Bedtimestory

Bedtimestory
Ist Modeln ein richtiger Job? Richtige Arbeit? Also anstrengend und ermüdend? Ich finde schon, auch wenn es manchmal nach leicht verdientem Geld klingt.

Mein letzter Auftrag fand im Bett statt. „Du hast dein Geld quasi im Schlaf verdient?“ Ja, sogar die beste Freundin von allen klingt enerviert, als ich ihr mitteile, ich sei müde – nach einem dreitägigen Pyjama-Shooting in der Schweiz.

„Leg dich mal ganz natürlich hin“, orderte die Fotografin freundlich. Ich schlüpfte auftragsgemäß ins Bett, über mir schwebten ein Kamerakran und allerhand Scheinwerfer. „In welcher Position schläfst du denn am liebsten, Sophie?“ Auf dem Bauch, das Gesicht ins Kissen gedrückt – aber mir war klar, dass meine Lieblingsposition auf dem Foto keinen Sinn ergeben würde, also sagte ich: „Auf der Seite, eingerollt wie ein Baby.“ Und zeigte es schon vor. „Süß Sophie, aber sinnlos, da sieht man die Knopfleisten nicht.“ Ich legte mich auf den Rücken, strahlte hinauf zur Kamera. Die Fotografin verzog das Gesicht. Jetzt sah sie zwar die Knopfleisten, aber ...
Liegepositionen gehören nicht zu den schmeichelhaftesten, am wenigsten, wenn die Schlafende direkt von oben fotografiert wird. Jeder Körperteil sieht, auf der Matratze abgelegt, doppelt so breit aus – und sagenhaft platt. Dabei soll ich doch elfengleich wirken!

Nach einigen Experimenten stellten sich zwei Positionen als akzeptabel heraus, um das Produkt ins beste Licht zu rücken. Mit größter Körperdehnung schaffte ich es, die Beine länger aussehen zu lassen, dabei hielt ich den Oberkörper angespannt gedreht, damit er möglichst wenig Fläche zeige. Auf der rechten Hüfte balancierend – die Taille sollte schmal aussehen, das Gesicht trotzdem zur Kamera geschraubt – traten mir die Schweißperlen auf die Stirn, während ich mit geschlossenen Augen vorzugeben hatte, angenehm zu träumen. „Achtung, nicht das Make-up ins Kissen schmieren! Und du liegst auf deinen Haaren!“

Nach vier Stunden meldete mein Kreislauf Bedenken an: Still liegen? Aufstehen, Nightie wechseln, wieder still liegen? Ja, was denn nun? Nach dem fünfzigsten Nachthemdsujet musste ich mich nach jeder Aufnahme erst einmal langsam aufsetzen, um dem sich anbahnenden Schwindel zu entgehen. Am Ende des Tages warf ich mich erleichtert in mein Schweizer Hotelbett. In platter Flunderposition, erschöpft das Gesicht in die Matratze gedrückt, Arme und Beine weit von mir gestreckt, war mir ganz egal, ob ich in dieser Position gut aussehen“ würde. After work!

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