Gemma Augustea, 9 - 12 n. Chr

Gemma Augustea, 9 - 12 n. Chr
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Als Gemme bezeichnet man heute einen in die Tiefe geschnittenen (Edel)stein – die einfachste Form wäre ein Siegelring, der, in eine weiche Masse gedrückt, ein kleines Relief hinterlässt. Die berühmte „Gemma Augustea“ ist dagegen eigentlich ein Kameo, also ein erhaben gearbeitetes Steinrelief. Die traditionelle Bezeichnung wird jedoch bis heute beibehalten. Das in der kaiserlichen Gemmenwerkstatt in Rom entstandene 19 x 23 cm große Meisterwerk stammt wahrscheinlich aus dem persönlichen Besitz des Kaisers Augustus. Es wurde aus einem zweischichtigen arabischen Sardonyx mit solcher Feinheit, Präzision und Anmut gearbeitet, dass das Ergebnis lange Zeit als Steinmalerei bezeichnet wurde.

Je näher der Künstler der dunklen unteren Schicht des Steines kam, desto durchsichtiger und bläulicher wurde die glänzende, annähernd weiße obere Schicht. So konnten feine Verläufe, Faltenwürfe und dreidimensional aufgefasste Körper entstehen. Und was ist dargestellt? Im oberen Streifen thront Kaiser Augustus in Kleidung und Pose des Gottes Jupiter. Zu seiner Rechten sitzt Roma, die Schutzherrin der Stadt am Tiber, zur Linken des Kaisers sitzen u. a. Personifikationen der Erde und des Meeres. In der unteren Reihe wird gerade ein Siegesdenkmal aufgerichtet, während gefesselte Gefangene sich auf dem Boden winden und dem Triumph Roms tatenlos zusehen müssen. Augustus’ 2000. Todestag wird in diesem Jahr am 19. 8. begangen, das KHM würdigt den „Vater Europas“ mit einer kleinen aber feinen Kabinettausstellung.

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