Zwei Jünglinge, ein Mädchen, 1929

Zwei Jünglinge, ein Mädchen, 1929
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Wotrubas grafisches Werk ist umfangreich, und fast nie waren seine Zeichnungen nur als vorbereitende Studien für Skulpturen oder Plastiken angelegt, sondern als autonome Kunstwerke. Dennoch sollten die Spontaneität, Leidenschaft und Ungezügeltheit der in der Zeichnung manifestierten, ursprünglichen Idee in die vollendete Skulptur einfließen. Als 14-Jähriger kopierte er Zeichnungen Michelangelos – ein künstlerischer Einfluss, der zeitlebens prägend blieb. Der in Wien geborene Künstler zählt zu den Klassikern der modernen Skulptur, sein Nachlass wird heute von der „Fritz Wotruba Privatstiftung“ und dem Belvedere verwaltet und wissenschaftlich betreut.

Die spezifischen Möglichkeiten der Arbeit mit Aquarellfarben werden hier virtuos eingesetzt: Amorphe Formen stehen neben scharfen, für den Künstler nicht genau berechenbar verlaufenden Konturen. Es entsteht ein berührender, spannungsreicher Rhythmus aus getrockneten, dann übermalten und nass ineinanderlaufenden, kontrastreichen Partien.

In seinen frühen Zeichnungen experimentierte Wotruba mit intensiven, dichten Farben, später legte er mehr Wert auf die Zeichnung. Die langen Gliedmaßen der drei Figuren entsprechen dem Zeitstil – gerade hatte Wotruba in Wien sein Studium der Bildhauerei beendet und schon Ende der 1920er-Jahre frühe Meisterwerke der österreichischen Skulptur geschaffen.

Kommentare