Die Blüten der Kunst

Die Blüten der Kunst
Blumen in Kunstwerken sind nie einfach nur Blumen. An ihnen entfaltet sich ein Dialog, der sich über Jahrhunderte spannt.

"Gärten sind nie unschuldig", sagt Felicitas Thun-Hohenstein. Die Kunstwissenschafterin und Kuratorin hat ein Gespür dafür, welche Kräfte in vordergründig lieblichen Dingen schlummern: Irgendwo finden sich immer Spuren von Macht oder Unterdrückung, und wenn sie sich nur in abgezirkelten Beeten und gestutzten Pflanzen zeigen. Allerdings gelingt es Künstlerinnen und Künstlern immer wieder, sich in diese Gefilde einzuschleichen – und subtile Botschaften des Widerspruchs zu senden.

Als Kommissarin des Österreichischen Pavillons brachte Thun-Hohenstein 2019 die Künstlerin Renate Bertlmann in die Giardini der Venedig-Biennale – den Gartenparcours der nationalen Repräsentationswünsche schlechthin. Unter dem Motto „Discordo Ergo Sum“ („Ich widerspreche, also bin ich“) setzte Bertlmann Widerhaken: Rosen aus Muranoglas, mit gezackten Messern bewehrt, widersprachen jeglicher Lieblichkeit. Später übersiedelte ihr Ensemble ins Belvedere in Wien, wo es auf kaiserlich-barocke Repräsentationskunst traf.

Thun-Hohenstein hat seitdem weitere widerständige Blumenbuketts aufgetischt: Im Wiener Künstlerhaus zeigt sie derzeit die aus Sarajevo stammende Lana Čmajčanin, die Blumen mit Frauennamen (Iris, Rosa, Liliana) mit Statistiken kontrastiert, die Diskriminierung von Frauen belegen. Anna Jermolaewa zeigt in der Schau Blumen, die zum Symbol der Auflehnung wurden: So gab es eine Tulpenrevolution, eine Kornblumenrevolution, eine Safran-Revolution, eine Lotus-Revolution.

Aufrührerische Pflanzen

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