Steht das E-Book vor dem Aus? 5 Gründe für das gedruckte Buch
Vor einigen Tagen ließ ein Artikel in der FAZ mit dem klingenden Titel "Ist das E-Book ein Auslaufmodell" aufhorchen. Man wog Pro und Contra ab und analysierte die Verkaufszahlen in Deutschland, die nichts Gutes verhießen. Trotz Pandemie sank der Umsatz am E-Book-Markt letzten Herbst rapide. Auch in Österreich scheint es wieder einen Trend zum gedruckten Buch zu geben. Laut Hauptverband des Österreichischen Buchhandels gab es 2020 im Bereich Audiobook sogar einen Umsatzeinbruch von 14,8 Prozent.
Aber genug der Zahlen! Denn die Liebe zum Papier scheint ohnehin etwas Emotionales zu sein, das jeglicher Logik entbehrt. Hier sind fünf gute Gründe, warum wir gedruckte Bücher lieben.
1. Schlendern durch Bücherreihen
Das Betreten eines Buchgeschäfts eröffnet unendliches Wissen. Man stöbert in den Regalen der Lieblingsgenres. Auf dem Weg entdeckt man Bücher aus seiner Kindheit oder bleibt bei der Rubrik Geschichte hängen - und obwohl man einen Roman kaufen wollte, verlässt man das Geschäft mit einer Biografie von Michele Obama oder Hugo Portisch. Man studiert die handgeschriebenen Empfehlungen der Buchhändler oder lässt sich spontan vor Ort beraten, was auch in interessante Diskussionen münden kann. Amazon-Reviews? Kein Vergleich!
Nicht zu vergessen: Flohmärkte und Bücherkästen mit Secondhand-Literatur zur freien Entnahme. Auch auf Reisen kann es schön sein, die Schriften anderer Länder zu entdecken, zum Beispiel auf den Märkten von Camden Town in London oder bei "Shakespeare & Company" in Paris.
2. Inszenierung des Intellekts
Wie gut man sich mit Wirschaftstheorie, Kunst oder dem 2. Weltkrieg auskennt, stellt man doch gerne zur Schau - ganz nach dem Motto: Zeig mir dein Bücherregal und ich sage Dir, wer Du bist! Ein bisschen Angeberei gehört einfach dazu, wenn man Gäste zum Essen einlädt und diese das Bücherregal automatisch zu studieren beginnen.
3. Sinnesrausch Papier
Gibt Ihnen der Geruch von altem Papier nicht auch ein regelrechtes High? Das leicht modrige Aroma, die vergilbten Seiten, das bröckelnde Leder? E-Books lassen sich nicht vom Großvater an die Enkelin vererben, schon eher die Erstausgabe von Schnitzlers "Traumnovelle".
Auch Bildbände werden nie verschwinden - kein Pinterest-Post kann je so atemberaubend sein wie im Großformat gedruckte Fotos von Richard Avedon oder Herb Ritts!
4. Bücherregale als Interior-Trend
Aber nicht nur Coffeetablebooks machen sich als Wohnaccessoire hervorragend. Während man in den 90ern und frühen 2000ern eher versucht hat zu reduzieren, sind überbordende Bücherregale wieder voll im Trend. Am besten bis zur Decke, mit Rundbogen oder in die Wand verbaut. Herrlich!
5. Bücher schenken
E-Books zu verschenken ist äußerst unromantisch. Wie macht man das eigentlich? Verschenkt man eine Amazon-Geschenkkarte? Oder einen USB-Stick? Nein, schenken tut man gedruckte Bücher, wenn möglich eine Special Edition mit einem schönen Hardcover-Einband und einer persönlichen Widmung. Apropos Widmung... wie lasse ich mein E-Book vom Autor signieren?
Wer sich in Sachbüchern gerne Passagen markiert oder Notizen an den Seitenrand kritzelt, kommt mit E-Books oder gar Audiobooks nicht weit. Natürlich hat der Kindle eine Kommentarfunktion und fasst die markierten Passagen praktisch zusammen. Blöderweise kann man den Zusammenhang nicht mehr auf einen Blick erfassen. Und zum Schmökern laden die digitalen Exzerpte schon gar nicht ein.
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