Heimat am Herd mit Simon Inou aus Kamerun

In seinem Heimatland politisch verfolgt, suchte Simon Inou 1995 um Asyl in Österreich an. Heute lebt er mit seiner Familie in Wien und gestaltet mit dem Magazin „“ die positiven Seiten des „Black Austrian Way of Life“
Essen ist viel mehr als Überlebenszweck. Essen ist Kultur, Erinnerung und Heimat. In der neuen Serie „Heimat am Herd“ schaut die freizeit Menschen, die von weit her nach Österreich gekommen sind, in die Kochtöpfe.

In seiner gemütlichen Wohnung unweit der Alten Donau hat Simon Inou Zutaten vorbereitet, die ich kenne, einiges sehe ich aber zum ersten Mal. Die Yamswurzel etwa ist ein Hauptnahrungsmittel im zentralafrikanischen Staat Kamerun, der Heimat des großgewachsenen Mannes. Als ihm 1995 nach einem Aufenthalt in Graz bei seiner Rückkehr die Festnahme drohte, suchte Inou in Österreich um Asyl an. Inzwischen ist er selbst Österreicher, mit einer Österreicherin verheiratet und hat drei Kinder zwischen acht und 18 Jahren. Wichtig war ihm von Anfang an, Deutsch zu lernen. Ganz fremd war ihm die Sprache aber ohnehin nie, war doch Kamerun einst deutsche Kolonie. „Mein Großvater hat Deutsch gesprochen“, erzählt er. Eine andere Kindheitserinnerung ist Ottakringer Bier: „Das wurde bei uns in Lizenz gebraut.“ Inou stammt aus einer königlichen Familie, sein Stammbaum geht bis ins 11. Jahrhundert zurück. „Ich bin mit einer Tradition aufgewachsen, in der die Ahnen eine große Rolle spielen.“ Er erzählt von Festen, bei denen ganze Ochsen gegrillt wurden, so groß ist die Familie.

Heimat am Herd mit Simon Inou aus Kamerun
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„Wo ich herkomme, isst man sehr, sehr viel. Und dass wir dort genug zu essen haben, rettet uns. So können wir in Frieden leben.“ Kamerun ist eines der reichsten Länder Afrikas. Mit einem Messer schält Inou die braune Schale von der Yamswurzel und schneidet das blassgelbe Fruchtfleisch in große Stücke. Am Herd köchelt schon die Sauce, in die er Hühnerfleisch rührt. „Hühnerfleisch ist auch in Kamerun sehr beliebt“, erzählt er. „Früher war es ein Luxusgut, aber heute kann man es da jeden Tag essen.“ Nach jahrelangen Billigimporten aus Europa versorgt sich Kamerun seit 2006 selbst mit Geflügel. Aus dem Vorratsschrank holt der 44-Jährige ein Glas mit Kolanüssen. „Wenn man sich eine Kolanuss teilt, ist das ein Zeichen von Zusammengehörigkeit.“ Ehefrau Sylvia und die Kinder versammeln sich am Tisch und freuen sich aufs Essen aus Papas Heimat. „Couscous und Schnitzel schmecken mir gleich gut“, meint Clemens, der Jüngste. Couscous ist in Kamerun allerdings etwas völlig anderes als das, was wir aus den nordafrikanischen Küchen kennen, und wird aus dem Mehl der Stärkepflanze Maniok gerührt. Auf der Landkarte zeigt Inou Orte seiner Kindheit. Im Sommer wird die Familie zum ersten Mal gemeinsam hinreisen – das ist inzwischen möglich, weil Simon Inou heute österreichischer Staatsbürger ist. Zwei Esslöffel Erdnussbutter – auch ein wichtiges Lebensmittel in Kamerun – verleihen der Sauce Geschmack und Cremigkeit. Fertig. „Clemens, magst du kosten?“ „Ja! Alles, außer Yams.“ Gemeinsames Essen. Im Gegensatz zum Junior schmeckt mir die große Wurzel, sie erinnert an Erdäpfel und passt gut zur pikanten Sauce. „Teilen verbindet“, schreibt Inou zuletzt in mein Gästebuch. Danke!

1 ganze Yamswurzel
3-4 cm frischer Ingwer
3 Zehen Knoblauch
1 kleine Zwiebel
4 mittelgroße Paradeiser
250 g Hühnerfleisch
2-3 EL Öl
1 TL Curcuma
2-3 EL Peanut Paste (Erdnuss-Butter)
Salz, Chilipulver

Yams schälen, in große Stücke schneiden und in Wasser kochen. Zwiebel, Knoblauch und Ingwer schälen und fein schneiden. Paradeiser klein würfeln. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebel darin anschwitzen. Paradeiser unterrühren und offen schmoren. Wenn nötig, mit etwas Wasser aufgießen. Hühnerfleisch in 2 cm Würfel schneiden, dazugeben, das Ganze etwa 20 Minuten köcheln lassen. Dann ca. ½ l Wasser zugießen, Ingwer und Knoblauch dazu, weiterköcheln. Curcuma und Erdnussbutter einrühren, mit wenig Salz abschmecken. Mit den gegarten Yamsstücken anrichten, Salz und Chilipulver zum Nachwürzen auf den Tisch stellen.

Ihre Tipps für afrikanische Lokale in Wien?

Das „Ethiopian Restaurant“, Währinger Straße 15, Wien 9, das „Nat’naa“, Esterhazygasse 31, Wien 6, das „Taste&See“, Koppstraße 28, Wien 16, und der Klassiker: das „Sagya“, Liechtensteinstr. 130a, Wien 9.

Gibt es einen prägenden Geschmack aus Ihrer Kindheit?

Viele Früchte, die ich hier nicht bekomme: Guave, Papaya und Stachelannone zum Beispiel.

Was würden Sie nie essen?

Honig – dagegen bin ich allergisch.

Wo kaufen Sie Lebensmittel aus Ihrer Heimat ein?

Im „Prosi Exotic Supermarket“ Ecke Neubaugürtel/Wimbergergasse, Wien 7, und jetzt neu: im „MTC Exotic Supermarket“ am Kagraner Platz 47, Wien 22.

Welche Speise vermag es, Sie zu trösten?

Sauce Gombo (Okra Sauce) mit (Maniok-)Couscous.

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