Das Beste kommt zum Schluss

Sophie Strobele lässt hinter die Kulissen des Model-Business blicken.
Mode-Zirkus wörtlich genommen: Ein abenteuerlicher Tag in einer echten Manege steuert unerbittlich auf seinen schwergewichtigen Höhepunkt zu.

Ein Anruf von meinem französischen Booker: „Ma Petite, übermorgen fliegst du in die Schweiz, fotografierst für ein Schweizer Label.“ Folgsam reiste ich nach Luzern, Models bekommen selten mehr als solch dürftige Informationen über einen Auftrag.

Umso größer war die Überraschung, als ich dort mit süßen Kindheitserinnerungen konfrontiert wurde, denn unsere Location entpuppte sich als das große weiße Zelt des Zirkus Knie! Ich durfte mit Clowns und Schlangenmenschen posen, mit fancy Popcornmaschinen und bunten Bällen, und es gab keine größere Challenge, als unfallfrei mit High-Heels durch das Sägemehl der Manege zu balancieren. Ein richtig fröhlicher Shooting-Day! „Tu peut faire du cheval?“, fragte mich plötzlich der Fotograf. Reiten? Wenn ich etwas in dem Business gelernt habe, dann ist es, den Großteil der Fragen nach meinen Talenten einfach mit Oui! Yes! Si! Ja! zu beantworten. No problem. Lernen kann man ja immer noch in der Konfrontation.
Also trabte ich Minuten später mit vorgetäuschtem Reiter-Know-How und roten Wangen auf einem schnaubenden Hengst, etwas unpassend nur mit einem hauchdünnen Negligée bekleidet. Eine Pferdehaarallergie sollte man da nicht haben. Auch auf die nächste Überraschung hätte ich gerne verzichten können. Nachdem ich in ein neues, allerlei von mir bloßlegendes Outfit geschlüpft war, wurde ich in die Mitte der Manege gewiesen. „Absolute Ruhe jetzt!“ herrschte ein Zirkusdompteur das Fototeam an.

Unsicher, in welche Situation ich mich mit meinem vorgetäuschten Mut gebracht hatte, versuchte ich eine Antwort in der Mimik unseres Fotografen zu finden. Man merkte ihm nur an, dass es ihn amüsierte, mir nun eine gewaltige neue Erfahrung zu bereiten: Mit schweren Schritten stampfte nämlich ein mächtiger Elefant in die Manege. Mein neuer schwergewichtiger Foto-Partner wurde mir beiläufig als „Uri“ vorgestellt. Ich wollte ihm noch „Hi, ich bin Sophie und bitte tu mir nichts, ich tu dir auch nichts!“ in eines seiner riesengroßen Ohren flüstern, da richtete sich Uri auf, verlagerte sein massiges Gewicht auf seine Hinterbeine und machte Männchen. Und mich schubste man darunter, während der Fotograf mir wenig vertrauenerweckend versicherte, er würde mir zeitgerecht signalisieren, falls Uri beschlösse, seine vier Tonnen wieder nach vorne abzusenken.

Schlagartig wurde mir klar, warum das Foto-motiv „Sophie mit Uri“ als allerletztes auf der Tages-Dispo stand ...

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