Allein schon ein Songtitel wie „(Let’s Get) Physical“! Dua Lipa erinnert damit nicht nur zufällig an 80s-Ikone Olivia Newton John, sondern mit voller Absicht.
Inklusive Neon-Einteiler und Leggings. Im Video dazu zieht Miss Lipa mit einem kompletten Dance-Ensemble dann auch noch die Flashdance-Karte. Genial. Und im R’n’B-Bereich regiert mit The Weeknd ein Singersongwriter, der gar nicht versucht, die Vorbildwirkung seines Idols Michael Jackson zu kaschieren. Dieses Falsett, dieser Groove, diese Hooklines!
Und der gute Abel Makonnen Tesfaye, wie Superstar The Weeknd im bürgerlichen Namen heißt, ist nach Jahren als Geheim-Tipp mit diesem Stil genau der richtige Mann zur richtigen Zeit. Denn der Retro-Trend ist voll im Mainstream angekommen.
Im Underground und der Indie-Szene geht der Geist der Achtziger ohnehin bereits eine Weile um. Schon vor zehn Jahren fungierten die britischen La Roux als Wegbereiter und feierten mit ihrem Überraschungshit „In For The Kill“ weltweite Erfolge.
Die Kanadierin Grimes, die derzeit hauptsächlich wegen ihrer Beziehung zu Elon Musk in den Medien ist, bastelt auch seit einiger Zeit hypnotisch gute Elektrosongs, die irgendwie an Kate Bush im ein bisschen gruseligen Märchenwald erinnern.
Und ja, die einzigartige Lady Kate ist, obwohl ihre Karriere in den 70ern begann, eindeutig auch ein musikalisches Kind der 80er. Wir sagen nur: „Hounds Of Love“!
Und sonst? Die schottischen Chvrches haben sich mit Synthie-Sounds, die eins zu eins klingen wie aus der 80s-Disco, eine treue und durchaus auch breite Fanbase aufgebaut. Frontfrau Lauren Mayberry sieht aus wie Blondies schwarzhaarige Schwester und teilt mit Madonna ihre Vorliebe für Springerstiefel zu Tüll und Spitzen. Ein völlig anderer, aber mindestens so typischer Mode-Trend der 80s: Die Jeanshose bis zu den Rippen hochgezogen, und wenn es sich irgendwie ausgeht, den Pulli reingestopft. Genau das ist auch ein Markenzeichen der von ihren Fans leidenschaftlich verehrten norwegischen Durchstarterin Sigrid.
Musikalisch ist die 24-Jährige ohnehin top und mittlerweile ebenfalls im Mainstream erfolgreich. Ganz großer Pop fürs High-School-Drama, mit Refrains, die keinen Genierer vor richtig fetten Melodien haben.
Seine Liebe zu Michael Jackson teilt The Weeknd übrigens mit der Französin Christine And The Queens, die mit „Girlfriend“ den besten Jacko-Track seit 30 Jahren abgeliefert hat.
Die Britin Jessie Ware hat das Zeug zur absoluten 80s-Soul-Diva, Carly Rae Jepsen macht hinreißenden Bubblegum-Pop – und auch richtige Rocker können sich der Faszination nicht entziehen. Mit „Red Eyes“ lieferten A War On Drugs einen astreinen Bruce-Springsteen-Hit ab, und die gefeierten The Foals können’s neben heftig auch wavig-zappelig.
Wie lange der Trend anhalten wird? Derzeit ist kein Ende abzusehen. Also wohl, bis es irgendwann wieder heißt: Back To The Future!
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