Nur 100 Gäste: Desinfektionsmittel und weniger Tische in den Restaurants
Bereits am Dienstag gab die Bundesregierung bekannt, dass Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen in geschlossenen Räumen bis 3. April verboten sind.
Die für Tourismus zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger: "Die Gesundheitsbehörden haben die Limits von 100 Menschen in Lokalen und bei Veranstaltungen zu kontrollieren.“ Nach dem Ministerrat erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober, dass doch zwischen Bars und Klubs, wo nur alkoholische Getränke konsumiert werden, sowie Restaurants unterschieden wird. Restaurants und Gasthäuser, also jene die auf das Verabreichen von Speisen fokussiert sind, sind vom Erlass bzgl. des Verbots von Veranstaltungen ausgenommen.
Den Erlass "Maßnahmen gegen das Zusammenströmen größerer Menschenmengen nach § 15 Epidemiegesetz" des Gesundheitsministers finden interessierte Gastronomen hier auf der Homepage des Ministeriums: Zu beachten ist, dass die tatsächlich anwesende Personenanzahl inklusive Personal ausschlaggebend ist und nicht die theoretische Sitzplatzanzahl in einer Lokalität.
Am Sonntag hätte das Schweizerhaus im Prater aufsperren sollen, doch das Lokal bleibt vorerst geschlossen. Traditionell startet am 15. März die neue Saison mit Live-Musik und zahlreichen Fans von Bier und Stelze. Das Lokal fasst rund 750 Sitzplätze im Inneren und 1.400 Plätze im Gastgarten. Wann das Lokal in Betrieb gehen wird, lassen sich Karl Hans Kolarik und Karl Jan Kolarik noch offen.
Promi-Gastronomen zeigen sich zweckoptimistisch
Was bedeutet das im Konkreten für Gastronomen – der KURIER machte einen Rundruf unter prominenten Restaurant-Eigentümern, diese zeigen sich zweckoptimistisch: Haubenkoch Heinz Reitbauer, Chef und Küchenchef des weltberühmten Steirerecks im Stadtpark, verfügt mit Meierei und Steirereck zwar über mehr als 100 Sitzplätze im selben Gebäude: "Allerdings laufen die Betriebe zeitversetzt: In der Meierei haben wir das Frühstücks- und Mittagsgeschäft, im Steirereck vor allem das Abendgeschäft. Aber selbstverständlich werden wir überall, auch am Pogusch, darauf achten, unter 100 zu bleiben."
Auch Robert Huth, der in Wien zahlreiche Restaurants wie das kürzlich übernommene Jamie's betreibt, zeigt sich gelassen: "Wir haben nur in einem Restaurant, nämlich im Da Moritz, mehr als 100 Sitzplätze, allerdings ist ein Restaurant schon alleine durch verschiedene Tischbelegungen nicht zu 100 Prozent besetzt. Im Jamie's würden wir nur mit dem Barbereich im Keller auf mehr als 100 kommen, hier werden wir diesen Bereich im Keller geschlossen halten."
Rindfleisch-Gastronom Mario Plachutta setzt ab morgen für Gäste sichtbare Vorkehrungsmaßnahmen in all sechs Betrieben um: Obwohl nur das Grünspan Platz für mehr als 100 Personen bietet, wird der Gastronom Tische und Sitzplätze reduzieren, "um den Gästen genug Abstand und Komfort bieten zu können". Darüber hinaus wird an allen Eingängen der Restaurants ein Mitarbeiter platziert, der den Gästen die Türe aufhält und auf Wunsch eine Desinfektionsmöglichkeit anbietet.
"Unsere Betriebe verzeichnen angesichts der aktuellen Situation nach wie vor solide Geschäfte. Obwohl wir an den Wochenenden deutlich mehr Nachfrage hätten, nehmen wir zusätzliche Einbußen zum Wohle unserer Gäste in Kauf."
Warum große Kaffeehäuser wie das Landtmann nicht betroffen sind
Mehr als 100 Sitzplätze haben in der Bundeshauptstadt landesweit bekannte Kaffeehäuser wie das Landtmann oder das Café Museum, die zum Imperium von Berndt Querfeld gehören. "Die Situation stellt sich tatsächlich so dar, dass wir so eine große Anzahl an Sitzplätzen nicht in einem Raum haben. Man könnte also Zimmer bzw. Stüberl durch Türen schließen. Ich gehe davon aus, dass wir diese Anzahl gar nicht erreichen."
Der Gastronom gibt zudem zu bedenken, dass bereits jetzt Touristen aus manchen Ländern und Geschäftsleute, deren Unternehmen Richtlinien zwecks sozialer Kontakte herausgegeben haben, ausbleiben: "Wenn Theater sperren, dann bleiben natürlich auch Schauspieler und Techniker aus, es fehlen die Gäste vor und nach dem Theaterbesuch."
Für die Gastronomen "stellt sich die Lage so dar wie für Hoteliers in Skigebieten, wenn der Schnee ausbleibt: Man wartet, bis die Hochsaison startet. Wir kennen das nicht und erleben das zum ersten Mal."
Querfeld rechnet damit, dass sich das Verhalten bei Schönwetter ändern wird, denn dann wollen alle den Kaffee in der Sonne trinken.
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