Florian Holzers Restauranttest: Gut Mariendol

Florian Holzers Restauranttest: Gut Mariendol
Gestüte gibt’s in Österreich wohl viele, so gut essen wie hier kann man auf keinem.

Von Philipp Kroboth und seiner außergewöhnlichen Karriere war hier schon vor fünf Jahren zu lesen: HTL-Abschluss und guter Job in der IT-Branche, dann Jus-Studium plus Gerichtsjahr, auch noch nicht das Wahre, also Koch-Lehre und Ausbildung unter anderem bei „Steirereck“ und „Taubenkobel“. Schließlich ging der junge Burgenländer nach Kalifornien, wo er im Gourmet-Bistro „Bouchon“ rasch zum Sous-Chef aufstieg. Bis er Heimweh bekam, zurück ins Südburgenland ging und in Güssing das Lokal „Die Kanzlei“ aufmachte. Und nun der nächste Schritt: Während des Lockdowns baute er das „Reiterstüberl“ am Gestüt seiner Schwiegereltern zum Boutique-Restaurant um: vier Tische rund um die offene Küche, nur ein Menü (drei- oder fünfgängig, 48,–/69,– €) und Konzentration auf Produkte aus der unmittelbaren Nachbarschaft wenn nicht sogar vom eigenen Gut. Brot wird selbst gebacken, Pasta aus Mehl einer nahen Mühle und Eiern eigener Hühner gemacht, der Honig stammt von eigenen Bienenstöcken. Und dann geht’s los: mit Trüffel-Royal und Kalbskopf-Fond gefülltes Ei, großartig, Zucchinicremesuppe mit selbst über Kirschholz geräucherter Forelle und knusprigem Buchweizen, mit geriebenem Mais („Polenta fresca“) aus dem eigenen Garten gefüllte Agnolotti, absolut delikat, knusprig gebratenes Filet vom Flusswels mit einem exotischen Spinat, den der Nachbar anbaut, und absolut flaumigen Gnocchi. Dann noch Beiried aus dem BBQ-Ofen mit Gratin und Eierschwammerln und Schokotarte mit salzigem Vanilleeis. Gestüte gibt’s in Österreich wohl viele, so gut essen kann man auf keinem.

Gut Mariendol
7532 Litzelsdorf, Panoramaweg 41,
Tel: 0660/553 65 49,
Mo, Fr ab 17, Sa, So ab 12,
www.gut-mariendol.at

Bewertung:
   Essen: 45 von 50
   Service: 9 von 10
   Weinkarte: 12 von 15
   Ambiente: 21 von 25
Gesamt: 87 von 100


florian.holzer@kurier.at

Kommentare