Warum der "Hobby-Kochmeister 2020" nicht gern nach Rezepten kocht

Warum der  "Hobby-Kochmeister 2020" nicht gern nach Rezepten kocht
Für den Wiener Thomas Grosmann sind Kochbewerbe eine besondere Herausforderung. Jetzt hat der 38-Jährige die „Hobby-Kochmeisterschaft“ gewonnen

Eine Hauptspeise und ein Dessert in sechzig Minuten zubereiten und ansprechend auf Tellern präsentieren – bei der Hobbykoch-Meisterschaft, die vergangene Woche in Wien stattfand, herrschen klare, aber herausfordernde Richtlinien. Damit es bei diesem alljährlichen Bewerb des österreichischen Koch- und Genussverbands für die Finalisten keinesfalls zu einfach wird, werden einige zu verkochende Zutaten fix vorgegeben.

Heuer waren das Waller, Fenchel, Couscous, Steinpilze, Basilikum, Zwetschken, Kürbiskerne. Thomas Grosmann brachte dieser Warenkorb Glück. Seine Hauptspeise „Waller in Bierteig auf Fenchel-Orangensalat mit Steinpilz-Couscous und Trüffel-Aioli“ ebenso wie das Dessert „Zwetschken-Rote-Rüben-Kompott mit Rote-Rüben-Palatschinke, dazu Basilikum-Mascarpone-Creme und karamellisierte Kürbiskerne“.

Was der 38-jährige Wiener Store-Manager letztendlich servierte, überzeugte die Jury aus Kochprofis und Genießern jedenfalls am meisten. Grosmann wurde zum „Österreichischen Hobby-Kochmeister“ gekürt. „Das war wirklich spannend für mich, ich habe nicht damit gerechnet, ins Finale zu kommen. Es ist schon toll, unter die acht besten Bewerber aus den Bundesländern zu kommen." Im KURIER-Gespräch erzählt er, warum Mut und Inspiration die besten Zutaten in der Küche sind, seine persönlichen Ansprüche an ein Gericht und warum er die Teilnahme an Kochbewerben so mag.

Warum der  "Hobby-Kochmeister 2020" nicht gern nach Rezepten kocht

KURIER: Herr Grosmann, kochen Sie nur auf Bewerben gern?
Thomas Grosmann:
(lacht) Nein, in meiner Familie wurde schon immer gern gekocht. Ich selbst bin aber erst vor fünf Jahren, nach dem Ende meiner vorigen Beziehung, auf den Geschmack gekommen und habe begonnen, mich mit saisonalen und regionalen Produkten zu beschäftigen. Ich wollte nicht immer nur Pizza und Pasta essen, sondern weniger Kohlenhydrate. Ich wurde auf Instagram aktiv, daraus ist dann mein Koch-Blog entstanden (thomskuechenblock.com) und immer mehr Gerichte.

Auf Bewerben ist es eine besondere Herausforderung. Ich mag es, so zu kochen, weil ich unter Druck generell gut funktioniere. Wenn dann auch noch eine Jury mein Gericht bewertet, hat das einen besonderen Mehrwert für mich. Es soll ja auch schmecken. Ich kann mit Kritik gut umgehen, sie bringt mich weiter. Das habe ich auch bei meiner Teilnahme bei „Die Küchenschlacht“ im ZDF so gesehen. Und für den „Austrian Foodblog Award“ im Oktober habe ich ebenfalls bereits eingereicht. Ich lade aber auch Freunde regelmäßig zu Themenabenden zum Essen ein und experimentiere mit Zutaten und Geschmäckern. Da bin ich immer genauso gespannt, wie es ankommt. Im Sommer waren sie zum Beispiel von einem Pesto aus Wildkräutern, die ich in Lainz gesammelt habe, total begeistert.

Wie entstehen Ihre Gerichte? Nach Rezepten?
Genaue Mengenangaben mag ich nicht so gern. Ich gehe lieber intuitiv vor. Da ist zwar schon einiges schief gegangen, aber auch viel Tolles entstanden. Ich lese gern Rezepte und schaue mir an, mit welchen Zutaten gearbeitet wird. Ich hole mir auch Inspirationen aus dem Internet.

Worauf legen Sie mehr Wert: Auf das Gericht oder die Optik?
Ganz klar – auf den Geschmack. Es nutzt mir ja nichts, wenn es toll angerichtet ist, aber nach nichts schmeckt.

Waller in Bierteig mit Trüffel-AioliVorbereitung: 10 min

Zubereitung: 40 min
Portionen: 4


250 g Waller gesäubert
Salz, Pfeffer, etwas Limettensaft
Mehl zum  Wälzen
Öl zum Frittieren
150 g Mehl
2 Eier
150–200 ml Bier
Salz, etwas Paprikapulver
- Waller in vier mal vier Zentimeter große Stücke schneiden, salzen, pfeffern, mit Limettensaft beträufeln und in Mehl wälzen
- Für den Bierteig die Eier mit Salz, Paprikapulver und Bier vermischen. Mehl unterrühren. Teig zwanzig Minuten ziehen lassen, er soll zäher als Palatschinkenteig sein
- In einem Topf mehrere Finger hoch Öl erhitzen. Fischwürfel durch den Bierteig ziehen und goldgelb herausbacken

Trüffel-Aioli

2 Dotter, Salz, Pfeffer
je 1 TL Senf, Zitronensaft
125 ml Öl, 50 ml Trüffelöl
1 Knoblauchzehe fein gehackt
- Dotter mit Senf, Knoblauch, etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer kurz aufschlagen. Dann langsam das Öl einlaufen lassen, bis eine feste Mayonnaise entsteht. Zum Schluss das Trüffelöl unterrühren
- Auf Tellern mit beliebigem Salat anrichten. Als Beilage passen Couscous, Gemüse oder Erdäpfel

 

Haben sich Ihre Ansprüche mit der Kocherfahrung verändert?
Ja, das passierte, als ich begann, auf Instagram Rezepte zu posten. Von meinem Vorbild Alexander Kumptner, den ich in der „Küchenschlacht“ kennenlernte, habe ich mir mitgenommen, dass man auch mal um die Ecke denken soll. Das habe ich dann auch probiert und öfter mit Ungewöhnlichem, Neuem gekocht. Das ist auch ein Tipp: Sich einfach etwas trauen, da entstehen oft tolle Dinge. Warum sollten zum Beispiel Rotwein und Fisch nicht zusammenpassen? Ich finde, es gibt wirklich wunderbare, auch leichte Rotweine, die sehr gut mit Fisch harmonieren. Da muss man einfach kreativ ausprobieren und sich vom Geschmack überzeugen lassen.

 

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