Das alles lässt sich vermeiden. "Hier bei uns in Europa wachsen etliche Nahrungsmittel, die unheimlich gesund sind. Wir sind was Superfoods betrifft alles andere als schlecht versorgt", sagt die Expertin.
Eine Alternative zu den tiefblauen Acai-Beeren der brasilianischen Kohlpalme sind beispielsweise Heidelbeeren. Das heimische Beerenobst ist ebenso reich an Antioxidantien, die erwiesenermaßen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfälle und Verengungen der Herzkranzgefäße verringern können – und Acai-Beeren ihren Ruhm verschafften. Auch Magnesium findet sich in Heidelbeeren reichlich. Kirschen, rote Weintrauben, Brombeeren und Holunderbeeren taugen ebenfalls als Acai-Ersatz.
Superfood, Instagram-Star und Profitgarant: Der Hype um Avocados reißt nicht ab. Was die wenigsten wissen: Die Butterfrucht, die nur in sehr warmen Ländern wie Brasilien, Chile, Spanien, Südafrika und Peru wächst, lässt sich hervorragend durch Leinsamen austauschen: "Leinsamen liefern ebenfalls gesunde Omega-3-Fettsäuren, die das Herz fit halten. Und sie sind zudem reich an Ballaststoffen, die eine verdauungsfördernde Wirkung haben." Darüber hinaus finden sich Schleimstoffe in den Samen. Sie bilden eine schützende Schicht im Magen und sorgen dafür, dass Krankheitserreger leichter durch den Darm abtransportiert werden können. Walnüsse sind ebenso reich an ungesättigten Fettsäuren, die im Körper auch Entzündungen entgegenwirken können. "Wer auf die ganz klassische grüne Avocado-Farbe am Frühstücksbrot nicht verzichten mag, kann auf ein mit Zitrone, etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer verfeinertes Erbsenpüree zurückgreifen", rät Schächter.
Quinoa, ein sogenanntes Pseudogetreide, das ursprünglich in den Hochebenen der Anden heimisch war und nun hauptsächlich in Südamerika angebaut wird, erfreut sich seit geraumer Zeit wegen ihres hohen Eiweißgehalts und ihrer Glutenfreiheit wachsender Beliebtheit. "Allerdings gibt es auch in Europa genügend glutenfreie Getreidesorten, zum Beispiel Buchweizen oder Hirse", sagt Schäfter. Mit ihrem zwölfprozentigen Eiweißanteil kann Hirse das ebenso proteinreiche Quinoa locker ersetzen. Das vielseitige Getreide liefert zwar etwas weniger Magnesium und nur halb so viel Eisen: "Mit regionalem und saisonalem Gemüse kombiniert, kann man das in einer ausgewogenen Ernährung aber ganz einfach ausgleichen", sagt Stefanie. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass sie aus biologischem Anbau stammt.
Ob im Smoothie, Salat oder in aufgequollener Form als Pudding: Chia ist als Superfood ebenfalls buchstäblich in aller Munde. Die Samen von Hanf, Sesam und Mohn wachsen in unseren Breiten und sind aufgrund ihrer Inhaltsstoffe eine gute Alternative.
Problematisch sind nicht nur die schädlichen Umwelteffekte exotischer Superfoods. Auch an ihrer Vermarktung gibt es Kritik: "Das Wort Superfood ist ein Marketing-Begriff, der suggeriert, dass bestimmte Lebensmittel besonders super sind und unbedingt auf dem Speiseplan stehen sollten. Dabei gilt zu bedenken, dass eine gesunde Ernährung vor allem vielseitig sein sollte. Dem Label 'Superfood' sollte man nicht blind vertrauen."
Hippe Milchalternativen wie Mandeldrinks verkaufen sich hervorragend, sind aber leider selten so gut wie ihr Ruf. Die Hauptanbaugebiete für Mandelbäume liegen in den trockensten Regionen der Erde, etwa in Kalifornien. Bis zur Reife braucht eine einzige Mandel rund neun Liter Wasser. Der hohe Wasserverbrauch verschärft das Dürreproblem.
Auch der Hype um Quinoa, eine Pflanzenart, die hauptsächlich in Ecuador, Peru, Chile oder Bolivien angebaut wird, hat ungünstige Effekte: Der Boom des glutenfreien Pseudogetreides hat dazu geführt, dass Kleinbauern in Südamerika von großen Plantagen verdrängt wurden – weil die Nachfrage riesig und das Geschäft lukrativ ist.
Der globale Appetit auf Avocados hat verheerende Folgen: Im weltgrößten Anbauland Mexiko müssen jährlich bis zu 4.000 Hektar Wald gerodet werden. Bei der in Europa beliebten Butterfrucht ist auch die Bewässerung im Anbau ein Problem: Um ein Kilo Avocados zu ernten, benötigt man je nach Region bis zu 1.000 Liter Wasser.
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