Gourmet-Schnäppchen

Er kocht auch gerne für Gäste, die seine Küche noch nicht kennen: Thomas Dorfer (Foto) mit drei Hauben ausgezeichneter Küchenchef im Landhaus Bacher in Mautern, Niederösterreich
Gut essen gehen, dabei aber im finanziellen Rahmen bleiben. Immer mehr Aktionen zielen darauf ab, Top-Gastronomie einem jungen Publikum näherzubringen – die beste hat soeben erst begonnen.

Wirte neigen bekanntermaßen ein bisschen dazu, zu jammern. Leicht haben sie es derzeit allerdings wirklich nicht: Die Kosten für Personal, Einkauf und Einhaltung diverser Standards steigen, die Bereitschaft des Publikums, immer höhere Preise zu bezahlen, wächst aber nicht im gleichen Maße. Dazu kommt, dass die steuerliche Absetzbarkeit von Geschäftsessen vor einigen Jahren drastisch gekürzt wurde, Amtsträger sowieso nicht mehr zum Essen eingeladen werden dürfen und die Wirtschaftskrise 2009 zeitweise sogar dazu führte, dass es unter Geschäftsleuten „unpassend“ wirkte, etwas Besseres als Zwiebelrostbraten zu bestellen.

Deshalb häufen sich seit ein paar Jahren die Aktionen und Konzepte, frisches, junges Publikum in die feinen Restaurants zu bringen – und das vor allem mit günstigen Preisen. Allerdings mit recht unterschiedlichen Konzepten: Die beiden internationalen Rabatt-Anbieter „Groupon und DailyDeal“ etwa fahren seit Jahren ein aggressives Programm, indem sie für spezielle Angebote in Restaurants Rabatte von 50 Prozent bieten, von denen die Gastronomen dann aber noch die Hälfte an die Rabatt-Unternehmer abgeben müssen. Nicht alle Lokale, die sich auf dieses Spiel eingelassen haben, überlebten das.

Es gibt aber auch „faire“ Modelle. Etwa das von zwei jungen Wienern vor drei Jahren nach amerikanischem Vorbild gestartete „delinski“, bei dem Restaurants Restplätze anbieten – weil Tische frei geworden sind oder ein schwacher Tag ist –, die von Gästen dann via delinski-Homepage und gegen eine Vermittlungsgebühr von fünf Euro gebucht werden können. Die Vorteile: volles Lokal für den Wirte, 30 Prozent Rabatt für die Gäste. Oder die „Wiener Restaurantwoche“ des Online-Restaurantführers schmeckts.at, der seinen Usern zweimal im Jahr die Möglichkeit bietet, in 70 Restaurants in Wien und Umgebung ein Fixpreis-Menü buchen zu können. Das Spektrum reicht dabei vom Wirtshaus über Szene-Lokale bis zur gehobenen Hotellerie, bei Lokalen, die mehr als eine Haube im Guide Gault Millau haben, ist das zweigängige Mittagsmenü (14,50 €) oder das dreigängige Abendmenü (29,50 €) um fünf, beziehungsweise zehn Euro teurer. Das profundeste unter diesen Konzepten sind aber wohl die so genannten „Gourmet Weeks“, die der Kaffee-Konzern Nespresso seit 2009 in Kooperation mit dem Restaurant-Guide Gault Millau durchführt. Hintergrund der Idee war es, jungen Leuten, zu deren Alltag es vielleicht nicht unbedingt gehört, wöchentlich in ein Fine-Dining-Restaurant zu gehen und die höchstwahrscheinlich keine alten Gourmet-Hasen sind, die Hemmungen zu nehmen, auch mal wirklich schön essen zu gehen. „Junge Leute orientieren sich heute nach social media und Blogs, die gehören nicht zur Leserschaft von traditionellen Restaurantführern, die wissen eventuell gar nichts von uns“, bestätigt Thomas Dorfer, mit drei Hauben ausgezeichneter Küchenchef im Landhaus Bacher in Mautern. Bei dem „Gourmet Weeks“-Menü könne er natürlich nicht mit luxuriösen Zutaten wie Steinbutt und Kaviar arbeiten, „aber man kann auch mit Forelle kreativ kochen. Uns ist jeder Gast wichtig“.

Vor allem, wenn er vorher noch nie da war und danach wieder kommt, weil es ihm gefallen hat, und er im Idealfall sogar noch seine Freunde mitbringt. Das hat Sonja Rauch, Patronne des Dreihaubers „Steira Wirt“ im steirischen Trautmannsdorf, (Foto) durchaus schon erlebt.

Gourmet-Schnäppchen
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„An dem Tag, als die Information via Newsletter draußen war, ging es sofort mit den Reservierungen los“, verrät Sonja Rauch, „das sind andere Gäste, jüngere, nicht die üblichen Gourmet-Pilger, sondern jene, die auf solche Gelegenheiten warten und sich denken, das schauen wir uns jetzt einfach einmal an.“ Es sei ein gutes Mittel, um vor allem jüngeren Gästen die Schwellenangst zu nehmen, sind sich die beiden Dreihauber einig, die sonst vielleicht mit dem Klischeebild leben würden, dass Essen in der Top-Gastronomie immer unheimlich teuer sein müsse und es nur winzige Portionen gebe. „Das stimmt nämlich beides nicht.“ Abgesehen davon sind Österreichs Gastronomen natürlich auch vom Zeitpunkt der (heuer erstmals von drei auf vier Wochen verlängerten) „Gourmet Weeks“ erfreut, schließlich sei der März in der Wachau noch „sehr ruhig“, wie Thomas Dorfer weiß, und „dass die Aktion in der Fastenzeit stattfindet, wo traditionsgemäß weniger los ist, stört auch nicht wirklich“, so Sonja Rauch. Sponsoring gibt’s vom Kaffee-Riesen Nespresso übrigens nicht, Marketing und Bewerbung der Aktion seien aber durchaus im Sinne des Erfinders, so PR-Fachfrau Angelika Swoboda, „die Gäste sollen eine Ahnung bekommen, was hier geboten wird, und es soll sich trotzdem ausgehen“. Win-Win-Situation nennt man so etwas in der Marketing-Sprache ...

Insgesamt 63 der besten Restaurants Österreichs machen noch bis 29. März bei den Nespresso Gourmet Weeks mit. Die Regeln sind bei allen gleich: Fixpreis für ein zweigängiges Mittagsmenü oder für drei Gänge am Abend. Und je mehr Hauben das Lokal hat, desto höher der Preis (ein zweigängiger Lunch beim Einhauben-Restaurant kommt auf 17 €, das dreigängige Abendessen beim Vierhauber auf 59 € pro Person). Reserviert werden muss online oder telefonisch unter dem Kennwort „Nespresso Gourmet Weeks“. Die teilnehmenden Betriebe sind gleichmäßig übers ganze Land verteilt, auf www.gourmetweeks.at findet man die komplette Auflistung aller teilnehmenden Betriebe.

Wien
1 At Eight, 1010 Wien, www.ateight-restaurant.com
2 Gaumenspiel, 1070 Wien, www.gaumenspiel.at
3 Sakai, 1080 Wien, www.sakai.co.at

Niederösterreich
4 Bittermann, 2464 Göttlesbrunn, www.bittermann-vinarium.at
5 Landgasthaus Böhm, 3004 Weinzierl, www.landgasthausboehm.at
6 Landhaus Bacher, 3512 Mautern, www.landhaus-bacher.at
7 Landgasthof zum Blumentritt, 3193 St. Aegyd, www.zumblumentritt.at
8 Mörwald Toni M., 3483 Feuersbrunn, www.moerwald.at

Burgenland
9 Landgasthaus Nyikospark, 7100 Neusiedl/See, www.nyikospark.at
10 Taubenkobel, 7081 Schützen, www.taubenkobel.at

Oberösterreich
11 Langostinos, 4861 Schörfling, www.langostinos.at
12 Maria zum guten Rat, 5143 Feldkirchen, www.gstaig.at
13 Waldschänke, 4710 Grieskirchen, www.waldschaenke.at
14 Grabmer’s Fortino, 4600 Wels, www.fortino.at
15 Tanglberg, 4655 Vorchdorf, www.tanglberg.at
16 Verdi, 4020 Linz, www.verdi.at

Gut und günstig essen: In der Griggeler Stuba, Lech am Arlberg

Salzburg
17 Döllerer, 5440 Golling, www.doellerer.at
18 Mesnerhaus, 5570 Mauterndorf, www.mesnerhaus.at
19 Obauer, 5450 Werfen, www.obauer.com
20 Esszimmer, 5020 Salzburg, www.esszimmer.com

Steiermark
21 Johanns, 8600 Bruck/Mur, www.johanns.at
22 Saziani Stub’n, 8345 Straden, www.neumeister.cc
23 Steira-Wirt, 8343 Trautmannsdorf, www.steirawirt.at

Kärnten
24 Frierss Feines Haus, 9500 Villach, www.feines-haus.at
25 Rathhaus im Georgium, 9313 St. Georgen/Längsee, www.rathhaus.co.at
26 Schlossstern Velden, 9220 Velden, www.schlossstern.at

Tirol
27 Paznaunerstube, 6561 Ischgl, www.trofana.at
28 Schöneck, 6020 Innsbruck, www.wirtshaus-schoeneck.com

Vorarlberg
29 Griggeler Stuba, 6764 Lech am Arlberg, www.burgvitalresort.com
30 Mangold, 6911 Lochau, www.restaurant-mangold.at

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