Tiere mit Tarnung

WO IST DER FISCH? Bunte Korallen, Wasserpflanzen, und mittendrin ein gefährlicher Räuber. Gut getarnt wartet der Papua-Drachenkopf auf seine Beute, die schon bald ahnungslos vorbeischwimmen wird. Aber wo genau ist der Räuber?
Tiere haben erstaunliche Strategien entwickelt, um sich vor Feinden zu schützen. Fotograf Art Wolfe hat sich auf die Lauer gelegt und spannende Bilder-Rätsel geschaffen. Finden Sie alle verstecken Tiere?

Manche Tiere haben Tricks auf Lager, davon könnten wir Menschen uns einiges abschauen. Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling zum Beispiel, der nicht nur einen sonderbaren Namen trägt (weil er seine Eier einzig am Kreuzenzian ablegt), sondern auch ein bemerkenswertes Verhalten an den Tag legt. Die Raupen dieser vom Aussterben bedrohten Schmetterlingsart, die in Österreich im Raum Poysdorf im Weinviertel anzutreffen ist, fressen sich zuerst am Enzian satt. Dann lassen sie sich zu Boden fallen und nehmen den Geruch der Königinnen einer speziellen Ameisenart an. Es dauert nicht lange, bis die Ameisen antraben, die Raupen in ihren Bau schleppen und sie durch den Winter füttern. Damit die Ameisen bei der Stange bleiben, produzieren die Raupen Geräusche, die wie das Zirpen der Ameisenkönigin klingen. Im Frühjahr verlassen die Bläulinge schließlich als fertige Schmetterlinge den Ameisenbau.
Tarnen und Täuschen ist in der Tierwelt an der Tagesordnung. Meist dient das dazu, um sich vor Feinden zu schützen. Die häufigste Form ist die Somatolyse, also die Anpassung an die Umgebung durch Form und Farbe. Den weißen Polarfuchs in schneebedeckter Landschaft oder die blattfarben-grüne Raupe kennt jedes Kind. Weniger bekannt sind andere raffiniert getarnte Tiere: In der Nähe von Korallenriffen trifft man auf besonders viele rotgefärbte Fische, die im Dunkeln schlechter sichtbar sind, weil das Wasser das Rotlicht stärker filtert; Quallen oder Garnelen sind durchscheinend wie Wasser; Rohrdommeln richten sich bei Gefahr auf und sind dann kaum von Schilfrohr zu unterscheiden.

Das Licht fällt auf den Meeresboden und zeichnet feine Muster in den Sand und den Kies, der sich beinahe unmerkbar immer weiterschiebt und seine Form verändert. Wie der Panterbutt, dessen Haut kaum vom Kiesboden zu unterscheiden ist.

Weniger spektakulär, aber nicht minder gekonnt, verhalten sich die mittelamerikanischen Rindenwanzen, die bei Kontakt mit Wasser nachdunkeln und so die Farbe von Baumrinde annehmen, die nach einem Tropengewitter auch feucht und dunkel ist. Der Körper der Stabschrecke sieht aus wie ein dürrer Zweig und hebt sich nicht von dem Ast ab, auf dem das Tier sitzt. Sehr speziell geht auch der Anglerfisch vor. Er sieht aus wie ein mit Algen bewachsener Stein. Seine Beute lockt er mit der „Angel“ an, einem Hautlappen vor seinem Maul. Der sieht je nach erhoffter Beute wie ein Wurm, ein kleiner Fisch oder eine Alge aus.
Der Steinbutt verändert seine Farbe mit dem Untergrund, auf dem er liegt. Auf Kies zum Beispiel sieht er fleckiger aus als auf Sand. Farbzellen in der Haut können sich ausdehnen oder zusammenziehen. Krabbenspinnen wiederum können durch Einlagern von gelben Farbstoffen ihre Farben wechseln, je nachdem, ob sie auf einer gelben Sumpfdotterblume oder in der weißen Blüte einer Zaunwinde sitzen.
Eine andere Methode, um Feinde zu verwirren: so tun als ob. Die harmlose Schwebfliege etwa, die vorgibt, eine gefährliche Wespe zu sein. Sie tut das, indem sie nicht nur die gelbe Farbe imitiert, sondern auch noch das Geräusch: Schwebfliegen und Wespen haben nahezu dieselbe Flügelschlag-Frequenz. Auch der Totenkopfschwärmer kann etwas: Er zirpt mit seinem Rüssel wie eine Bienenkönigin. Deshalb lassen ihn die ausgetricksten Bienen ohne Gegenwehr Honig aus den Waben saugen.
Ästhetik spielt bei Tarnung indes keine Rolle: Der Brombeerblattspanner, ein Nachtfalter, sieht überhaupt aus wie Vogelkot. Nicht sehr schön, aber es wirkt.

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