Was Weidegänse so besonders macht

Was Weidegänse so besonders macht
Weidegänse aus der Region laufen bis zuletzt im Grünen herum und schnabulieren Gras und Kräuter.

Geschnattert hat’s früher bei fast allen Bauern. "Vor fünfzig, sechzig Jahren gab’s auf jedem Hof Gansln", erzählt Heidi Hebesberger, Obfrau des Vereins "Österreichische Weidegans". Die Spezialisierung hat vieles verändert, bald wurden die Gänse vor allem im Ausland "produziert", in Intensivmastbetrieben, mit Käfighaltung auf Gitterdrähten.

1992 entstand das Projekt "Mühlviertler Weidegans", mit dem Ziel, heimische Gänse aus artgerechter Haltung zu fördern. Kein Mästen, kein Tierleid, mittlerweile in vielen Bundesländern. Heute produzieren 244 bäuerliche Betriebe unter der Dachmarke 40.000 Weidegänse für Martini und Weihnachten pro Jahr – 60 Prozent davon konventionell, 40 Prozent bio.

"Das heißt, dass die Gänse als Betthupferl eine Portion Bio-Getreide bekommen und der Hof strengen Bio-Richtlinien unterliegt."

Gänse mit Auslauf

Was Weidegänse so besonders macht

Auch auf dem Hof von Heidi und Christoph Hebesberger ist man "gans glücklich": "Wir haben 1.500 Gänse, die auf zirka fünfzehn Hektar Grünland weiden dürfen. Was den Platzbedarf betrifft, gibt es vereinsseits strenge Vorgaben – diese sind weit über dem österreichischen Tierschutzgesetz", sagt Hebesberger.

Eine Weidegans ist zirka 28 Wochen an der frischen Luft herumgewatschelt und hat bis zuletzt Gräser und Kräuter gerupft sowie ihrem "Chef" gelauscht. "Die Gänse hören auf meinen Mann." Wenn die "Gösseln", das sind die Babygänse, im 30 Grad warmen Stall gehegt werden, verbringt der Gänsebauer viel Zeit mit ihnen und spricht mit den Tieren.

"Die Gänse glauben dann, das ist ihr Papa, noch später beruhigt sie diese Stimme."

Eine Gans schnabuliert allerhand – bis zu einem Kilo Gras pro Tag. Die Weiden bieten der Schar aber nicht nur Futter, sondern auch Schatten und Auslauf. Die viele Zeit draußen und das längere Leben wirken sich positiv auf die Fleischqualität aus. Das Fleisch einer Weidegans ist feinfaserig und aromatisch.

Geringerer Bratverlust

"Dazu kommt der geringere Bratverlust. Es gehen weniger Wasser und Fett verloren als bei Mastgänsen", sagt Hebesberger. Nach wie vor stammen 75 bis 80 Prozent jener Gänse, die zu Martini oder an Weihnachten auf den Tellern der Konsumenten landen, aus Gänsemastbetrieben in Ungarn, Polen oder Frankreich.

"Die EU-Richtlinie 98/58CE besagt, dass die Art des Fütterns und Tränkens keine unnötigen Leiden oder Schäden für die Tiere verursachen darf. Dennoch gestattet die aktuelle Gesetzeslage den Import und den Verkauf gequälter Mastgänse innerhalb der EU", moniert der Wiener Tierschutzverein.

Wer einen Gänsebraten aus tiergerechter Haltung genießen möchte, sollte daher auf typische Discounter-Tiefkühlware verzichten und beim Wirten nachfragen, woher sein Ganslbraten oder die Gänseleber stammen.Tipp: Weidegänse aus der Region unter weidegans.at

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