Achtung, Badeunfälle: Warum das Risiko heuer größer ist

Achtung, Badeunfälle: Warum das Risiko heuer größer ist
Keine Kurse wegen der Pandemie: Ein Drittel der Kinder war im vergangenen Jahr nicht schwimmen.

Mit dem heißen Wetter kommen die Schreckensnachrichten von Schwimmunfällen: Ein 23-Jähriger ertrank kürzlich im Ottensteiner Stausee, ein 18-Jähriger in der Neuen Donau, in Norddeutschland starben bereits vier Kinder. Schwimmtrainer Peter Steiner warnt vor dem Irrglauben, dass nicht nur kleine Nichtschwimmer gefährdet sind: „Auch bei größeren Kindern kann man sich nicht darauf verlassen, dass sie zurecht kommen, wenn sie ins Wasser fallen. Und sogar bei Jugendlichen, die gut schwimmen, kann es beim Hineinspringen oder in unbekannten Gewässern zu einem Problem kommen.“

Bei Jugendlichen gebe es vor allem es zwei Ursachen bei Unfällen, so Steiner: „Wenn sie nicht oder nicht gut schwimmen – und wenn sie unvorsichtig werden, etwa wegen Alkohol.“

Bis zu 47 Tote pro Jahr

In Österreich sterben jährlich zwischen 22 und 47 Personen an den Folgen eines Ertrinkungsunfalles. Bei Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache, so Johanna Trauner-Karner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV): „Auf jedes Kind, das ertrinkt, kommt statistisch gesehen noch ein Kind dazu, das gerettet wurde, aber mit schweren Gehirnschäden leben muss.“ Eine Umfrage des KfV zeigte, dass 130.000 im Alter bis neun Jahre nicht schwimmen können und 30.000 Ältere bis 19 Jahre. Ein Problem sei, dass wegen Corona die Schulschwimmkurse ausfielen – und ein Drittel der Kinder im vergangenen Jahr nicht schwimmen war. Vor der Pandemie waren es halb so viele.

Achtung, Badeunfälle: Warum das Risiko heuer größer ist

Die Baderegeln

Aufgrund fehlender motorischer Fähigkeiten bis etwa fünf oder sechs Jahre kann bereits ein Planschbecken zur Gefahr werden, warnt Elisabeth Kellner vom Wiener Jugendrotkreuz: „Kleinkinder ertrinken lautlos. Sie können den Kopf nicht über Wasser halten und gehen sofort unter, ohne sich bemerkbar zu machen.“.

Steiner warnt vor einer falschen Sicherheit durch Schwimmhilfen: „Vor allem die normalen Schwimmreifen bieten keine Sicherheit. Wenn überhaupt, dann die speziellen Schwimmreifen mit Gurt sowie Schwimmwesten.“ Diese sind sogar sinnvoll, wenn Kinder neben dem Wasser spielen.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnt nach mehreren Badeunfällen an Flüssen und Seen vor den Risiken von natürlichen Gewässern. Ein Sog, der durch Schiffe entsteht, und die wechselnde Strömung seien gefährlich. In Seen müsse man Hindernisse wie Pflanzen und Steine mitbedenken, die nicht immer von der Oberfläche aus zu sehen seien. Auch den Einfluss von starken Temperaturunterschieden auf den Körper in Gewässern mit unterschiedlichen Tiefen sollte man ernst nehmen.

Was rät Steiner Eltern von Jugendlichen? „Wenn sie alleine schwimmen gehen wollen und es gut können, sollte man sie zumindest in ein Gewässer mit Bademeister schicken, nicht in einen unbeaufsichtigten Fluss. Und nicht alleine.“

Schon wenige Minuten unter Wasser reichen für einen Atemstillstand, warnt Kellner: „Reichen Sie Ertrinkenden einen Gegenstand, um sie aus dem Wasser zu ziehen. Wenn Sie sich zutrauen, Ertrinkende selbst aus dem Wasser zu retten, nähern Sie sich immer von hinten und nützen Sie Hilfsmittel wie Schwimmwesten und Rettungsringe.“ Wenn Betroffene nicht mehr atmen, ist sofort mit der Wiederbelebung zu starten. Auch jene, die bei Bewusstsein sind, müssen zur Beobachtung ins Krankenhaus, so Kellner, da Folgeschäden wie Lungenversagen erst Stunden später auftreten können.

KURIER Family mit Schwimmtrainer Peter Steiner

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