Großes Glück im kleinen Haus: Tiny Houses als neuer Wohntrend

Großes Glück im kleinen Haus: Tiny Houses als neuer Wohntrend
„Tiny Houses“ werden zum Wohntrend. Das Wohnen der Zukunft verbindet Freizeit und Arbeit auf engstem Raum. Von Klaus Puchleitner

Überfüllte Städte, Wohnungsmangel, hohe Preise – Wohnen wird komplizierter, Wohnraum zum knappen Gut. Immer mehr Menschen denken deshalb unkonventionell: Wohnen, Arbeit und Freizeit rücken näher zusammen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Großes Glück im kleinen Haus: Tiny Houses als neuer Wohntrend

Eine Wohnidee, die im Trend liegt und sich aus Übersee ihren Weg nach Österreich bahnt, heißt „Tiny Houses“. Leben in Mikrohäusern also, wo man sein ganz großes Wohnglück auf ganz kleinem Raum zu finden hofft. Johanna Nimmervoll aus Oberösterreich zum Beispiel, 34 Jahre, Betriebswirtin und Erziehungswissenschafterin, praktiziert das: Nach einem auf einer Alm verbrachten Sommer war sie überzeugt, dass ihr das Leben weniger Sorgen bereiten würde, wenn sie Ballast abwirft. Also lebt sie in einem selbst entworfenen Tiny House auf weniger als 18m2 im bayerisch-österreichischen Grenzörtchen Traunstein.

Großes Glück im kleinen Haus: Tiny Houses als neuer Wohntrend

Oder Simone Kamleitner, Designerin, 46, die eines Tages den Stress satt hatte, die hohe Miete für ihr Reihenhaus in der Stadt Salzburg verdienen zu müssen: Sie baute einen Holzcontainer zum Tiny House um, stellte ihn auf einen kleinen Baugrund zwischen Wallersee und Mattsee und lebt jetzt dort auf 27 Quadratmetern Wohnraum reduziert, aber glücklich. „Man ist imLeben in so viele Dinge verstrickt, ohne es zu merken“, sagt sie, „da tut es gut, wenn man sich von vielem löst.“ Ihr neues Lebensgefühl hat sie zum Zweitberuf gemacht und bietet Mikro- Wohnberatung für alle, die das interessant finden. „Alle“, das sind immer mehr Menschen. „Wohnqualität lässt sich nicht über Quadratmeter messen“, weiß der Grazer Wohnpsychologe Harald Deinsberger-Deinsweger, „sondern in der Erfüllung von Bedürfnissen wie Geborgenheit, Kontrolle oder Überschaubarkeit“.

Minimalistischer Luxus

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Wohnwagon „Fanni“ hat nur 33 m2 und kostet all inclusive etwa 160.000 €

Kleine Häuser können das oft besser als Protzbauten. Ursprungsland des Trends ist Amerika, dort erlebt er enormen Zulauf. Der Begriff Mikrohaus ist aber irreführend, denn es handelt sich immer um vollwertige Häuser, nur eben viel kleiner, meist aus Holz, aber für dauerhaftes und wintertaugliches Wohnen. Der minimalistische, dennoch gehobene Lifestyle interessiert nicht nur Junge, sondern zunehmend auch Senioren. Wer möchte, kann die Sache durchaus luxuriös angehen. Denn Mikrohäuser haben zwar wenig Platz – aber immer noch genug, um schicken Lösungen Raum zu bieten. Sie sind ein Eldorado für Architekten, die unkonventionelle Ideen ausprobieren wollen. Trotz der Kleinheit sind Tiny Houses eine Spielwiese für die Realisierung spannender Sonderwünsche, deshalb widmen sich immer mehr hippe Designer diesemThema. Grundsätzlich sind die kleinen Häuser aber kostengünstig. Meist liegen sie weit unter dem Anschaffungspreis einer Garçonnière in der Stadt,was vor allem auch Senioren anzieht. Sie sind auf Wunsch barrierefrei und erfüllen höchste Anforderungen an Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Gut fürs Klima und Freiberufler

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Die stylischen „Coodo“-Modelle von „Lofts to go“ gibt es bald auch in Österreich.

Wer in einem Tiny House wohnt, hinterlässt einen kleinen ökologischen Fußabdruck. Noch kleiner wird dieser Fußabdruck, wenn einmal ganze Mikrohaus-Dörfer existieren, in denen Menschen nicht nur leben, sondern auch arbeiten, vor allem für Freiberufler ideal. In Deutschland gibt es das bereits, in Österreich kommt das erst. Johanna Nimmervoll etwa plante mit dem bayerischen Verein „Einfach gemeinsam leben“ im salzburgerischen Unken so ein Dorf, die Sache scheiterte jedoch an Vorurteilen alteingesessener Nachbarn. Dennoch: „Minihaus-Dörfer könnten Zukunft haben“, glaubt Wohnpsychologe Deinsberger-Deinsweger.

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Platz ist in der kleinsten Hütte: Küche in Simone Kamleitners Tiny House

Ein Renner dürften Tiny-House-Hotelresorts werden. Der Hamburger Hersteller „Lofts to go“ plant schon mit mehreren tausend Bestellungen für sein Design-Modell „Coodo“ in den kommenden Jahren. Hauptsächlich internationale Hotelketten, die an Stränden rund um die Welt Tiny-House-Dörfer als Ferienresorts bauen wollen, rennen Firmenchef Mark Schmiedel die Türe ein. Ein Muster-Coodo steht in den Docklands von Brooklyn in NewYork, in Österreich läuft der Vertrieb von Coodos, die sich auch für privates Wohnen eignen, mit einer Niederlassung in Oberösterreich gerade an.

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Harald Deinsberger-Deinsweger, Wohnpsychologe

 

„Wohnqualität lässt sich nicht über Quadratmetermessen, sondern in der Erfüllung von Bedürfnissen wie Geborgenheit, Kontrolle oder Überschaubarkeit messen,“ sagt Harald Deinsberger-Deinsweger.

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