantwortungsvoll, total reflektiert und soft wie mit Vernel gewaschen – jetzt dürfen wir aber auch einmal wieder so richtig kindsköpfig sein. Im Gegensatz zu früher natürlich total bewusst, empathisch und ja, natürlich rücksichtsvoll.
Und weil diese ursprünglichen Verhaltensweisen in vielen von uns nicht mehr ganz locker abrufbar sind, ein wenig zu gut vergraben unter metromännlichen Benimmregeln, sind ein paar Wegweiser gar nicht so schlecht. So als Erinnerungshilfe quasi.
Mit „Männersachen“ ist gerade ein in dieser Hinsicht gut gelungenes Buch erschienen, Typen wie Wladimir Kaminer („Russendisko“) bieten Lesestoff, den Mann richtig gerne mitnimmt. Oder Scott Toepfer, der genau das macht, wovon so viele immer nur träumen: Er kauft sich ein altes Bike und zieht mit Kumpels, die auch alte Bikes haben, ziellos durch Kalifornien (Bild ganz oben). Dazu gibt’s großartige und bisher kaum gesehene Fotos von Männer-Ikonen wie Sean Connery, James Hunt – und den Boss, wenn’s ums Mannsein geht, 60s-Hollywood-Ikone Steve McQueen. Immer wieder und nicht ein Mal zu viel.
Auf den Spuren von Mr. Cool
Apropos McQueen: Das Original-Zeugs von Mr. Cool wird auf Auktionen um Hunderttausende Dollars, manches sogar um Millionen versteigert. Der Mustang aus „Bullitt“? 3,74 Mio. Dollar. Sein 70er-Jahre Porsche 911? 1,3 Mio. Sein Ferrari Berlinetta kostete unlängst 12,3 Mio. Das sind dann doch Spielzeuge, die nicht jedermanns Budget hergibt.
Der Expertentipp aus der Männerbuchredaktion: Ein leistbares Vintage-Motorrad erstehen, wie es McQueen einst selbst gefahren hat: Eine Husqvarna 400 CR aus den 70ern etwa. Ein absolut cooles Teil – und war tatsächlich Steves liebstes Cross-Eisen. Motocross? Yep, angeblich war er auf der Enduro fast noch besser als hinter dem Steuerrad. Wer’s nicht glaubt, sollte sich die Oscar-nominierte Motocross-Doku „On Any Sunday“ von Bruce Brown ansehen. Krasse Action über Stock und Stein. Inspirierend, wenn man sich sowas zutraut.
Passend dazu: Ein offener Helm, ganz wie damals, der einen den Wind spüren lässt. Gibt’s heute wieder zuhauf im Angebot, denn die Dinge sind genau so angesagt wie die schicken Cafe Racer, die Motorräder im Retro-Design, die beinahe jeder Hersteller mittlerweile im Repertoire hat.
Überhaupt: Auffallend viele Dinge, die Männer faszinierend finden, sind retro oder tatsächlich Vintage. Das mag schon mit dem eingangs beschriebenen Gefühl der Unbesiegbarkeit zusammenhängen, das damals unter Männern gang und gäbe war und seinen Höhepunkt fand, als drei Jungs, unterstützt durch Computer, die nicht einmal die Rechenleistung moderner Billig-Handys hatten, einfach mal so zum Mond flogen.
Shoppen? Wenn, dann so herrliche Dinge wie einen Wuzel-Tisch aus Beton, E-Gitarren, Plattenspieler, einen elektrischen Hai, Grillstationen, Old-School-Rasierzeugs, T-Shirts mit wirklich coolen Statements und, und, und. Und falls wir uns dann je eine Wohnung einrichten lassen, höchstens von Star-Architekt Tommaso Spinzi (oben, Bild 1), der ein Verständnis dafür hat, dass ein richtiger Mann seine Spielzeuge immer um sich haben will. Wie er allerdings seinen Porsche in sein Apartment bekommen hat, bleibt ein Rätsel. Wie er ihn wieder rauskriegt auch.
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