Heidi Strobl serviert: 15 Jahre Promis am Herd
Von A wie Adele Neuhauser bis Z wie Heinz Zuber – Schauspieler, Musiker, Kabarettisten, Moderatoren, Schriftsteller, auch der eine oder andere Politiker präsentierte an dieser Stelle in den vergangenen 15 Jahren sein Lieblingsrezept.
Dabei konnten wir oftmals mehr von seiner Persönlichkeit erfahren, als bei so manchem „ernsten“ Interview. Denn was zeigt den Zugang zum Leben besser, als der Umgang mit Natur, mit Lebensmitteln? Der eine warf wider besseren Wissens das Jungzwiebelgrün als Abfall in den Restmüll, während sich der andere um jede einzelne hinuntergefallene Nussschale bückte, um sie im offenen Kamin in Energie zu verwandeln (Josef Pröll).
Gelassen oder nervös
Einige Gäste nahmen anlässlich unseres Termins ihren Herd zum ersten Mal in ihrem Leben in Betrieb (Rainer Pariasek, Nuschin Vossoughi), andere genießen das Kochen immer wieder als eine Art Meditation zum Abschalten, wie Peter Pilz, dessen Hirschragout stundenlang am Holzofen des uralten Bauernhauses in den Bergen dahinköchelte.
Apropos bedächtig: fünf Stunden vergingen bei Sepp und Helli Forcher in Salzburg, bis wir das Haus mit erdäpfelgulaschgefüllten Bäuchen und voller schöner Geschichten satt und zufrieden verließen. Und Kabarettist Gerry Seidl brauchte geschlagene drei Stunden für die Zubereitung seines Kaiserschmarrns, dafür war seine schwarze Küche mit Fernblick so ziemlich die schönste von allen.
Manche der Gäste waren nervöser als vor einem Millionenpublikum (Ina Regen), andere so cool, dass sie auf das Besorgen der Zutaten vergaßen. Apropos vergessen:
Andreas Vitasek kam, um Tintenfischrisotto zu kochen. Auf was er vergaß: den Reis!
Mit Moped zum Supermarkt
Cornelius Obonyas gesamtes Kochrepertoir bestand damals aus genau einer Speise: Putencurry. Nach langer Vorlaufzeit kam er eines Sommertags daher: ohne Pute, ohne Curry. Also schwangen wir uns auf sein Moped und rollten den Hügel runter zum Einkaufen. Das Curry gelang dann ganz wunderbar. Ob ihn der damalige Erfolg zu einer Erweiterung seines Rezeptschatzes inspirierte? „Nein, das schaffe ich aus Zeitgründen einfach nicht.“ Heute würde er allerdings Pangasiusfilets für uns braten. Na immerhin.
Auch Christian Clerici kam mit bloßen Händen. Im Gegensatz zu Obonya durchstöberte er aber sehr entspannt die Vorräte und zauberte daraus eine bemerkenswert feine Pasta.
Mit „Zwei Eier im Glas – ist doch was“, verewigte sich Joesi Prokopetz mit dem puristischsten aller gelieferten Rezepte im Gästebuch. Ein schlichtes Spiegelei briet auch Eat-Art Künstler Daniel Spoerri, er garnierte es aber mit 24-karätigem Blattgold.
Kutteln, Bries, trockene Insekten
Maxi Blaha und Franzobel panierten Schweinshirn, das unseren Fotografen in die Flucht schlug, für Genuss-Mensch Heinz Marecek durfte es glaciertes Kalbsbries sein, allerdings ließ er lieber kochen, als selbst Hand anzulegen.
Peter Simonischek kochte Kutteln Treviso Art mit Wein und Speck und Bauernbrot. Wunderbar, allerdings auch ein Minderheitenprogramm. „Man findet immer wieder Gesinnungsgenossen“, meint der Schauspieler heute dazu. Was er jetzt für uns kochen würde? „Spargel. Mit Bröseln oder mit Sauce Hollandaise. Da brauch ich aber keinen Schinken oder so was dazu, nur Petersilkartoffeln.“
Doch eigentlich legt er nicht mehr oft selbst Hand an in der Küche. „Meine Frau hat mir im Laufe der Jahre das Kochen komplett abgenommen. Was sie macht, schmeckt uns besser als in jedem Restaurant.“ Auch Sohn Kaspar kocht, im Hintergrund zischt der Speck für die „Carbonara“ bei unserem Telefonat. Das wahrscheinlich zukunftsträchtigste Rezept lieferte übrigens Alf Poier in Form einer Gorgonzolapasta mit getrockneten Heuschrecken.
Feuer, Rauch, Lauge
Nachhaltige Spuren hinterließen Julia Stemberger und Martin Puntigam. Mit Stemberger saßen wir schon plaudernd bei Tisch, als eine vergessene Gasflamme im Begriff war, das darauf liegende Holzbrett zu entflammen. Daraus entstand ein hübsches, signiertes Kunstwerk.
Puntigams Laugenstangerln hingegen schmeckten zwar gut, hinterließen aber am Parkettboden ihre Spuren für immer.
Der einzige Prominente, der sich beim Kochen eine Zigarette anzündete, war Robert Menasse. Kochen hat für den Literaten etwas höchst Meditatives. Damals kredenzte er einen richtig guten portugiesischen Fischeintopf im speziell dafür gefertigten Kupfergefäß.
Das würde er heute nicht mehr machen. „So herrlich Meeresfrüchte sind, so problematisch ist das alles geworden.“ Rindsrouladen statt Cataplana. Regional statt global, so kocht er jetzt in seinem Waldviertler Domizil. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Barbara Stöckl lebte bei unserer Kocherei alleine, ihr prall gefüllter Alltag ließ nicht mehr zu als schnelle, bunte Salate. Heute ist sie glücklich verheiratet, bei der einfachen Küche bleibt’s trotzdem. Stöckl: „Es kamen fünf Herzen, aber keine Hauben dazu.“ Dauerbrenner bei ihr daheim sind Vollkornspaghetti mit Gemüsesugo. Die Krisenzeit hat sie allerdings unter der Prämisse „Was ist da und was mach ich daraus“ experimentierfreudiger und kreativer gemacht.
Kochen als politisches Statement
Kabarettist Thomas Maurer isst nicht nur gern, er schreibt auch darüber. Als Vater von drei Kindern gehört gesunde Ernährung für ihn zum Basiswissen. „Wer als Kind kochen gelernt hat, muss auch im weiteren Leben nicht einfach hilflos alles fressen.“
Mit der Bildungsproblematik beschäftigte sich auch der damalige oberösterreichische Umweltlandesrat und heutige Gesundheitsminister Rudi Anschober intensiv. Sein Kochbuch „BESSER ESSEN – Wie ,grüne’ Küche, Flexitarier & Co mit Genuss die Welt verändern“ erschien vor ein paar Jahren und ist aktuell wie nie zuvor. Anschober: „Ernährung ist eine höchst politische Angelegenheit.“ Damals bereitete er eine herrliche vegetarische Paradeisertarte nach einem Rezept des israelisch-britischen Kochgurus Yotam Ottolenghi zu.
Wie in der Kindheit
Das Rezept seiner Kindheit in Stinatz rekonstruierte Willi Resetarits: Erdäpfelstrudel. Nur drei Zutaten braucht er dafür – Mehl, Öl, Erdäpfel. Krisentauglicher geht’s nicht. Bewusst und respektvoll wie kaum einanderer geht der Musiker mit Lebensmitteln um. „Am besten schmeckt mir des, was hin wurdert, wenn’s ned g’essen wurdert.“
Und während Barbara Karlichs erdbeertörtchenhelfende Tochter Gloria jetzt wohl schon in der Pubertät ist, sind einige unserer Gäste inzwischen leider schon verstorben, Karlheinz Hackl, Annemarie Düringer, Gerhard Tötschinger, Hans Hurch, Wilfried Scheutz, Werner Schneyder.
Die Frage nach der liebsten Küche der Welt beantworteten übrigens ungefähr die Hälfte aller Gäste mit „Die italienische bzw. mediterrane“. Und auf die Frage „Welche Speise vermag es, Sie zu trösten?“, gab es für viele nur diese eine Antwort: „Schokolade“.
Erdbeer-Törtchen
a la Barbara K.
Zutaten
6 Eier
170 g Zucker
2 Packerl Vanillezucker
150 g glattes Mehl
1 Msp. Backpulver
1 1/16 l Speiseöl, Salz
Erbeeren
250 ml Schlagobers
1 Packerl Sahnesteif
1
Backrohr auf 200 Grad C vorheizen. Eier mit Zucker, Vanillezucker und einer Prise Salz so lange schlagen, bis eine hellgelbe Masse entstanden ist. Mehl und Backpulver reinsieben und mit der Gummispachtel unterheben, Öl ebenfalls. Backblech mit Backpapier auslegen, mit Öl einpinseln. Masse darauf glatt streichen, Temperatur auf 180 Grad reduzieren, ca. 20 Minuten backen.
2
Herausnehmen, auf ein Geschirrtuch stürzen, Backpapier abziehen. Sofort mit Marmelade bestreichen, einrollen, auskühlen lassen. Obers mit Sahnesteif steif schlagen. Roulade in 2 cm dicke Scheiben schneiden, Schlagobers mit einem Dressiersack draufspritzen und mit Erdbeeren auslegen.
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