Das Spiel mit herbstlichen Zutaten: Kürbis, Wildschwein und Pilze

Das Spiel mit herbstlichen Zutaten: Kürbis, Wildschwein und Pilze
Der Unterschied, ob etwas lieblos oder mit spielerischer Leichtigkeit auf den Teller kommt, ist die Kunst des Kochs.

Die freizeit hat drei Profis eingeladen, mit herbstlichen Lebensmitteln zu „spielen“. 

Drei Köche, drei  Zutaten

Kürbis, Wildschweinschulter, Waldpilze. Jeder von uns hat wohl sofort ein Bild von einem Gericht, das daraus entstehen könnte. Aber jedes unserer Bilder ist naturgemäß völlig anders. Drei Zutaten, unendlich viele Möglichkeiten. Allein von den Kürbissen gäbe es hunderte unterschiedliche Sorten. Was für den einen eine aufwendige „Spielerei“ darstellt, ist für den anderen ein einfaches „Kinderspiel“. Beim Kochen ist immer eine Portion Spielfreude, Mut und Risikobereitschaft nötig, schließlich sind natürliche Lebensmittel wertvoll und immer ein bisschen anders als zuletzt. 

Unsere drei Profis sind erfahrene Wildköche. Herbert Hausmair verkocht in seinem Wiener Wirtshaus nicht nur gern und oft Wildbret, er hält auch Wildkochkurse ab. Neben gschmackigen Rezepten lernen seine Schüler dabei auch, das erlegte Tier aus der Decke zu schlagen und zu zerlegen. Für ihn ist sofort klar: er schmort die Schulter im Ganzen, mit Wurzelwerk, ganz traditionell, weniger ist mehr.  Beim Kürbis denkt er anfänglich an Püree als Beilage, schwenkt aber dann kurzfristig um und fügt die orangefarbenen Würfel der Sauce hinzu, um ihr Molligkeit zu verleihen. Stattdessen serviert er kleine Erdäpfelknöderl dazu. 

Das Spiel mit herbstlichen Zutaten: Kürbis, Wildschwein und Pilze

Schulter im Ganzen im Wurzel-Kürbis-Saft - von Herbert Hausmair

„Kochen ist Kunst mit Lebensmitteln. Man kann seine Kreativität einfließen lassen, aber alles muss authentisch bleiben. Ohne großen Schnickschnack.“  

von Herbert Hausmair

Wirt, Koch, Jäger

Viele Ideen

Aus dem kreativen Stephan Solich sprudelt eine Idee nach der anderen hervor. Pulled Pork, Pasta asciutta, Wurzelfleisch, Gulasch, Bratwürste. Alles wäre aus einer Wildschweinschulter machbar. Er entscheidet sich für ein Ragout nach Burgunder Art – „Sanglier Bourguignon“. Aus der Sellerieknolle sticht er mit einem Parisienne-Ausstecher   kleine Kugeln aus, weil er gerade Lust dazu hatte und weil’s hübscher aussieht.  Statt der anfänglich angedachten Steinpilze landen letztlich  kleine Eierschwammerln am Teller, weil eine große Kiste davon überraschend ganz frisch aus dem Waldviertel geliefert wurde. Den Kürbis versteckt Solich in den Semmelknödeln – klein würflig geschnitten, kurz angeschwitzt und unter die Knödelmasse gemengt.
Eines ist also schnell klar: auch bei den Profis ist der Plan das eine, die Umsetzung aber oft etwas ganz anderes. Spielerische Freiheit kann sich nur der leisten, der ziemlich sicher weiß, was passieren wird.

Das Spiel mit herbstlichen Zutaten: Kürbis, Wildschwein und Pilze

Wildschwein à la Bourguignon von Stephan Solich

Beim Mittagessen will der Gast keine  Spielereien am Teller haben, am Abend schaut das schon ganz anders aus.

von Stephan Solich

Wirt, Koch, Jäger, Kochbchautor

In Toni Mörwalds Küchen arbeiten so viele Köche, dass manche Rezepte standardisiert sein müssen, um den vertrauten Geschmack zu gewährleisten. Raum zum Experimentieren bleibt umso mehr. Sein Stück Wildschwein versinkt unter einer  Muskatkürbiscreme, darauf setzt er marinierte Kürbiswürfel, ein paar Tropfen Kernöl da, ein wenig frischer Kren dort, oben auf würzige, leuchtend orangefarbene Kapuzinerkresseblüten. Prächtig. Essen bedeutet Freude, Emotion. Und das gilt für das Spielen genauso.   

Das Spiel mit herbstlichen Zutaten: Kürbis, Wildschwein und Pilze

Wildschwein im Muskatkürbissud von Toni Mörwald

Natürlich spielt man mit dem Essen! Wir spielen den ganzen Tag – mit den besten Lebensmitteln.

von Toni Mörwald

Koch, Gastronom, Hotelier

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