Polly Adlers Chaos de Luxe: Beziehungs-Panikerin

Karrierefrauen sind wie Schrotflintensalven.

Freundin M ist auf panischer Suche nach einer Beziehung. Dabei könnte sie es doch so gemütlich haben. Sie nimmt unvorstellbare Torturen auf sich: Klinkt sich, natürlich um mindestens fünf Jahre verjüngt, also 47, in diverse Oldschool-Online-Partneragenturen ein. Trifft diese meist elendslangweiligen Männer, die über ihre Hobbys wie Mountainbiken, Tontaubenschießen, Ex-Frauen-Bashing beim Durchschnitts-Griechen über Poseidon-Platten in der Endlosschleife labern. Sogar vor einem Inserat in einer deutschen Wochenzeitung schreckte sie nicht zurück. Die ersten Adjektive, die sie dort über sich anführt: schlank, attraktiv, gut erhalten. Dabei hat M einen Doktor in Jus und einen in Philosophie und verdient so viel, dass sie sich über Geld nicht den Kopf zerbrechen muss. „Wenn du intellektuelle Karrierefrau schreibst, wirkt das für einen Mann so anziehend wie Schrotflintensalven“, seufzt sie. Feminismus, bitte zum Katastropheneinsatz, denke ich mir, schweige aber. „Wenn du dein wahres Alter angibst, rutscht du automatisch in die Kategorie der 65-sehr-plus-Knaben, also hallo Gicht, grüß Gott Bandscheibenvorfälle, bonjour Cabrio-Panikkäufe – und nein danke“, rechtfertigt sie ihre ebenfalls nicht sehr emanzipationsstolze Verjüngungs-Maßnahme. „Aber wozu das alles?“ – „Wie wozu das alles? Ich brauche einen herzeigbaren Mann an meiner Seite. Du weißt doch, dass Georg heiratet!“ Ihr Ex hatte auf der Website sugardaddy.com sein Herz an eine ukrainische Friseuse, 23, verloren, die ihren Vaterkomplex offensichtlich zur Grundlage ihres Geschäftsmodells gemacht hatte. Es ist auch schon was Kleines unterwegs. „Es ist ein Deal, Schatz, wegen so was muss man sich nicht kränken. Ich meine, der gehört doch mit der Sugardaddy-Nummer mit DHL ins Karikaturmuseum Krems verschickt ...“ Sie schniefte: „Er soll auf jeden Fall glauben, dass ich nicht mehr an ihn denke.“ Ich fürchte, diese Form des Wahnsinns nennt man auch Liebe. Die letzten Vorstellungen von „Amourhatscher“: 3. März im Wiener Rabenhof, 8. März Stadttheater Wiener Neustadt.


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